Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Landung der Alliierten an den Dardanellen und die Vorbereitungen dazu 223 
Aus dem amtlichen Bericht Sir Jan Hamiltons über die Kämpfe vom 
25. April bis 4. Mai 1915. 
Die bekannt gegebenen Stellen des Berichts des Oberbefehlshabers der Streitkräfte 
der Alliierten vor den Dardanellen, des englischen Generals Sir Jan Hamilton, lauten 
nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" folgendermaßen: „Wiederholte eingehende 
Erkundungen überzeugten mich, daß nur ein gründlich und systematisch vorbereiteter Plan, 
nach dem die gesamten Kräfte mit blitzartiger Schnelligkeit an das User geworfen würden, 
Aussicht auf Erfolg haben könne, wogegen der Versuch, die Landung in Etappen nach und 
nach durchzuführen, unbedingt zu einer Katastrophe führen müsse. Es erwies sich daher als 
notwendig, gleichzeitig an mehreren Punkten zu landen und außerdem an einigen Punkten 
mit Landung zu drohen. Das zwang leider dazu, die Kräfte durch größere Zwischen 
räume voneinander zu trennen. Die notwendig gewordene Umgruppierung der Truppen 
vor ihrer Verteilung in die Transportschiffe konnte im Hafen von Mudros nicht erfolgen. 
Im Einverständnis mit Eurer Lordschaft ordnete ich deshalb die Überführung nach 
ägyptischen Häfen an. Am 7. April waren die Vorbereitungen so weit gediehen, daß 
ich mich mit meinem Stabe nach Lemnos begeben konnte. Am 23. April konnten die 
Deckungstruppen der 29. Division den Hafen von Mudros verlassen, mit der Bestim 
mung nach den fünf Landungsplätzen 8, Y, W, X und Y, in der Morto-Bucht, bei 
Sedd-ül-Bahr, bei Kap Helles, bei Teke Burun und an der Sighin-Dere-Mündung. 
Von diesen waren V, W und X, Sedd-ül-Bahr, Kap Helles und Teke Burun, als 
Hauptlandungsstellen ausersehen, während die Landungen in der Morto-Bucht und an 
der Sighin-Dere-Mündung nur dazu dienen sollten, die Flanken zu schützen, die Kräfte 
des Gegners zu zerstreuen und das Heranbringen seiner Verstärkungen zu verhindern. 
Die Landung ander Sighin-Dere-Mündung wardenKing's Own Scottish Borderers 
und dem Marine-Bataillon „Plymouth" anvertraut. Die Landungsstelle bestand hier 
aus einem schmalen Streifen südwestlich von Krithia, hinter dem sich eine 260 Fuß hohe, 
mit Gestrüpp bewachsene Klippe erhob. Beide Bataillone konnten sich zuerst auf der 
Höhe der Klippe festsetzen, planmäßig wurde versucht, mit den Truppen, die bei Teke 
Burun gelandet waren, in Fühlung zu kommen. Unglücklicherweise trat eine starke 
Abteilung des Feindes von Sighin-Dere her dazwischen, unsere Truppen bei Teke Burun 
waren vollauf beschäftigt, die Türken vor ihrer Front anzugreifen, und der Versuch, 
die Verbindung mit den Truppen bei Teke Burun herzustellen, mußte ausgegeben 
werden. 
Im Laufe des Tages wurden bedeutende türkische Kräfte, die auf den Klippen über 
dem Y-Strand vorgingen, beobachtet und Oberst Koe war gezwungen, sich einzugraben. 
Von da ab waren unsere Bataillone kräftigen, wiederholt einsetzenden, von Feldartillerie 
unterstützten Angriffen ausgesetzt, wobei die Geschütze unserer Deckungsschiffe infolge 
der Beschaffenheit des Geländes keine nennenswerte Hilfe leisten konnten. 
Die Schotten unternahmen wiederholt Gegenangriffe mit dem Bajonett, aber die 
Türken waren den Unsrigen weit überlegen. Oberst Koe, der inzwischen seinen Wunden 
erlegen ist, wurde schon sehr früh am Tage verwundet, und die Zahl der getöteten 
Offiziere und Mannschaften war sehr hoch. Am 26. April um 7 Uhr abends war von 
den Scottish Borderers nur die Hälfte übrig geblieben, und diese hatte Gräben zu halten, 
die für die vierfache Zahl bestimmt waren. Die Tapferen waren von den unausgesetzten 
Kämpfen vollkommen erschöpft und da auch aus rechtzeitiges Eintreffen von Verstärkungen 
nicht zu rechnen war, mußte der Befehl zur Wiedereinschiffung gegeben werden. Dank 
der Mitwirkung der Schiffe „Goliath", „Dublin", „Amethyst" und „Sapphire" und der 
Aufopferung einer kleinen Nachhut der Scottish Borderers konnte die Einschiffung der 
beiden Bataillone gut von statten gehen.
	        
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