Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

Zwischen der oberen Weichsel u. der Reichsgrenze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 163 
Odryt-Rücken hinter dem oberen San und der Ostry-Höhe gegenüber dem Uszoker Paß 
bezogen hatten. In weitem Bogen von der Weichsel bis zur Uszoker Straße tobte am 
5. Mai der Kampf. Am 9. Mai abends führten die Russen mit zwei Divisionen längs 
der Sanokerstraße einen mächtigen Gegenstoß, um ihrer hart bedrängten Mitte an der 
-Stobnica zu Helsen. Der bereits drohende Durchbruch der Mitte wurde dadurch ab 
gewendet, doch schon am selben Abend erstürmten das 10. Korps und deutsche Truppen 
den Flügelstützpunkt Besko der Südsront, am 11. Mai wurde diese bei Baligrod- 
Szczawne von der Armee Böhm-Ermolli und dem rechten Flügel der Armee Boroevic 
durchbrochen. Die Armee Mackensen vertrieb die Mitte von der Stobnica, das 9. Korps 
des Erzherzog Joseph Ferdinand schlug bei Wielopole das 3. kaukasische Korps. Der 
11. Mai brachte nur noch mehr oder weniger heftige Rückzugskämpfe, am Abend waren 
Sanok und Rzeszow in den Händen der Verbündeten. Die Niederlage der Russen zog 
nun auch den Rückzug des gegenüber der Südarmee Linsingen stehenden linken 
russischen Flügels aus den Karpathen nach sich. 
Die Russen schmeichelten sich, am San den endgültigen Stillstand der Offensive der 
Verbündeten erzwingen zu können. Hier hatten sie eine starke Stellung vorbereitet, 
deren Hauptstützpunkt die Festung Przemysl bildete. Von ihr zog sich einerseits eine 
mehrfache Befestigungslinie zu den Dnjestrsümpfen, andererseits schloffen sich an den 
Nordgürtel der Festung die Brückenköpfe vom Radymno und Jaroslau an, die 
das linke Ufer bis zur Wislokmündung verteidigten. Weiter abwärts bildete der San 
selbst die Front, zu deren Flankierung ein geräumiger Brückenkopf den San—Weichsel- 
Winkel abschloß. 
Die Eroberung des Brückenkopfs von Jaroslau am 15. Mai 1915 durch deutsche Truppen 
und das K. und K. 6. Korps durchkreuzte nicht nur die Absicht der Russen gleich von 
allem Anbeginn, sondern ermöglichte es den Verbündeten sogar, am 16. Mai bei Ja 
roslau auf dem rechten Ufer Fuß zu fassen. Jetzt erst ließen sie eine Pause in ihren 
bisher mit vorbildlicher Raschheit durchgeführten Operationen eintreten. Die Truppen 
bedurften einer Erholung, vor allem aber mußten die von den Russen gründlich zer 
störten Eisenbahnen und Brücken für den Nachschub hergestellt und die schwere Artillerie 
herangebracht werden. Volle Ruhe herrschte allerdings nicht. Die Armee Mackensen 
erweiterte ihre brückenkopfartige Stellung auf dem rechten Sanufer, die Russen unter 
nahmen aus dem San—Weichsel-Winkel nnd aus Przemysl Gegenstöße, die jedoch sämt 
lich abgewiesen wurden. 
Am 24. Mai 1915 war die Pause zu Ende und es begann der allseitige Angriff der Ver 
bündeten: Böhm-Ermolli gegen die starken Stellungen zwischen Przemysl und den 
Dnjestrsümpfen, Mackensen gegen den Brückenkopf von Radymno und östlich des San gegen 
die von Przemysl nach Osten führenden Verbindungen; Erzherzog Joseph Ferdinand 
gegen den San—Weichsel-Winkel. Der Vorstoß Mackensen brachte gleich am 24. Mai 
«inen großen Erfolg. Radymno wurde erstürmt und der größte Teil der Besatzung des 
Brückenkopfes gefangen genommen; in den folgenden Tagen wurde die Front in glück 
lichen Kämpfen gegen Südosten und Osten beträchtlich vorgeschoben, wobei das K. u. K. 
6. Korps, bereits an der Einnahme von Radymno hervorragend beteiligt, sich durch 
Erstürmung einer Reihe von Ortschaften und der Horodysko besonders auszeichnete. 
Die Russen hatten die Zeit aber auch nicht ungenützt verstreichen lassen und im Norden 
starke Kräfte gesammelt, die den längst geplanten Flankenstoß am 27. Mai 1915 ins Werk 
setzten. Diesen Tag, dann den 28. und 29. Mai füllten gewaltige Anstürme. Sie 
brachten den Russen nur einen einzigen Erfolg: die Wiedereroberung von Sieniawa, 
doch alle ihre Versuche, hier einen Sanübergang zu gewinnen, scheiterten unter großen 
Blutopfern, ebenso wie ihre Angriffe aus dem San—Weichsel-Winkel und gegen die
	        
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