Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

D i e Kämpfe im Abschnitt Lille — Arr as 141 
Auch die Cameron-Hochländer hatten, nach dem Bericht der „Daily Mail", einen 
schweren Stand. „Die von den Deutschen besetzten Häuser, die von den Camerons ge 
stürmt werden sollten, erwiesen sich als zu stark befestigt und verteidigt. Da ihre Front 
linie schwere Verluste erlitten hatte, wurden Boten um Unterstützung durch Bomben und 
Maschinengewehre entsandt. Aber der schwierige Boden verzögerte die Hilfeleistung. 
Als die Unterstützungstruppen schließlich eintrafen, zeigte es sich, daß die Deutschen auf 
beiden Flanken zum Gegenangriff vorgegangen waren. Die Camerons mußten zurück 
gehen. Auch die Warwicks, zumeist Leute aus Birmingham, erlitten schwere Verluste." 
Daß die Engländer bei allem Heldenmut doch leider auch vor unehrlichen Kampf 
mitteln nicht zurückschreckten, beweist nachstehende amtliche deutsche Meldung: „Wie 
durch eidliche Aussagen von fünfzehn deutschen Soldaten festgestellt ist, haben die Eng 
länder am 18. Mai 1915 bei La Bassse in ihren Schützengräben eine Fahne mit den 
deutschen Farben aufgezogen und in deutschen Uniformen, bekleidet mit deutschen Helmen, 
Mänteln und Tornistern, die Deutschen angegriffen." 
Der zweite Teil der Schlacht von Arras 
Von Ende Mai bis etwa 26. Juni 1915 
In der „München. Augsburger Abendzeitung" hat ein bayrischer Mitkämpfer ein vor 
züglich klares und übersichtliches Bild der ganzen gewaltigen Schlacht gegeben. Der erste 
Teil der Kämpfe vom 9. bis etwa 21. Mai 1915 ist in den zusammenfassenden Berichten 
aus dem Großen deutschen Hauptquartier, in den amtlichen französischen Berichten 
und den Schilderungen englischer Kriegsteilnehmer ausführlich dargestellt worden; 
über den zweiten Teil der Schlacht von Ende Mai bis etwa 26. Juni 1915 fehlen der 
artige Berichte. Um so willkommener sind die nachfolgenden Schilderungen des bayrischen 
Mitkämpfers: 
„Schon nach wenigen Tagen Pause trat die Schlacht bei Arras in ihr zweites 
Stadium, das nach wochenlanger Dauer am 16. Juni 1915 mit einer nochmaligen 
Gewaltanstrengung seinen Gipfelpunkt erreichte. Was während dieser langen Dauer 
unsere deutschen Truppen an eiserner Ausdauer und gelassener Todesverachtung, an 
Zähigkeit des Widerstandes und wildester Entschlossenheit geleistet haben, das zu be 
schreiben ist nicht möglich. Nur Einzelbilder vermag man zu geben, die aber ohne Unter 
laß und ausnahmslos an allen Stellen der Schlachtfront sich während der langen, heißen 
Wochen abspielten und sich in ihrer Gesamtheit zu einem schaurigen Gemälde mensch 
licher Höhen und menschlicher Niederungen, von Not und Tod, von Angst und Pein, 
von Haß und Feindschaft, von Vernichtung und Verwüstung vereinigen, das dennoch über 
strahlt erscheint von dem hehren Schein schönster menschlicher Tugenden, von Mut und 
Tatkraft, von Liebe und Vertrauen und höchster Opferbereitschaft. Und das alles nicht 
nur auf unserer, sondern auch aus der Seite des Gegners. Denn wenn die Franzosen glaubten, 
die Kraft unserer deutschen Truppen unter ihrem, mit einem ungeheueren Munitions 
aufwand geführten Artilleriefeuer zusammenbrechen zu sehen, so trugen doch auch die 
deutschen Geschütze ausreichend Sorge, den Gegner die Schrecknisse zumindest vollwertiger 
Wiedervergeltung fühlen zu lassen. Hüben wie drüben, das kann ruhig gesagt werden, 
wird keiner, der diese Wochen erbittertsten Ringens durchlebt hat, das Gedenken daran 
verlieren. Zu keiner Stunde des Tages, die vielen Wochen lang, schwieg die feindliche 
Artillerie. Jede ihrer zahlreich gehäuften Batterien war unablässig, vielfach unter Aus 
nützung ihrer höchsten Feuergeschwindigkeit, tätig, um vor allem unsere Verteidigungs 
anlagen zu zerstören und ihre Besatzungen der Deckung zu berauben. Keine, auch noch 
so fest gefügten Erdbauten vermögen solchem Beginnen lange standzuhalten. Daher: 
Die Schützengräben meist eingeebnet, in den Unterständen keine Sicherheit, das unauf
	        
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