Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die K 8 m pfe an der kärntnerischen Grenze 73 
traute Abteilung am 7. August früh die gegenüberliegenden österreichischen Gräben an 
gegriffen und den Gegner daraus verjagt. In der Nacht versuchte der Feind sie wieder 
zu nehmen, wurde jedoch mit merklichen Verlusten zurückgeschlagen. 
11. August. 
Aus der italienischen Meldung Nr. 77: Am 9. August haben unsere Truppen ein 
in Massen durchgeführtes Vorrücken des Feindes vom Freikofel zurückgewiesen. 
Die Eroberung des Monte Paralba und des Monte Ciadini 
Der Kriegsberichterstatter Emil Szomory hat die interessanten Kämpfe an der kärnt 
nerischen Grenze zum Teil miterlebt und darüber dem „Berliner Tageblatt" berichtet. 
So erzählt er u. a. folgendes: „Beim Originipaß drangen aus Kärntnern, Polen, 
Tschechen, Kroaten, Rumänen und Ungarn bestehende Truppen über die Grenze und 
besetzten viele Quadratkilometer italienischen Bodens. Einige Tage nach der Kriegs 
erklärung erschien als Parlamentär mit weißer Fahne ein italienischer Feldwebel. Er 
sagte wörtlich folgendes: „Der kommandierende General der italienischen Division fordert 
das österreichisch-ungarische Militär zur Räumung der Stellungen am Originipaß auf. 
Widrigenfalls erfolgt ein Angriff mit riesiger Uebermacht und es wird nach dem un 
zweifelhaften Siege ein gnadenloses Blutbad veranstaltet." 
Die Unserigen verlangten dem Parlamentär seine Legitimation ab; er hatte aber über 
haupt keine. Er sagte, er sei ein degradierter Bersaglieriosfizier und infolge des Mangels 
an Unteroffizieren bei Anfang des Krieges zum Feldwebel ernannt worden. Die öster 
reichisch-ungarische Antwort war, wie Roda-Roda in der Wiener „Neuen Freien Presse" 
erzählt, folgende: „Am 11. Juni erhielten zwei Patrouillen zu je drei Mann unter 
Führung des Korporals Rudolf Fellner und des Gefreiten Ludwig Lipoth den Auftrag, 
eine an den Hängen des Monte Paralba, des Hochweißsiein, eingenistete feindliche 
Abteilung anzugreifen und nach Süden zu verdrängen. Näheres konnte den beiden 
Kommandanten nicht anbefohlen werden, da man die Ausführung des Auftrages gänz 
lich ihrem Mute, ihrer augenblicklichen Entschließung und der Einsicht in die Lage an 
heim stellen mußte. Es war eine Ausgabe, die aus Tod und Leben ging. 
Die Stellung der Italiener war kaum zugänglich und außerordentlich gut geschützt. 
Man hatte vorher ein paar Tage lang eine ganze Kompagnie und zwei Maschinen 
gewehre die Stellung beschießen lassen, ohne eine Wirkung erzielen zu können. Die 
beiden Kommandanten wählten freiwillig sich meldende Mannschaft aus, verabredeten 
einen Kriegsplan und machten sich mit Seilen und Handgranaten auf den Weg. 
Zuerst zeigte sich der Gefreite Lipoth vor dem Feind und griff dessen Front nach 
drücklich an. Die Italiener begannen sogleich ein heftiges Feuer, aber obzwar alle drei 
Mann der Patrouille getroffen wurden, ließ Lipoth nicht ab und erwiderte das feind 
liche Feuer so nachdrücklich und wirksam, als ob dort ein ganzer Schwarm läge. 
Indessen hatte sich der Kadett Fellner in die Felswände an einer anderen Stelle ein 
geschlichen und eine schwierige und gefährliche Kletterarbeit unternommen. Mit Hilfe 
des Seiles arbeitete er sich in einem ungemein schwer zugänglichen Kamin zur Höhe 
eines sehr exponierten Felsenzahnes. Als er aber oben angelangt war, mußte er zu 
seiner Enttäuschung feststellen, daß er von der Plattform des Zinkens keinen Ausschuß 
gegen die Stellung der Italiener in der Tiefe habe. Da ließ er sich an seinem Seil 
über den Rand des Felsenturmes in den Abgrund hinab und bewarf, zwischen Himmel 
und Erde frei am Seil schwebend, den Gegner mit Handgranaten. Alle feindlichen 
Kugeln gingen fehl. Die drei Mann der Patrouille lagen indessen mit den Gewehren 
im Anschlag, und jeder Italiener, der flüchten wollte, fiel ihren sicheren Schüssen zum 
Opfer. So tapfer und zähe die Alpinipatrouille gewesen, sie wurde bis auf den letzten
	        
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