Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

74 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
Mann vernichtet, und zwar, was nachher von besonderer Bedeutung werden sollte, ehe 
sie noch irgendeine Meldung zu den weiter hinten stehenden Truppen erstatten konnte. 
Der Feind ahnte nämlich nichts davon, daß der Hochweißstein inzwischen in unsere 
Hände gefallen war, und ging kurz nach der Gewinnung der Stellung mit zwei Kom 
pagnien gegen das Bladner Joch vor, um uns dort zu fassen und zu werfen. Er 
glaubte, diesen Stoß ohne Gefahr unternehmen zu können, weil er in seiner linken 
Flanke durch seine Patrouille auf dem Hochweißstein gedeckt sei. Zu seiner Ueber- 
raschung aber wurde gerade über diesem Berg ein Gegenangriff angesetzt, der den Feind 
fluchtartig in die Tiefe trieb und ihm bedeutende Verluste beibrachte. 
So war also durch die todesverachtende Tapferkeit der beiden braven Patrouillen ein 
wichtiger feindlicher Plan vollständig zunichte gemacht worden. Die beiden kühnen 
Patrouillenkommandanten erhielten die goldene Tapferkeitsmedaille." 
„Vom Monte Paralba sieht man," so fährt Szomory in seinem Bericht an das 
„Berliner Tageblatt" fort, „weit nach Italien hinein, so auch in das Tal des Rio d'Avanza, 
wo sich ein italienisches Feldlager befand, wahrscheinlich eine italienische Fassungsstelle, aus 
welche die österreichisch-ungarische Artillerie sofort das Feuer eröffnete. Einige Schrapnells 
— und die Italiener rannten weg und kamen auch zur Nachtzeit nicht wieder. Da 
gegen besetzten sie den Monte Ciadini durch ein Bataillon eines Bersaglieriregiments. 
Anfangs Juli eines Morgens um 3 Uhr gingen die österreichisch-ungarischen Truppen 
gegen den Monte Ciadini vor. Eine Stunde später kam bereits die durch Artillerie 
ausgezeichnet unterstützte Infanterie bis auf Sturmweite hinauf. Als die Artillerie 
aushörte, begann der Kugelregen aus Maschinengewehren und Mannlichergewehren. Die 
Bersaglieri brachten ihre Verwundeten aus Zeltdecken, unter; die Toten wurden von den 
Höhen in eine fast bodenlose Schlucht geschleudert, und die Flucht begann. Alles trach 
tete, mit heiler Haut zu entkommen. Die Italiener ließen Gewehre, Federbüsche, 
Mäntel, Aktentaschen, Patronen, Rucksäcke usw. kopflos in ihren Stellungen liegen. 
Auf dem unteren Hang des Monte Ciadini stand eine Kompagnie eines Bersaglieri 
regiments, die Widerstand zu leisten versuchte; sie bekam einige Handgranaten und wurde 
auch in der Flanke beschossen. Darauf zog sie weiter. Nun kam eine erhebende Szene. 
Die Mannschaft, begeistert von dem raschen und vollständigen Erfolg der Kampfhand 
lung, brach in Hurrarufe auf den Kommandanten aus, der die Aktion direkt aus der 
Feuerlinie geleitet hatte. Die italienischen Verluste betrugen 60 Mann; die Oesterreicher 
hatten nur zwei Verwundete." 
Die Kämpfe am Plökenpaß 
Auf der Paßhöhe (1355 Meter) im Westen liegen zwei feste Blockhäuser, eines öster 
reichisch, eines italienisch; die Grenze selbst verläuft über den Kamm der beiden Pale und 
den Freikofel. Die Spitzen liegen auf italienischem Boden. Da die Italiener von vorn 
herein diese Gipfel ziemlich stark besetzt hielten, hatten die österreichisch-ungarischen Grenz 
schutzabteilungen anfangs einen schweren Stand. Dazu kommt noch, daß der Anmarsch 
und der Nachschub der Feinde sich hier bedeutend leichter abwickelt, da aus feindlichem 
Gebiet die nach Norden führenden Quertäler, auf österreichischem Gebiete aber die öst- 
westlich streichenden Längstäler vorherrschen, die sich besser für die Seitenverbindung als 
für die rückwärtige Verbindung eignen und deshalb auch ein lockendes Ziel für die italie 
nische Offensive sein müssen. So saß der Feind auf beiden Palen und auf dem Freikosel fest. 
Sowohl die Alfölder Ungarn als auch die Kroaten machten große Augen, als sie die Berge 
sahen: „Da kann doch kein Mensch hinauf", sagten sie. „Aber Kinder, morgen werden 
wir oben sein," hieß es, und es ging; bewunderungswürdig rasch paßten sich die Ungarn 
an diesen Gebirgskrieg an. Sie bekamen genagelte Schuhe, Bergstöcke, Seile und Eis-
	        
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