Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

106 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
richtet, „eine achtzehnstündige Beschießung ein, die ihresgleichen nur in der vom 2. Mai 1915 
in Rußland hatte. Damals brach die russische Widerstandskraft nach vier Stunden zu 
sammen, hier hatten die mährischen, kroatischen und ungarischen Verteidiger noch nach 
achtzehn Stunden die Kraft, die angreifenden beiden Divisionen zurückzuwerfen, und die 
österreichischen Skoda-Mörser zerschlugen in energischer Erwiderung mehrere feindliche 
Batterien. Den nächsten allgemeinen Angriff vom 2. Juli bereitet wieder ein Bom 
bardement aus allen Kalibern vor; an manchen Stellen werden binnen einer Minute 
sechzig Schuß gezählt. Zwei Divisionen stürmen gegen den Frontabschnitt Sagrado— 
Vermegliano, je ein Regiment davon bei Polazzo und Redipuglia. In kühnem Gegen 
angriff jagen kroatische Truppen den Gegner in die Jsonzoebene zurück und erobern drei 
Maschinengewehre. Der Armeekommandant ist Zeuge ihres Heldenmutes. Der 3. Juli 
bringt nach einem Bombardement bei Redipuglia einen Nachtangriff, der abgewiesen 
wird. Am 4. und 5. Juli aber wird aus dem Belagerungskrieg gegen die natürliche 
Bastion von Doberdo eine große Feldschlacht. 
Die Nacht war ruhig und schön. Wenn die Soldaten von ihrer Arbeit an den zer 
schossenen Deckungen atemholend aufblickten, sahen sie zur Linken das Meer. Es war 
schwarz und blinkend wie Stahl. Dann hellte sich in ihrem Rücken der Morgen, aber 
dem ersten zarten Rot im Osten entgegnete aus Westen blitzrote, hundertfache Feuers 
glut. Bis in den Nachmittag feuern die Geschütze. Vier Wochen schon stehen die 
Truppen unabgelöst im Kampf, vier Wochen schon haben sie dem ungeheuerlichen Hagel 
der Granaten standgehalten. Doch dies ist ihre schwerste Stunde, da sie, der Deckungen 
beraubt, an Zahl weit unterlegen, vom Bombardement zermürbt, fünf starke Divisionen 
in dicht massiertem Ansturm kommen sehen. Sie schießen aus Gewehren und Maschinen 
gewehren, bis die Läuse zu bersten drohen, sie sicheln ganze Kolonnen nieder, sie werfen 
sich wie todesmutige Schwimmer in die Flut, aber die klaffenden Lücken schließen sich 
immer wieder, und die Sturmflut brandet gegen die Hänge, überschwemmt die vorderen 
Hügel und droht die erschöpften Verteidiger zu erdrücken. Alle Reserven werden in den 
Kampf geworfen, und mit äußerster Kraftanstrengung gelingt es, den Gegner zum Halt 
zu zwingen und auf den Hang zurückzudrängen. Da liegt er nun hinter Sandsäcken, 
die er mitgeführt hat, und erwartet den nächsten Tag und weitere Verstärkung. Wie 
sich in der Folge herausstellt, hatten auf dem Abschnitt Sdrausstna—Polazzo drei, aus 
dem Abschnitt Polazzo—Selz zwei Jnsanterietruppendivisionen angegriffen. 
Und wieder steht der junge Morgen im Osten. Die blutigen und verstaubten Kämpfer 
erheben sich aus kurzem, unruhigem Schlaf auf dem Steingeröll und gehen aufeinander 
los wie die Stiere. Blutrot ist der Himmel, blutgetränkt der Boden, und ihre Augen 
sehen nichts als Blut. Bei Sdrausstna ringen am Morgen und am Nachmittag zwei 
mal mährische Truppen den eingedrungenen Feind nieder und jagen ihn bis zum Jsonzo, 
in dessen grünen Wassern viele Leichen treiben. Bei Polazzo und Redipuglia stellen sich 
Mähren und Ungarn dem Gegner deckungslos aus offenem Feld und werfen ihn. Im 
Schutz des artilleristischen Steilfeuers klettert ein Bataillon Bersaglieri wieder über den 
Bahndamm und gewinnt die Höhe von Redipuglia. Es führt nur Handgranaten mit, 
wirst sie, wird gepackt, und zwei Kompagnien sind bis aus den letzten Mann vernichtet. 
Die Sonne senkt sich über unserem Sieg." 
Unterdessen versuchte ein anderes italienisches Armeekorps, drei Infanteriedivisionen 
stark, vom 5. Juli ab auch den nördlichen Torflügel zum Raume von Görz zu sprengen. 
„Den ganzen 5. Juli über," so erzählt Leonhard Adelt im „Berliner Tageblatt" weiter, 
„brüllten die Geschütze. Punkt 4 Uhr früh grub sich die erste Granate in den verwüsteten 
Höhenwald, dessen Aeste gebrochen, dessen Baumstämme gesplittert, dessen Wurzeln bloß 
gelegt sind. Dann fallen die anderen Geschütze in das Konzert ein. Alle Kaliber tun
	        
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