Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

136 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
Damit war die Karpathenschlacht zu einer Niederlage der Russen geworden, die nun 
ihr Material und teilweise ihre Linien rückwärts konzentrierten, um eine neue Variante 
des blutigen Kampfspieles vorzubereiten. 
„Der erste Akt einer der größten und monströsesten Schlachten der Kriegsgeschichte 
ist ausgespielt," schreibt Aage Madelung im „Berliner Tageblatt". „Keine mystischen 
Triebe haben die Völker zum blutigen Ringen gerade auf diesem unheimlichen Gebirgs- 
schauplatz zusammengeführt, sondern einfache strategische und politische Rücksichten. Einst 
aber wird die Legende von der Karpathenschlacht erzählen, so wie sie uns von Hannibals 
Alpenzug und Alexanders Elefantenschlacht in Indien unvergeßlich berichtet." 
Von den Kämpfen in der Bukowina und in Südostgalizien 
bis Anfang Mai 1915 
Gleich nach der Niederlage der Russen bei Jakobeni und der zweiten Befreiung von 
Czernowitz am 27. Februar 1915 (vgl. IV, S. 115) ging Oberstleutnant Papp, der die 
hier operierende Gruppe an Stelle ihres Gründers, des um Neujahr 1915 infolge der 
beispiellosen fünfmonatlichen Anstrengungen erkrankten Obersten Fischer (vgl. II, S. 241), 
leitete, daran, die Russen möglichst völlig aus der Bukowina zu vertreiben. 
„Oberstleutnant Daniel Papp, dessen Gruppe der Landsturmarmee angehörte, die von 
dem General d. Kav. Freiherrn v. Pflanzer-Baltin im Spätherbst 1914 in Maramaros- 
Sziget gebildet worden war, ist, wie Roda-Roda in der „Neuen Freien Presse" mitteilt, 
„ein siebenbürgischer Rumäne, Schüler der Thercsianischen Militärakademie. Diente an 
fangs bei der Infanterie und ging in den höheren Geniekurs. War dann den Genie 
direktionen Trient und Przemysl zugeteilt und Mitte September 1914 dem Kommando 
des Brückenkopfs Sieniawa am San. Oft begegnet man in der Bukowina, wenn man 
sich den vordersten Schützengräben nähert, irgendwo, wahrscheinlich im Schrapnellfeuer, 
einem Bauernwagen; darin sitzt eine riesenhafte Gestalt mit scharfem Profil, mit dem 
Karabiner aus dem Rücken; die Landstürmer begrüßen den Hünen mit lauten Rufen, 
und er winkt ihnen lachend zu. Das ist der legendäre Oberstleutnant Papp." 
Vor allem hieß es, Czernowitz von der lästigen Nachbarschaft befreien. Nach einem 
ausführlichen Bericht der „Neuen Freien Presse" hatten die Russen die Stadt in eine 
Art Belagerungszustand versetzt und sie mit einem Festungsgürtel von russischen Truppen 
umschlossen. Sie hatten fich hart am linken Pruthufer eingegraben und beschossen von 
dort aus tagtäglich die Stadt, allerdings ohne viel Schaden anzurichten. Vor dem 
Pruthufer (linksseitig) hatten sie Schützengräben angelegt und beobachteten von dort 
aus alle Bewegungen unserer Truppen. Wenn sie orientiert waren, belästigten sie die 
österreichisch-ungarischen Stellungen und unternahmen ununterbrochen Angriffe, die aller 
dings ebenso erfolglos wie verlustreich für sie waren. Am 18. März 1915 unternahmen die 
Russen wiederum einen Versuch, das nordöstliche Pruthufer zu forcieren und sich Czernowitz 
zu nähern. Er wurde mit Leichtigkeit abgewiesen; aber Oberstleutnant Papp ging nun 
zur Offensive über, die mit einem Uebergang über den Pruth am gleichen Tage be 
gann. Es war dies keine leichte Aufgabe, da die Russen die politische und moralische 
Bedeutung, die die Räumung der Bukowina für sie haben mußte, richtig einschätzten und 
daher mit allen Mitteln sich dagegen sträubten. Sie hatten sich in Sadagora, Mahala, 
Bojan, Nowosielitza einerseits und bei Czernauka, Toporoutz, Rarancze andererseits stark 
befestigt und waren von dort nur schwer hinauszubringen. 
Am 21. März eröffneten die österreichisch-ungarischen Truppen das Feuer gegen die 
russischen Stellungen bei Alt-Zuczka und Sadagora und setzten die russischen Geschütze 
nach drei Stunden außer Gefecht. Von Artillerie gedeckt, gingen die polnischen und 
ruthenischen Legionäre darauf zum Angriffe gegen die Stellungen von Rohozna—Sa-
	        
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