Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

14 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
Zusammenfassende Darstellung der Kämpfe auf 
den italienischen Kriegsschauplätzen 
Vom 25. Mai 1915 bis Anfang August 1915 
Vom italienischen Angriffsplan, der Kräfteverteilung und den Gelände 
verhältnissen der Kriegsschauplätze 
Vor dem Ausbruch des italienisch-österreichischen Krieges war die Ansicht allgemein 
verbreitet, Italien werde sich aus der Front des Trentino, gestützt aus seine eigenen 
Befestigungen, defensiv verhalten, um seine ganze Kraft für einen energischen Offensiv 
stoß auf die Jsonzolinie zu konzentrieren. Wie die Ereignisse zeigten, war diese Annahme 
nicht ganz richtig. Italien ergriff die Offensive auf der gesamten, über 500 Kilometer 
langen Grenzlinie vom Stilfser Joch bis Monfalcone am Meerbusen von Triest und 
begann mit seinen Angriffen an drei Fronten: Einmal gegen Südtirol mit dem 
Mittelpunkt Trient durch ein konzentrisches Vorgehen über das Stilfser Joch, den Tonale- 
Paß, in Judicarien, über Ala im Etschtal, aus dem Plateau von Lavarone und durch 
das Suganatal, bei Primiero und im Ampezzotal, dann gegen die Kärntnergrenze 
über den Plökenpaß ins Gailtal und in der Richtung auf Malborgeth und Tarvis, um 
die Südbahnlinie in die Hand zu bekommen, und drittens am Jsonzo durch die Vor 
stöße gegen Flitsch, Karfreit und Tolmein sowie durch die Forcierungsversuche aus Görz 
(vgl. die Uebersichtskarte). 
Zu dieser Verzettelung der Kräfte nötigte der Verlauf der Grenze. Alle militärischen 
Erwägungen hätten auf einen Angriff aus dem Friaul in östlicher und nordöstlicher 
Richtung hingewiesen, um Triest und den Kriegshafen von Pola von der Landseite zu 
fassen und die kürzesten Wege nach Wien in die Hand zu bekommen. Vorher jedoch 
erschien es nötig, die Gefahren, die einem derartigen Vorgehen von Tirol aus in Flanke 
und Rücken sowie von Kärnten aus in der linken Flanke drohten, zu beseitigen. Und 
da die italienische Heeresleitung nicht voraussehen konnte, ob Oesterreich-Ungarn den 
Krieg defensiv oder offensiv führen werde, mußten alle Angriffsrichtungen auch in rück 
wärtigen Bereitstellungen mit einer solchen Truppenzahl belegt werden, daß man bei 
einem allfälligen gegnerischen Angriff stark genug war, diesen so lange aufzuhalten, bis 
anderweitige Verstärkungen herangeschafft waren. Erst wenn diese Flanken- und Rücken 
sicherungen sich genügend starke Stellungen geschaffen oder erkämpft hatten, hätte dann 
daran gegangen werden können, in einer bestimmten Richtung, die man als die günstigste 
oder operativ einträglichste erkannt, den Hauptstoß zu führen. „Aber noch eine zweite 
Aktion muß," so schrieb der bekannte Militärschriststeller Barone nach der „Frankfurter 
Zeitung" Mitte Juni 1915, „entscheidenden Schlachten am Jsonzo vorausgehen. Denn 
für das Gelingen der Offensive dort ist es von großer Bedeutung, daß Italien, um 
größere Truppenmassen entwickeln zu können, über alle Operationslinien verfügt. Die 
wichtigste dieser Linien ist die von Pontebba, die von einem Befestigungskomplex geschützt 
wird, den man am besten als verschanztes Lager von Tarvis bezeichnet, das im engeren 
Sinne von den Befestigungen von Malborgeth geschlossen wird. Weiter südlich von 
der Linie Pontebba, durch das Massiv des Triglaw getrennt, befindet sich das 
Straßenbündel, das bei Bergübergängen nicht gerade zahlreiche und darum für die 
Entwicklung der Truppen, die Italien vorbereitet hat, noch nicht genügende Möglich 
keiten bietet. Dieses Gebiet, also die Täler des oberen Tagliamento und Paralba bis 
zum Colle di Tarvis und zum Festungskomplex von Tarvis, muß zuerst fest im Besitz 
Italiens sein, bevor die Jnvasionszone so weit ausgedehnt werden kann, daß die ersten
	        
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