Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Versuche zur Forcierung der Dardanellen durch die Flotte der Alliierten 209 
Die Landungsversuche der Alliierten am 4. März 1915 
Der in Tschanak Kale weilende Konstantinopeler Vertreter des Wolffbureaus berichtete 
über die Landungsversuche der Alliierten am 4. März 1915 folgendes: „Die englisch 
französische Flotte beschoß die Außensorts Kum Kale und Sedd-ül-Bahr durch acht bis 
zehn Schiffe mit etwa 1000 Granaten und Schrapnells vom Morgen bis zum Abend. 
Jenischehr und Kum Kale waren den ganzen Tag in Flammen und Rauchwolken gehüllt. 
Trotzdem wich die türkische Infanterie keinen Schritt zurück. Unter dem Schutz des 
Schiffsfeuers erreichten dann kleine feindliche Truppenkörper bei Kum Kale das Land. 
Die türkische Infanterie aber ging mit Gewehrfeuer und Handgranaten gegen das 
feindliche Landungskorps vor, das durch die Schiffsbesatzungen auf annähernd 400 Mann 
verstärkt worden war. Das mörderische türkische Feuer zwang das Landungskorps bei 
Sonnenuntergang zum Rückzug nach einem Verlust von 70 bis 80 Mann. Bei Sedd- 
ül-Bahr landete der Feind 60 Mann, die der Unteroffizier Mustafa Oghlu Mehmed 
mit 20 Mann im Bajonettkamps zurückschlug. Die gesamten türkischen Verluste in 
den beiden Kämpfen beliefen sich auf sechs Tote und 25 Verwundete." 
Die angebliche Fahrt des „Amethyst" bis Nagara 
Wie aus Athen gemeldet wurde, stieß der Kreuzer „Amethyst" mit voller Kraft bis 
Nagara vor, wurde dabei aber von drei Granaten getroffen, die das Schiff beschädigten, 
28 Mann töteten und 30 verletzten. Die Fahrt soll den Zweck gehabt haben, das Kabel 
zwischen den Forts Kilid-ül-Bahr und Tschanak zu durchschneiden und durch das Er 
scheinen des Kreuzers die gut versteckten türkischen Batterien zum Feuern herauszufordern, 
zur Erkundung durch die Flieger der Alliierten. 
Darauf erklärte die „Agence Milli" am 25. März 1915: „Der Kommandant des 
„Amethyst", der zweifellos die außerordentliche Gefahr kennt, in die er sich begeben 
würde, wenn er sich Nagara nähern wollte, will sich mit billigem Ruhm bedecken, in 
dem er sich eine solche Kühnheit zuschreibt. Das Ende des „Bouvet", der in den Grund 
gebohrt wurde, ohne daß er Nagara auch nur von der Ferne gesehen hätte, bildet die 
beste Widerlegung dieser Behauptung." 
Das Gefecht in der Nacht vom IO. auf den II. März 1915 
Nachdem die Beschießung der starken Forts am Eingang zu den mittleren Darda 
nellen erfolglos geblieben war, trat eine Unterbrechung in den Operationen des englisch- 
französischen Geschwaders ein. Man machte „acte de presence“ durch gelegentliche 
Beschießung der Ortschaften an den äußeren Dardanellen, die zwar durch das anhaltende 
Feuer der schweren Schiffsartillerie säst völlig in Trümmer gelegt, trotzdem aber 
von der tapferen türkischen Infanterie besetzt gehalten und gegen jeden Landungs 
versuch energisch verteidigt wurden. Hier und da sandte man einen feurigen Gruß nach 
den Hügeln, aus denen man die gefährlichen Haubitzenbatterien vermutete; auch schickte 
man einige Boote in die Nähe der Minenfelder, die prompt von den Sperrbatterien be 
schossen und teils zum Sinken gebracht, teils zur Flucht gezwungen wurden. In der 
Nacht vom 10. aus den 11. März 1915 endlich wurde der Trumpf ausgespielt in der 
Form eines energischen Nachtangriffs auf die Minensperre und die Scheinwerfer. 
„Es war eine Nacht wie für ein solches Unternehmen geschaffen," schreibt der Bericht 
erstatter der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". „Nach einem wundervoll klaren 
Tage hatten sich die Schwaden des abendlichen Nebels wie ein ganz seiner, kaum merk 
barer weißer Schleier auf das Wasser der Meerenge gelegt und das klare Sternenlicht 
schwächte dazu die blendende Leuchtkraft der großen Scheinwerfer, die mit ihrem fort 
währenden Umherirren, ihrem raschen Wechsel im Ab- und Anstellen die Zielsicherheit 
Bölkerkrleg. VIII. 14
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.