Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

98 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzo sch lacht 
Die ersten Versuche der Italiener, den Jsonzo zu überschreiten, wurden vom 
6. Juni 1915 ab bei Gradisca und Sagrado unternommen. Davon erzählt der Kom 
mandant einer Landwehrkompagnie in der Wiener „Neuen freien Presse" folgendes: 
„Am 6. Juni um 3 Uhr morgens bekamen wir das erste italienische Massenfeuer 
zu hören. Aus Tausenden von Gewehren knallten die Italiener vom jenseitigen Ufer. 
Auch wir schossen, doch wohlgezielte Salven. Wo es auf dem gegenüberliegenden Ufer 
am meisten blitzte, dorthin richteten unsere Schützen ihr Feuer. Plötzliches Verstummen 
der Schüsse und lautes Schmerzgeschrei bezeugten, daß sie gut schossen. 
Unserem geschärften Ohr entging aber auch in dem wahnsinnigen Geknatter ein an 
deres Geräusch nicht. Man hörte dumpf das Aufschlagen eines Metallgegenstandes. 
Offenbar war ein eiserner Ponton zum Schlagen einer Brücke an das Ufer gebracht und 
etwas unsanft niedergelegt worden. Nun richteten wir unser Feuer in die Richtung 
dieses Geräusches. Nach zwei Stunden wurde es dort still. Die bloße Absicht, den 
Jsonzo zu überbrücken, war den Italienern teuer zu stehen gekommen. Als es hell 
wurde, sah man drüben im Gebüsch zahlreiche Leichen. 
Von nun an kamen sie täglich. Am 7. Juni marschierte ein ganzes Bataillon am 
feindlichen Ufer auf. Wir erwarteten einen Nachtangriff, aber sie fingen schon am 
Tage an. Um 12 Uhr mittags machten sie einen heftigen Feuerüberfall und beschossen 
uns ununterbrochen bis zum Eintritt der Dunkelheit. Wir schossen nur, wenn sich deut 
liche Ziele zeigten, doch unsere Schüsse trafen. Bald bedeckten Leichen das Ufer, und 
es schien, als sei ihnen der Mut für den beabsichtigten Nachtangriff geschwunden, denn 
die Nacht verging vollkommen ruhig." 
Ernsthafter war der Versuch in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni östlich der Brücke 
von Sagrado eine Brücke über den Fluß zu schlagen, was in der Dunkelheit zunächst 
auch größtenteils gelang. Artillerieleutnant I., der einer am Jsonzo kämpfenden Ab 
teilung Landsturmartillerie angehört, hat bald nach Tagesanbruch das Feuer gegen die 
Brücke und die auf eine Sandinsel des Flusses verbrachte italienische Infanterie er 
öffnet und darüber in der Wiener „Neuen Freien Presse" einen ausführlichen Gefechts 
bericht veröffentlicht. „Nachdem die Brücke zerstört und so ein Rückzug der auf der 
Insel angesammelten Truppen unmöglich gemacht worden war, bestrich er die Insel 
der Länge und Breite nach und vertrieb den Feind, der teils watend, teils schwimmend 
das jenseitige Ufer wieder zu erreichen versuchte. Dann wurde auch das jenseitige Ufer, 
die Sappeure mit Werkzeug und Material und die geflüchteten und noch nicht über 
gesetzten Mannschaften unter Feuer genommen und vertrieben. Der Landungsversuch 
war vollkommen gescheitert. Drei Offiziere und 195 Mann wurden gefangen genommen. 
Viele von ihnen waren halbnackt, da sie bei dem Versuche, das Ufer schwimmend zu 
erreichen, die Kleider abgelegt hatten. Sie mußten mit Monturen und Schuhen ver 
sehen werden." 
Noch ein viertes Mal wagten die Italiener, nach dem bereits erwähnten Bericht des 
Landwehrkompagnie-Kommandanten, einen Uebergang, diesmal bei Sagrado, weiter west 
lich. „Schwächere feindliche Abteilungen waren bereits über die Reste der von uns zer 
störten Brücke herübergelangt. Wir stürmten ihnen in vollem Lauf entgegen und warfen 
sie zurück. Nun drang auch eine hinter Sagrado bereitstehende Kompagnie vor und 
machte sämtliche am linken Ufer befindlichen Italiener zu Gefangenen. Einige auf dem 
Jsonzo schwimmende Pontons wurden vom präzisen Feuer unserer Artillerie in Trümmer 
geschossen. 
Somit waren alle Uebergangsversuche des Feindes unter äußerst schweren Verlusten 
für ihn abgewiesen und vereitelt worden. Wir selbst hatten verhältnismäßig geringe Ver 
luste zu verzeichnen."
	        
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