Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

306 Die neutralen Nordstaaten und Amerika bis zur Versenkung der „Lusitania" 
übergehen kÄrnen, von den Hurra-Rufen auf den deutschen Kaiser, auch von Ansprachen 
deutscher Frauen, die stolz darauf hinweisen, daß ihre Männer oder Söhne sich im Krieg 
befinden. Man hatte sich vorgenommen, eine Stiftung von zwei Millionen Dollars für die 
Hinterbliebenen deutscher Soldaten zu sammeln, und schon in kürzester Zeit waren in Chi 
cago 35000 Dollars zusammengebracht worden. Der „Bund der fernen Landes 
töchter" in New Jork beschloß, dem Kaiser und der Kaiserin eine Riesenfahne zu über 
reichen, auf der in 100000 kleinen Feldern die Monogramme der Spender von je 
2,5 Dollars für die Hinterbliebenen der deutschen Armee und Marine eingestickt werden 
sollen. Auch der Direktor der „New Jorker Staatszeitung" Hermann Ridder war 
unermüdlich für die Aufklärung des amerikanischen Publikums tätig und veröffentlichte 
Ende Januar 1915 in seinem Blatte eine Aufforderung an alle Deutsch-Amerikaner, das 
amerikanische Publikum durch fortgesetzte Auseinandersetzungen, Erklärungen und Berich 
tigungen zur Anerkenntnis der Wahrheit zu zwingen. Der Aufruf wurde vom größten 
Teil der amerikanischen Presse abgedruckt, wobei die in den Vereinigten Staaten lebenden 
Deutschen aus mindestens 20 Millionen geschätzt wurden. Auch von der Gründung einer 
amerikanischen Neutralitätsliga durch Deutsch-Amerikaner, die über fünf 
Millionen Mitglieder deutscher und irischer Vereine vertreten, unter dem Vorfitz des Kon 
greßmitglieds Barthould, wird berichtet. 
Es ist offenbar, die öffentliche Meinung in Amerika ist erwacht. Ganz von selbst 
find dem amerikanischen Volke die Augen geöffnet worden über den wahren Anlaß des 
Krieges und die zweifelhafte Geschäftsmoral von Deutschlands Feinden. 
Maßnahmen und Kundgebungen der Regierung 
Die handelspolitischen und wirtschaftlichen Maßnahmen sind auf den 
S. 314 bis 336 zusammengefaßt. 
8. September 1914. 
Präsident Wilson beauftragte das Marinedepartement, die Funkspruch st ation 
Tuckerton zu besetzen und sie zu gleichen Bedingungen für neutrale wie kriegführende 
Mächte zu betreiben. 
Um den Besitz der Telefunkenstat ion Tuckerton (NewJersey) besteht ein heftiger 
Kampf. Die französische „Compagnie de Telegraphie et Telephonie saus fil“ hat bei den Ge 
richten von New Jersey Klage auf Herausgabe angestrengt und behauptet, daß die „Deutsche Hoch- 
frequenz-Maschinen-Aktiengesellschaft für drahtlose Telegraphie Berlin", die Tuckerton in Gemeinschaft 
mit der Station Eilvese (Hannover) betrieben hatte, sich vor dem Kriege zu dem Verkauf der Station 
bereit erklärt habe. Von seiten der Beklagten wird der Gerichtshof ersucht, die Klage niederzuschlagen, 
oder aber einen etwaigen Beschluß bis nach Ende des Krieges zu vertagen. Eine sofortige Maß 
nahme ließe sich nicht mit der Neutralität der Vereinigten Staaten vereinbaren. Im übrigen stünde 
der Empfang und die Ausgabe von Radiotelegrammen durch Tuckerton seit dem 9. September 1914 
unter der Kontrolle der Bundesregierung. Die Station ist den Agenten des Dreiverbandes schon 
längst ein Dorn im Auge. Infolge ihrer größeren Leistungsfähigkeit bietet sie nämlich einen weit 
besseren Verftändigungsweg als Sayville und wird daher auch von der deutschen Regierung zu Mit 
teilungen für den deutschen Botschafter in Washington benutzt. Die ganze Aktion ist nur ein Versuch, 
Deutschland einer wertvollen Verbindung mit den Vereinigten Staaten zu berauben. 
15. Oktober. 
Die Vereinigten Staaten haben mit Schweden ein Abkommen getroffen über die 
Erledignng von Streitigkeiten durch eine internationale Kommission. 
16. November 1914. 
Das Marinedepartement ist ermächtigt worden, eine Erklärung des Präsidenten Wilson 
über die Beobachtung der Neutralität in der Panamakanalzone während des
	        
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