Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Zusammenfassende Darstellung der Kämpfe um die Dardanellen 195 
dieser Bemühungen besiegelten. Es versank 7 Uhr 30 Minuten abends, nachdem ein 
Teil der Besatzung gerettet worden war. Auch das englische Kriegsschiff „Ocean", das 
steuerlos im äußeren Teil der Meerenge trieb, konnte nicht abgeschleppt werden und 
versank. Ein weiteres Kriegsschiff, der „Gaulois", der nach Tenedos abgeschleppt wurde, 
ist später ebenfalls gesunken. 
In qualvollem Rückzugskampfe gewannen die Schiffe der Alliierten unter einem Hagel 
von Geschossen mit Mühe den Ausgang der Dardanellen. Das Ergebnis der Schlacht 
war dank der Treffsicherheit der türkischen Artillerie für die Alliierten entsetzlich, die 
ihrerseits, obwohl sie annähernd 2000 Granaten abfeuerten, keine türkische Batterie zum 
Schweigen brachten. Der Sieg über die englische Flotte, verstärkt durch ein französisches 
Geschwader, hatte den verbündeten Türken und Deutschen drei Offiziere und 21 Mann 
an Toten und zwei Offiziere, 77 Mann an Verwundeten gekostet, während die Alliierten 
134 Geschütze und über 1200 Mann einbüßten." 
Bis zum 2. März 1915 hatte Vizeadmiral Carden die vereinigte englisch-französische 
Flotte befehligt. „Seine Vorsicht bewahrte ihn zwar," wie der „Patris"-Berichterstatter 
Rodas von Mudros aus berichtete, „vor größeren Verlusten, aber dabei erreichte er auch 
nicht viel mehr als die Zerstörung der strategisch wertlosen veralteten Festungen von 
Sedd-ül-Bahr und Kum Kale. Einen durchschlagenden Erfolg durch bloße Beschießung 
von seiten der Flotte hielt Carden für ausgeschlossen und drang daher auf kräftige Mit 
wirkung eines starken Landungsheeres. Er wünschte aber gleichwohl, vom Kommando 
enthoben zu werden, aus Gesundheitsrücksichten, in Wahrheit aber, weil er sich nicht 
entschließen konnte, der Forcierung der Meerengen die unvermeidlichen schweren Schiffs 
opfer zu bringen. Als sein Nachfolger, Vizeadmiral de Robeck, aus Tenedos eintraf, 
hatten beide Befehlshaber eine längere Besprechung, worauf Carden nach herzlicher Ver 
abschiedung nach Malta abfuhr." Es ist demnach durchaus unrichtig, Vizeadmiral Carden 
die Schuld an der Niederlage der englisch-französischen Flotte zuzuschreiben. Der Angriff 
erfolgte mit Zustimmung des neuen Oberbefehlshabers General Sir Jan Hamilton, der 
in seinem ausführlichen Bericht an die Londoner Regierung meldete: „Sofort nach meiner 
Ankunft in Tenedos am 17. März nahm ich mit Admiral de Robeck, General d'Amade 
und Admiral Guspratte an einer Beratung teil, in der mir die Absicht kund getan wurde, 
am nächsten Tage einen neuen Flottenangriff zu unternehmen." 
Admiral v. Usedom und der Befehlshaber in den Dardanellen Dschewad Pascha, 
teilen sich in den Ruhm der siegreichen Verteidigung der Meerenge. Das bei Nagara 
konzentrierte türkische Geschwader, das aus den Schiffen „Hamidije", „Medjidije", 
und vier Torpedozerstörern bestand, befehligte Admiral Souchon. 
Ueber alles Lob erhaben war nach dem Urteil aller Autoritäten die Haltung der 
Mannschaften in den Forts. Die Entschlossenheit und der Mut, mit dem die türkische 
Infanterie die englische Uebermacht bei Kum Kale mit dem Bajonett angriff, die eiserne 
Disziplin und die Ruhe, mit der nicht nur die Geschützmannschasten, sondern auch die 
Arbeitskolonnen in den Forts im heftigen Granatfeuer auf ihren Plätzen aushielten, 
sind der besten Tradittonen des osmanischen Armee würdig. Die deutsch-türkische Waffen 
brüderschaft aber hat sich am 18. März 1915 glänzend bewährt und den außerordentlich 
hohen Wert des Bündnisses zwischen dem osmanischen Reich und den Zentralmächten 
aufs eindringlichste bewiesen. 
Wie ein Satyrspiegel zu dem gewaltigen Drama vom 18. März nimmt sich das 
Unternehmen der russischen Schwarzmeerslotte aus, die zehn Tage später vor dem 
Bosporus erschien, sich dabei aber sorgfältig außer Schußweite der Besestigungswerke hielt. 
Sie begnügte sich damit, gegen die unbefestigte Küste zwecklos und erfolglos etwa 150 
Schuß abzugeben, woraus sie sich schleunigst wieder zurückzog.
	        
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