Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

164 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
Nord- und Ostfront Mackensens. Nach einer kurzen Ruhepause setzten am 31. Mai 1915 
die russischen Angriffe mit erhöhter Heftigkeit auf denselben leichenbesäten Gesechtsfeldern 
ein. In wütendem Ringen erkämpften sie auch auf dem westlichen Sanufer Rudnik, 
doch setzte das Edelweißkorps diesem Vordringen enge Grenzen. Wieder blieben die bis 
zum 4. Juni fortgesetzten Stöße vergeblich; die Angriffskraft erlosch in den arg ge 
lichteten Reihen. 
Mittlerweile hatte sich aber das Schicksal der anderen Frontteile, die der große 
Flankenstoß befreien sollte, erfüllt. Am 30. Mai 1915 war die Beschießung von Przemysl 
eröffnet worden, am Abend war das Werk Pralkovce vom K. und K. 10. Korps er 
stürmt, mußte aber am folgenden Morgen angesichts des Kreuzfeuers nahezu von der 
ganzen Verteidigungsartillerie geräumt werden. Dafür waren zum Mittag des 31. Mai 
drei Werke der Nordfront in den Händen der Deutschen. Am 2. Juni wurden die 
Russen aus der Zwischenstellung vor der inneren Festung geworfen und räumten nun 
in der Nacht den Platz. Am 3. Juni war Przemysl wieder unser. Mittlerweile spielte 
sich ein starker Kampf vor der Front Przemysl—Dnjestrsümpfe ab. Tag und 
Nacht setzten die Truppen Böhm-Ermolli den hindernisstarrenden mehrfachen Verteidi 
gungslinien mit zähen Angriffen zu, und am 5. Juni 1915 früh wurde auch dieser Wall 
durchbrochen. (Die amtlichen Meldungen hierüber folgen im nächsten Hauptabschnitt.) 
Sehr interessante Ereignisse hatten sich inzwischen inSüdostgalizien abgespielt. In 
der Absicht, die feindlichen Kräfte möglichst festzuhalten und an einem Eingreifen in den 
großen Kamps zu hindern, hatte die Armee Pflanzer-Baltin ihrem Gegner anfangs 
Mai kräftig zugesetzt, am 8. Mai 1915 sogar Zaleszczycki genommen. Am folgenden Tag 
setzte aber ein mächtiger Gegenstoß ein, für den die Russen seit längerer Zeit Kräfte 
versammelt hatten. Sie mochten hoffen, durch Erfolge an dieser Stelle die verbündeten 
Heeresleitungen in ihren eben so erfolgreich gedeihenden Plänen in Verwirrung zu bringen 
und mindestens in den Augen der Welt die Niederlagen in Mittelgalizien wettzumachen. 
Nach tagelangen, wechselvollen Kämpfen und hartnäckigstem Widerstand mußte die Armee 
Pflanzer-Baltin am 12. Mai hinter den Pruth zurückweichen. Sie hielt jedoch die 
Befestigungen aus dem nördlichen Ufer bei Czernowitz, Duboutz und Kolomea besetzt. 
Gegen letztere richteten sich fortan wütende Anstürme der Russen, die aber vergebliche 
blieben. Den heldenmütigen Verteidigern wurde ihre Aufgabe dadurch ein wenig er 
leichtert, daß der Westflügel der Armee immer wieder gegen Nadworna vorstieß und 
die Russen hinderte, ihre ganze Kraft gegen Kolomea anzusetzen. 
Mittlerweile hatte nach der Niederlage in der Schlacht bei Sanok—Rzeszow auch 
der Ostflügel der russischen Karpathensront den Rückzug antreten müssen, gefolgt von 
der Südarmee Linsin gen, die nach einer Reihe von Verfolgungskämpfen am 16. Mai 1915 
mit der Mitte vor Stryj eintraf. Hier setzten ihr jedoch die Russen in trefflich vor 
bereiteten Verteidigungsstellungen ernsten Widerstand entgegen, ebenso dem linken Flügel, 
dem K. u. K. Korps Szurmay, nördlich Drohobycz und dem rechten, dem K. u. K. Korps 
Hosfmann, bei Dolina. Wie bei der Hauptarmee mußte auch hier eine Pause zur Her 
stellung der Nachschubwege eingeschaltet werden. Als in der Schlacht bei Przemysl am 
24. Mai der allseitige Angriff begann, setzte auch bei der Südarmee die artilleristische 
Vorbereitung zur Schlacht bei Stryj ein, der am 26. Mai ein Angriff der ganzen 
Front folgte. In der Mitte und aus beiden Flügeln wurden die russischen Stellungen 
durchbrochen, doch befanden sich knapp dahinter wieder starke Befestigungslinien, die den 
Angreifern Halt geboten. Die Russen begnügten sich aber nicht damit, sondern leiteten 
starke Gegenangriffe ein. Namentlich bemühten sie sich, durch Flankenangriffe den rechten 
Flügel zu überwältigen, um die ganze Armee aufzurollen. Zu diesem Zweck zogen sie 
Verstärkungen von ihrem der Armee Pflanzer-Baltin gegenüberstehenden Ostflügel heran.
	        
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