Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

204 Die russischen Kriegsschauplätze bis zurWiedereroberung von Przemysl 
dauerte hier der erbittertste Kampf; das kahle Plateau ist kreuz und quer mit Deckungen 
versehen, mit Drahthindernissen überspannt und gänzlich unterminiert. Ueberall sieht 
man zerbrochene Gewehrkolben und verstreute Munition liegen, nicht ein Quadratmeter 
Raum ist da, der nicht vollgespickt wäre mit Granatsplittern und Schrapnellgeschossen. 
Hier allein schlafen 10000 Russen ihren ewigen Schlaf. Auch Felsövizköz liegt in 
Trümmern. Südwestlich von hier zieht sich die Kunststraße vorbei, die durch das 
Ondavatal gegen Felsövakocz—Kishely—Sosfüred—Radoma führt. Letztere Gemeinde 
war der südlichste Endpunkt der Saroser Front. In allen diesen Dörfern ist kaum ein 
Haus ganz geblieben." 
Bereits im Februar 1915 hat das Organ des polnischen obersten Nationalkomitecs 
eine statistische Skizze über die durch den Krieg in Galizien verursachten Verheerungen 
und Verwüstungen veröffentlicht. Danach haben die südöstlichen Bezirke, die gleich 
beim ersten Einfall von den Russen besetzt wurden, abgesehen von Zwangsrequisttionen 
und Raubzügen, von Zerstörungen ärarischer Gebäude, Vernichtung von Bahnanlagen, 
Brücken und Wegen, was immerhin eine riesige Schadensumme ergeben wird, verhältnis 
mäßig den geringsten Schaden zu verzeichnen, so: Zaleszcyki, Borszczow, Husiatqn, Dolina, 
Czortkow, Trembowla, Rohatyn, Kolomea, Sniatyn, Horodenka, Kossow, Peczenizpn, 
Drohobqcz, Stryi, Kalusz, Skole und Zydaczow, zusammen 17 politische Bezirke mit 
17840 Quadratkilometern Flächeninhalt. 
Im Westen des Landes wurden nur acht Bezirke mit 4915 Quadratkilometern durch 
den Krieg unmittelbar nicht berührt: Krakau-Stadt, Podgorze, Biala, Nowytarg, Say- 
busch, Wadowice, Chrzanow und Oswiecim. 
Dagegen sind große Zerstörungen im nördlichen und mittleren Galizien festzustellen, 
wo Riesenflächen verwüstet, der Ackerboden durchwühlt, Ortschaften niedergebrannt und 
Verkehrsmittel zerstört sind, wo heute kein Vieh vorhanden, die Bevölkerung fast ganz 
weggezogen ist, Hunger und Not herrschen. Solche verheerte Bezirke gibt es 27 und 
zwar: Sokal, Rawaruska, Jawoeow, Zolkiew, Strumilowa-Kamionka, Brody, Zbaratz, 
Tarnopol, Skalat, Zloczow, Zborow, Lemberg, Grodek, Mosciska, Rzezany, Podhajce, 
Buczacz, Rudki, Stanislau, Tlumacz, Przemyslany, Bobrka, Sambor, Stary-Sambor, 
Nadworna, Bohorodczany, Tnrla. In Mittel- und Westgalizien erlagen einer gleich großen 
Verwüstung folgende 17 Bezirke: Rzeszow, Brzczow, Gorlice, Lisko, Stryzow, Grybow, 
Ropczyce, Pilzno, Tarnow, Kolbuszowa, Mielcc, Dabrowa, Neu-Sandez, Brzesko, Lima- 
nowa, Myslenice, Krakau-Land. Das macht zusammen 45033 Quadratkilometer. 
Schließlich gibt es im Lande riesige Flächen, die so aussehen, als ob Erdbeben, Feuers 
brünste und Orkane dort gewütet hätten. Es sind das Wüsten, wo man keine mensch 
liche Ansiedlung mehr, keine Gebäude, keine Wege findet. Nur verwilderte Hunde irren 
umher, und zahllose Krähen scharren die nur oberflächlich bestatteten Leichen auf. Das 
ist in Ostgalizien das Aussehen der Bezirke Cieszanow, Dobromil und in Mittelgalizien 
der fruchtbarsten und bestgepflegten Bezirke Przemqsl, Jaroslau, Lancut, Przeworsk, 
Nisko, Tarnobrzeg, Sanok, Krosno, Jaslo, Bochnia und Wieliczka. Dieser Leichenhof 
dehnt sich auf einer Fläche von 10 709 Quadratkilometern (etwa so groß wie ganz Ober 
österreich) aus. Die Gesamtsumme der verwüsteten Gebiete in Galizien kommt nahezu 
dem sechsten Teile des Gebietes der im Reichsrate vertretenen Länder gleich. 
Nach dem Aufruf des polnischen Hilfsausschusses in der Schweiz haben „ungefähr 
100 Städte und Städtchen und 6000 Dörfer einen Schaden von zwei Milliarden Franken 
erlitten. 250 Dörfer sind vollkommen vernichtet. 800000 Pferde und 1500000 Stück 
Vieh sowie sämtliche Vorräte an Getreide und Lebensmitteln sind von den Russen fort 
geschleppt worden. Die landwirtschaftliche Produktion, die einen Jahreswert von einer 
Milliarde Franken besaß, sowie die industrielle Produktion mit einem Jahreswert von
	        
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