Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Kämpfe zwischen Maas und Mosel 209 
erlebt hast, war ganz anders; hier schwarz auf weiß, lies und vernimm, wie ein anderer 
schreibt und urteilt. In dieser wunderlichen Lage befanden wir uns heute an der 
Divifionstasel, als wir unseren gestrigen guten Erfolg gegen die Franzosen mit einem 
Schlucke edlen alten Rheinweins feierten, den unsere Exzellenz selbst für die kleine Feier 
zur Verfügung stellte. Da ward die französische Nachmittagsmeldung vom 7. Juli 1915 
gebracht, die uns durch den aufgefangenen Funkspruch vom Eiffelturm regelmäßig ver 
mittelt wird. Unsere Exzellenz las sie mit trockenem Humor selbst vor (vgl. S. 198, 199). 
Nach dieser brillanten Leistung des betreffenden französischen Generalstabscoiffeurs, 
das Bulletin erfolgreich umzufristeren, sahen wir uns alle starr an. Na, und dann 
haben wir darauf angestoßen, daß das alte Kulturvolk der Gallier in seinem Unglück 
wenigstens nicht von der trostreichen Muse der Dichtkunst verlassen worden ist. 
Die blutigen Tatsachen aber, die sich unter der Perücke des französischen Coiffeurs 
verbergen, lauten anders. Nach einstündigem Sperrfeuer setzten sich unsere Sturm 
kolonnen um 4 Uhr 15 in der Frühe des siebenten Juli mit der Losung „Ganz Deutsch 
land" in Bewegung. Um sechs Uhr bereits waren die drei-, an manchen Stellen vier 
fach hintereinanderliegenden, französischen Gräben in unserem Besitze. Die letzte Stel 
lung, die wir nahmen, war nur knietief eingegraben. Dahinter kam nichts mehr. Wir 
waren durchgebrochen auf eine Breite von 1800 Metern und in einer Tiefe von 9OO 
Metern. Wir hätten weiterkommen können, wenn es in unserem Plane gelegen wäre. 
Auch so war, was Ausdehnung des Durchbruches anlangte, schon mehr geschehen, als 
in der Absicht der Führung lag. Allein, das bayerische Flügelbataillon hatte sich, als 
es die Kameraden vorgehen sah, nicht halten lassen und war mitgestürmt. 
Im Laufe des Tages machte der Feind sechs heftige Gegenangriffe. Fünf wurden 
blutig abgewiesen, und ein sechster erstickte in unserem Artilleriefeuer. Nicht das kleinste 
eroberte Grabenstück ging wieder verloren. Dank der ausgezeichneten Vorbereitung und 
der wundervollen Haltung der Truppe war, ohne große Verluste, ein voller Erfolg der 
Lohn der Kampfarbeit. 
In unserer Hand blieben nach den Meldungen, die bisher vorliegen: ein Offizier, 
340 unverwundete und 90 verwundete Gefangene; zwei schwere und drei leichte Minen 
werfer, sechs Maschinengewehre, sechs Bohrmaschinen, drei Zündapparate; dazu Ma 
terial, Bohrer, Luftschläuche, Windkessel, eine Rollbahn, 40000 Jnfanteriepatronen, 
550 Minen, 3000 Handgranaten, 50 Stinkbomben usw. 
Es war ein Kampf, der im Zusammenwirken aller Kräfte verlaufen war. Unser 
Divisionstagesbesehl sagte darüber: „Die Umsicht der Kommandeure, das vorbildliche 
Zusammenwirken aller Waffen, insbesondere der Artillerie und Minenwerfer mit der 
Infanterie, den Pionieren und Mineuren, die glänzende Tapferkeit der Führer und 
Mannschaften der Sturmtruppen haben den heutigen Tag zu einem Ehrentage der Er 
satzdivision gemacht." 
Das Fortnehmen von Grabenstücken und Erdbefestigungen im jetzigen Stellungskrieg 
ist jedesmal eine ebenso schwere Ausgabe wie die Eroberung eines feindlichen Forts. 
Denn es muß frontal angepackt werden. Was da entscheidet, ist neben der Denkarbeit, 
die der sorgfältigen Vorbereitung gehört, der Geist, der in der Mannschaft lebt. Und 
auch dieser Kampf hat wieder einmal bewiesen: Unsere Infanterie ist die bessere. Die 
Franzosen hatten durchaus keine minderwertigen Truppen gegen uns; ihr 10. Regiment 
hatte die Kraft, nach dem Trommelfeuer noch an die Grabenbrüstungen zu stürzen und 
ein starkes Abwehrfeuer zu eröffnen. Die meisten der Gefangenen waren kräftige, junge 
Leute von 21 und 22 Jahren." 
Auch württembergische Truppen hatten ruhmvollen Anteil an diesen Kämpfen, wie 
aus dem Telegramm hervorgeht, das General der Infanterie v. Benzino an den König 
Völkerkrieg. VII. 14
	        
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