Von den österreichisch-ungarischen Fürsten und Heerführern 145
Wie Sie das Vertrauen, mit dem Ich das Kommando über all die tapferen Kämpfer
in Ihre Hand gelegt, vollst gerechtfertigt haben, so ist es Ihnen auch gelungen, sich die
unbedingte Hingebung Ihrer Untergebenen zu sichern.
Solch zielbewußte Führung im Vereine mit den hervorragenden Truppen verbürgen
mit Gottes Hilfe den endgültigen Erfolg.*
2. August 1915.
Der Armeeoberkommandant Feldmarschall Erzherzog Friedrich hat an den
Flottenkommandanten Admiral Haus folgende Depesche gerichtet:
„Die huldvollen Worte unseres allerhöchsten Kriegsherrn an die treue Wacht im Süd
westen haben bei der ganzen Armee im Felde hellen Jubel ausgelöst. Der bewunderns
werten Leistungen der kühnen Kriegsmarine dankbarst gedenkend beglückwünsche ich Euer
Exzellenz und die Ihnen unterstehende tapfere Flotte herzlichst zu der Allerhöchsten An
erkennung und hoffe zuversichtlich, daß die stolze rot-weiß-rote Flagge die Beherrscherin
der heimatlichen Gewässer bleiben wird."
Darauf hat Flottenkommandant Admiral Haus dem Armeeoberkommandanten mit
einer Depesche geantwortet, in der es u. a. heißt: „Dankbaren Herzens bitte ich Euer
k. u. k. Hoheit, die Versicherung gnädigst entgegenzunehmen, daß S. M. Flotte, die
unvergänglichen Ruhmestaten der Euer k. u. k. Hoheit unterstehenden Armeen als leuchten
des Vorbild vor Augen, die rot-weiß-rote Flagge stets stolz und ruhmvoll führen wird
zum Schutze der heimatlichen Gewässer und zur Ehre des geliebten Vaterlandes."
Der Besuch des Erzherzog-Thronfolgers an der Südwestfront
Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef besichtigte vom 10. bis 30. Juni
1915 die im Südwesten stehenden österreichisch-ungarischen Truppen. Die Reise führte
ihn zuerst nach Pola, dann nach Istrien, ins Küstenland, nach Kram sowie nach Kärnten.
Durch die Feier in Wien anläßlich der Wiedereroberung Lembergs ist dann das Reise
programm des Erzherzogs kurz unterbrochen worden. Aber bereits am 25. Juni weilte
Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef wieder an der Front in Trient und besuchte
am Nachmittag das Suganatal, wo gekämpft wurde. Am 26. Juni wurden Truppenteile
in Spondinig in Prad und in Tschengls besichtigt, dann über Gomagoi die Paß
höhe des Stilfserjochs erreicht und darnach die Rückfahrt durch das Vintschgau über
Meran nach Bozen angetreten. Der 27. Juni galt dem Besuch der Grenzgebiete
des südöstlichen Tirols. Von Auer ging es im Fleimtal über San Lugano
nach Cavales und Predazzo, dann durchs Avisiotal nach M oena und Canazei
und auf das Pordoijoch, wo die Schützengräben der vordersten Stellungen besucht
wurden. Auf der Rückfahrt wurde in Vigo di Fass« und am Karrersee Halt
gemacht und noch am Abend von Bozen aus im bereitstehenden Sonderzug die Weiter
fahrt nach Hall angetreten. Ueberall sprach Erzherzog Karl Josef die Truppen an,
um ihnen zu sagen, daß er vom Kaiser den Auftrag erhalten habe, ihnen allen die
besondere Zufriedenheit des Monarchen auszusprechen.
Den 28. Juni, dem Jahrestag der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und
seiner Gemahlin, beging der Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef mit seiner von
Schönbrunn herbeigeeilten Gemahlin, der Erzherzogin Zita, in Hall, wo in der Stifts
kirche ein feierlicher Trauergottesdienst abgehalten wurde. Am Nachmittag des 28. Juni
ist das Pustertal besucht worden und am Abend erfolgte unter dem Jubel der von
überall her zusammengeströmten Bevölkerung der Einzug des Thronfolgerpaars in Inns
bruck, worauf die Rückreise nach Wien angetreten wurde.
Von dem Verkehr des Erzherzog-Thronfolgers mit den treuherzigen Tirolern, die
Scharwenzeln und Liebedienern weder kennen noch mögen, erzählt Paul Lindenberg in
Völkerkrieg. VIII. 10