Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

170 Italien und der Vatikan während der ersten Kriegsmonate 
Der Vatikan während der ersten Kriegsmonate 
Fortsetzung von Band VI, S. 309 bis 318 
Vom Sitz und der Verwaltung des Heiligen Stuhls 
20. Juni 1915. 
Sämtliche spanischen Bischöfe haben an den Papst eine Adresse gerichtet, 
worin fle erklären, wenn der Papst seine erhabene Sendung in Rom nicht mehr erfüllen 
könne, und er Spanien zum zeitweiligen Aufenthalt wählen wolle, würde das ganze Land 
ihn begrüßen. Eine Adresse in demselben Sinne, von tausenden von Spaniern unter 
zeichnet, ist nach Rom abgegangen. 
3. Juli 1915. 
Die vom Vatikan dementierte Nachricht von der Errichtung einer Nuntiatur in der 
Schweiz ist nach dem „Carriere d'Jtalia" teilweise begründet, indem der Vatikan auf 
schweizerischem Boden ein diplomatisches Amt eingerichtet hat zur Erledigung der 
Korrespondenz mit Deutschland, Oesterreich, Belgien und Holland und zur Förderung 
des Papstvorschlags, die waffenuntauglichen Kriegsgefangenen in der Schweiz zu internieren. 
Die Kriegsfürsorge des Heiligen Stuhls 
11. Juni 1915. 
Der Papst, der nie nachgelassen hat, alle möglichen Mittel gegen die schmerzlichen 
Folgen des Krieges vorzuschlagen, hat, wie der „Carriere d'Jtalia" schreibt, einen neuen 
Beweis seines Willens, den beklagenswertesten Opfern des Krieges zu Hilfe zu kommen, 
gegeben. Unter der Menge der in den verschiedenen Staaten internierten Gefangenen 
findet sich eine große Anzahl Kranker und Verwundeter, die noch diensttauglich sind 
und denen unter den obwaltenden Umständen nicht die Pflege zuteil werden kann, die ihr 
Zustand erfordert. Die väterliche Aufmerksamkeit des Papstes, der sich zunächst im Verein 
mit der Schweizerischen Regierung mit Erfolg mit dem Austausch der dauernd dienst 
unfähigen Gefangenen beschäftigt hatte (vgl. VII, S. 316 f.) gilt nun jenen Unglücklichen. 
Der Papst richtete daher einen Vorschlag an die schweizerische Regierung mit dem 
Ersuchen, an diesem menschenfreundlichen Werke mitzuwirken. Er entsandte den bis 
herigen Auditor der päpstlichen Nuntiatur in München Msgr. Marchetti nach Bern, 
um durch persönliche Berührung mit dem Bundesrat die Verhandlungen zu erleichtern 
und womöglich zu baldigem Abschluß zu bringen. 
13. Juni. 
Gleichzeitig mit dem Vorschlage an die Schweiz hat der Papst mit der spanischen 
Regierung Verhandlungen angeknüpft, um 20000 verwundete Kriegsgefangene in 
Spanien unterzubringen. Da die Schweiz hauptsächlich für die Kriegsgefangenen des 
Westens, Deutsche, Oesterreicher und Ungarn, Belgier, Engländer und Franzosen in Be 
tracht käme, solle Spanien den Gefangenen des östlichen und Dardanellenschauplatzes vor 
behalten sein, den Russen, Serben, Montenegrinern einerseits den Deutschen, Oester 
reichern, Ungarn und Türken anderseits. Die spanische Regierung soll dem Vorschlage 
des Papstes wohlwollend gegenüberstehen. 
25. Juli 1915. 
Die Gefahren, denen die Denkmäler, Kirchen und Heiligtümer Italiens, ins 
besondere in den adriatischen Küstenstädten (wie das berühmte Heiligtum von Loreto bei 
Ancona) durch den Krieg ausgesetzt sind, haben den Papst mit Besorgnis erfüllt, er hat 
daher den apostolischen Nuntius am Wiener Hof, Msgr. Scapinelli, beauftragt, diese seine 
Besorgnisse zur Kenntnis der K. u. K. Regierung zu bringen. Der apostolische Nuntius 
hat sich dieses Auftrages am 27. Juni 1915 entledigt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.