Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

132 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
das festungsartig geschlossen erscheint und auf allen vier Seiten von Flußläufen wie 
von Festungsgräben umspült wird. Im Westen wird er von der Orawa begrenzt, im 
Süden von der Brymawka, im Osten von dem Ukiernik, im Norden, der für den An 
griff, da er rückwärts gelegen, weniger in Frage kam, von zwei dort entspringenden 
Quellzuflüssen, der Orawa und dem Ukiernik. So bildete der Ostryvrch eine natürliche 
Festung inmitten gleich hoher und gleichartiger Bergkuppen, die sich ostwärts zwischen 
der Paßstraße Lysa—Tucholka und der Bahnlinie nach Tuchla—Skole einschieben. Auch 
in diesem Falle handelte es sich also eigentlich nicht nur um Einnahme eines Bergrückens 
und eines Berggipfels, sondern um systematische Bezwingung eines umfangreichen Ge- 
birgskonglomerates, das schon von Natur nur tüchtigen Bergsteigern erreichbar ist, jetzt 
aber vom Gegner in zahlreichen Staffeln und Abschnitten außerordentlich stark ver 
schanzt war. Auf dem linken westlichen Orawaufer hatte das deutsche Korps nach 
der Eroberung des Zwinin folgende Höhenkette in der Hand: Zwinin Ost 992 Meter 
hoch/ Mlatka 946, Pohar 943, Kiczera I 994, Chochonowka 824, Ropianka 940 und 
Zwinin West 1109 Meter. Bon den russischen Stellungen waren die deutschen durch 
ein Bachtal getrennt, in dem das Dorf Orawczyk liegt. Am Einfluß dieses Baches in 
die Orawa liegt das Dorf Koziowa. 
Durch die Zwininstellung des deutschen Korps in der linken Flanke artilleristisch ge 
deckt, drang nun die deutsche Gruppe des Feldmarschalleutnants Hofmann im Orawatal 
bis Koziowa vor und schwärmte auf der rechten Flußseite gegen die Westhänge des 936 
Meter hohen Ostrog aus, der zum Ostrymassiv gehört und sich 300 Meter über die Talsohle 
erhebt. Gleichzeitig brachte die österreichisch-ungarische Gruppe Hofmauns aus dem Ukiernik- 
tal heraus in einer ganzen Serie von Sturmangriffen, die höchste Anforderungen an die 
Nerven und die physische Ausdauer der Leute stellte, die übrigen Kuppen der Ostrygruppe 
an sich. Es sind dies Kiczera II 843 Meter hoch, Ostryvrch 887, die östlich vorgelagerten 
Höhen 910 und 927, die in dem durch die Bäche Ukiernik und Smorzanska gebildeten Winkel 
liegen, die Höhe 992, die vom Ostrog zum Ostry überleitet und der 1026 Meter hohe Ostry 
selbst. Am Nordhang ist dem Ostrymassiv der 1000 Meter hohe Kiczera III vorgelagert. 
Hier hatten sich die Russen zu erbittertem Widerstand gesammelt und versuchten von hier 
aus auch den Ostry selber zurückzuerobern. Alle Angriffe scheiterten unter schwersten Ver 
lusten für den Feind, der in der Folge auch diese letzten Stützpunkte räumen mußte. 
Damit hatte sich die Südarmee die Herrschaft über das Orawatal gesichert und die 
Gesamtfront einheitlich in die Westostlinie vorgeschoben, die durch die Namen Uzsok, 
Ostry, Solotwina, Ottynia, Dnjcstr gekennzeichnet ist. Nach dieser entscheidenden Teil 
aktion trat an der ganzen Front Ruhe ein, so daß die Karpathentruppen einen stärkeren 
und behaglicheren Ausbau ihrer Deckungen und Unterkünfte vornehmen konnten. Dabei 
haben die Deutschen mit der bisherigen Art der Grabenanlage gebrochen. Zuerst hatten 
auch sie für die Karpathen die bekannten deutschen Schützengräben aus der französischen 
und polnischen Front übernommen, indem sie Gräben in Stufensorm mit Laufgang, 
Schützenstand und Gewehrauslage anlegten. Da sich die Schützengräben aber nicht auf 
der Bergkuppe, sondern etwas tiefer hinziehen, so rann von oben das Regenwasser 
hinein, was Erkältungen und Rheumatismus verursachte. Auch ist der Ausschuß aus 
diesen Gräben geradeaus gerichtet, während die Schußrichtung vom Berg gegen die 
heranstürmenden Feinde schräg abwärts sein muß. Die Soldaten müßten andernfalls 
die Oberkörper bloßgeben, um gut zielen zu können. Ferner würden sie dem Feind 
sichtbar, so oft sie von rückwärts die Gräben erreichen wollten. Deshalb ersetzen die 
deutschen Karpathentruppen diese Schützengräben nach Möglichkeit durch Schanzen, die 
das Regenwasser unbehindert abfließen lassen und einen unbemerkten Zugang von rück 
wärts sowie einen sicheren Ausschuß nach abwärts gestatten."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.