Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

60 Das Deutsche Reich während des zweiten KriegShalbjahres 
Dann hat der Reichstagsabgeordnete Dr. Maximilian Pfeiffer in einem Mitte Juni 
1915 in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten offenen Brief 
an Msgr. Baudrillart, dessen Machwerk als verleumderische Lügen und Fälschungen ge 
kennzeichnet und nachgewiesen. 
Bereits Anfang Juni 1915 halte die „Kölnische Volkszeitung" festgestellt, daß dieses 
Buch seitens der deutschen Katholiken nicht unbeachtet und unbeantwortet bleiben dürfe. 
Doch entspreche es nicht dem deutschen Empfinden, zu diesem Zweck sich an die deutschen 
Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe zu wenden, weil das rein politische Ziel und die 
Art der Polemik über Katholizismus und Weltkrieg nicht mit der Würde und den Aus 
gaben des bischöflichen Hirtenamtes vereinbar sind. Was von deutscher Seite gegen 
dieses Werk zu sagen sei, werde genügend durch seinen eigenen sachlichen Inhalt wirken können. 
Es wurde daraus unter Führung des Reichstags abgeordneten Erzberger ein Ausschuß 
deutscher Katholiken gebildet, dem 77 deutsche Männer der verschiedensten Berufe ange 
hören: Politiker, Gelehrte, Publizisten, Industrielle u. A., deren Namen den besten Klang 
in der ganzen Welt haben, so Gras Ballestrem, der bayerische Ministerpräsident Graf 
v. Hertling, Graf Praschma, Fürst v. Hatzfeld, Staatsminister Freiherr v. Soden, der 
preußische Landschaftsminister Frhr. v. Schorlemer, ferner zahlreiche Geistliche in hervor 
ragender Stellung, wie Professor Dr. Franz Hitze, Apostolischer Protonotar, der Dom 
kapitular und Generalvikar des Bistums Culm F. Scharmer, Prälat Dr. Wehrtmann, 
Vorsitzender des Caritasverbandes, endlich viele namhafte Universitätsprofessoren, Abge 
ordnete und Arbeiterführer. 
Das erste Werk des Ausschusses: „Der deutsche Krieg und derK atholizismus 
— deutsche Abwehr französischer Angriffe" enthält die von allen unterzeichnete Denkschrift 
gegen die französische Schmähschrift: „Da Guerre allemande et le Catholicisme“. Darin 
heißt es u. a.: „Wir legen feierlich Verwahrung dagegen ein, daß man es gewagt hat, unsere 
Krieger und unser ganzes Volk des Barbarismus anzuklagen. Wir sind Zeugen der 
sittlichen und religiösen Erhebung unseres Volkes. Unser Kaiser ging voran, als er seine 
Rede am 31. Juli 1914 schloß mit den Worten: „Und nun empfehle ich Euch Gott. Jetzt 
geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser braves Heer!" 
Damit hatte er die Saiten im Herzen der Deutschen voll angeschlagen. Das gesamte 
Volk fühlte sich eins mit seinem Kaiser, der in der Stunde der größten Not sich ebenso 
an Gott wandte, wie es selbst Gott anzurufen gestimmt und gewillt war. Mit elemen 
tarer Gewalt brach ein neuer religiöser Volksfrühling für das gesamte Deutschland hervor 
und offenbarte die tiefsten religiösen Kräfte. Mit den Alten sammelte sich die Blüte des 
Volkes ernst und ergriffen in den Tausenden von Kirchen und flehte innig zu Gott um 
Hilfe in dem frevelhaft aufgezwungenen, von feindlichen Regierungen feit Jahren mit 
Lug und Trug vorbereiteten Kampfe. In echter und frommer Andacht gingen Millionen 
katholischer Krieger vor ihrem Ausmarsch zu den Sakramenten; in zahllosen Pfarreien 
blieb kaum einer zurück. Das Zeugnis der deutschen Feldgeistlichkeit bestätigt uns, daß 
der religiöse Eifer unserer Krieger in den Mühsalen und Gefahren des Kampfes nicht 
erlahmt ist. Solche Krieger sind nicht fähig der Schandtaten, deren man sie bezichtigt. 
Wer unser Volk in feiner sittlichen und moralischen Kraft nur oberflächlich kennt, wer 
unsere mit Heldenmut und christlicher Opsersreudigkeit ins Feld gezogene Jungmannschast 
gesehen hat, der ist gar nicht fähig, den ungeheuerlichen Gedanken zu fassen, daß „Barbarei" 
in deutschen Reihen eine Heimstätte finden kann. Schwerste, unentschuldbare Unkenntnis 
des deutschen Volkes hat die ganze Anklageschrift diktiert." 
Daran schließt sich eine Kritik des französischen Buches unter dem Titel: „Falsche An 
klagen", die den vom Ausschuß mit der Abfassung betrauten Professor A. I. Rosenberg, 
Paderborn, zum Verfasser hat, und die mit Dokumenten belegt ist. Für die künftige
	        
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