Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die italienischen Angriffe auf Tirol 
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bereiten Truppen, weshalb es auch seindlicherfeits zu keinem einheitlichen Zusammen 
wirken der Kräfte kam. Es entspannen sich drei räumlich getrennte Teilkämpse, die alle 
mit dem Rückzüge der Italiener endeten. 
Am frühesten sprach sich der Angriff der Mittelkolonne aus. Diese war nördlich 
Cortina bis gegen Peutelstein vorgekommen, dann aber nordwestlich letzterer Oertlichkeit 
auf unsre Stellungen bei Son Pauses getroffen. Während die feindlichen schweren 
Batterien auf letztere ein intensives Feuer richteten, entwickelten sich die Bersaglieri zum 
Angriff, der alsbald langsam und stetig vorgetragen wurde. Unsere verdeckt aufgestellten 
Kanonen nahmen hauptsächlich die angreifenden Bersaglieri zum Ziel, die, als sie auch 
noch in den Nahbereich unsres Jnfanteriefeuers kamen, nicht mehr recht vorwärts konnten. 
Nach lebhaftem Feuergefechte erlahmte der Angriff bei eintretender Dunkelheit mehr 
und mehr und wurde sodann nach bedeutenden italienischen Verlusten ganz aufgegeben. 
Der Feind zog sich überall, stellenweise fluchtartig, zurück und ließ 59 Tote, darunter 
einen Hauptmann, auf dem Gefechtsseld zurück. Eine bedeutende Anzahl Verwundeter 
wurde mittels Bahren abtransportiert. Die eigenen Verluste betrugen fünf Tote, drei 
zehn Schwer- und mehrere Leichtverwundete. 
Später als die Hauptkolonne bei Peutelstein war die durch das Val Grande vor 
tastende rechte Kolonne auf unsre Truppen gestoßen, die am Eingang des Gottresthtales 
(nördlich St. Blasius zwischen Peutelstein und Schluderbach) den Feuerkampf aufnahmen. 
Hier setzte der Angriff auf unsere in Stellungen befindlichen Verteidiger verhältnismäßig 
spät an und endete erst um 10 Uhr abends unter ziemlichen Verlusten für die Italiener, 
die anläßlich ihres Zurückwerfens zwei Offiziere, 117 Infanteristen an Gefangenen in 
unsern Händen lassen mußten. 
Am wenigsten aktiv zeigte sich das als westlichste Kolonne in das Travenanzestal nieder 
gestiegene Bataillon, das über Ponte alto vorrückte und einen Angriff auf die Sperr 
befestigungen im Fanestal versuchte. Infolge unseres Feuers zog es sich jedoch bald 
wieder gegen den Fiorenzasattel (westlich der Osteria di Fiammes gelegen) zurück. 
Damit war der feindliche Vorstoß überall zum Scheitern gebracht und die Angreifer 
wieder im Rückzug aus dem Gefechtsbereich, wie sogleich ausschwärmende Gefechts 
patrouillen berichteten. Nur am Gabelpunkt der Täler bei Ponte alto blieben noch weiter 
feindliche Kräfte. Es rückte daraufhin noch in der Abenddämmerung aus dem Fanes 
tal eine Kompagnie vor, um diese Zurückgebliebenen ebenfalls zu vertreiben. Auf 
telephonische Meldung des Unterkommandanten verfügte der Kommandant des ange 
griffenen Abschnittes, daß von Pauses ebenfalls eine Kompagnie durch das unterste 
Travenanzestal gegen Ponte alto vorzugehen habe, um den Feind dort auch im Rücken 
zu fassen. Infolge der Dauer des Gefechtes bei Son Pauses mit der gegnerischen Haupt 
kraft konnte letztere Kompagnie erst in vorgerückter Nachtstunde abmarschieren. Inzwischen 
war die von Fanes vorgehende Abteilung bei Ponte alto auf den Feind getroffen und 
hatte in einem sich entspinnenden Gefecht nicht durchzudringen vermocht. Die Aufmerk 
samkeit der Italiener wurde jedoch hiedurch so sehr in diese Richtung gelenkt, daß es 
der Kompagnie von Son Pauses nicht nur gegen 3 Uhr früh gelang, unbemerkt heran 
zukommen, sondern auch einen Ueberfall aus den als ein Bersaglieribataillon festgestellten 
Feind durchzuführen. Die lagernden Bersaglieri wendeten sich schleunigst zum Rückzug 
und zogen über den Fiorenzasattel ab. 
Nun war die ganze Front wieder frei; der Kamps hatte uns bei säst nicht nennens 
werten Verlusten allseitigen Erfolg und eine gehobene kampfesfreudige Stimmung bei 
allen beteiligten Truppen gebracht. Hervorgehoben muß werden, daß der Kampf nur 
durch die für die erste Linie des Abschnittes bestimmten Truppen geführt worden war 
und daß die Reserven gar nicht in Aktion getreten waren."
	        
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