Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

68 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
ihre Vernichtung, denn unsere Braven schlugen altbekannter Art der Schwabenstreiche nieder, 
was nicht in der Flucht seine Rettung suchte. Massenhaft lagen die Feinde mit ein 
geschlagenem Schädel in der Stellung. Wohl als Antwort darauf erfolgte am Nach 
mittag durch eine überaus starke feindliche Artillerie, die die Russen jetzt eilig zusammen 
gezogen hatten, eine Beschießung unserer Stellung mit solcher Heftigkeit, wie wir sie 
im ganzen Krieg nur selten gesehen hatten. Aber zu einem weiteren Angriff raffte sich 
die feindliche Infanterie nicht mehr auf. Die russischen Stellungen blieben fest in 
unserer eisernen Hand.' 
Hunderte von toten Russen deckten das Feld, gegen ZOO hatten wir gefangen, drei 
Minenwerfer, vier Maschinengewehre, 400 Gewehre, Tausende von Patronen, Hand 
granaten und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet. 
Auch wir hatten Verluste. Aber im Verhältnis zum erreichten Ziel, im Verhältnis 
zu den Verlusten des Feindes waren sie gering. 'Und sie werden einen Ehrenplatz haben 
in der Geschichte des Regiments, die in treuester Pflichterfüllung fürs Vaterland den 
Heldentod fanden beim Sturm auf die Schanzen bei Patolenka." 
Episoden 
Deutscher Heldenmut. 
Aus dem deutschen Großen Hauptquartier wurde geschrieben: 
Es war zu Beginn der letzten Februarwoche des Jahres 1915. Die aus der Gegend 
von Szczuczyn in der Richtung auf Lomza vorgehende Brigade stieß ber Jedwabno 
auf überlegene russische Kräfte. Die Gesamtlage forderte das Festhalten des Geländes 
um Jedwabno. Ein Regiment setzt sich auf der Kirchhofshöhe hart nordöstlich von 
Jedwabno fest, während Teile der Brigade den Ort halten. Ein heftiger Feuerkampf 
wogt hin und her. Die hereinbrechende Dunkelheit findet das Gefecht noch unentschieden. 
In Orlikowo — etwa fünf Kilometer nördlich von Jedwabno — sitzt in einem zer 
fallenen Hause der Brigadestab vor der ausgebreiteten Karte. Eine flackernde Kerze 
erhellt notdürftig den kleinen Raum. Draußen tobt ein Unwetter 'mit Hagelschauern. 
Ordonnanzoffiziere und Befehlsempfänger kommen und gehen. Auf allen Gesichtern malt 
sich die höchste Spannung und Erwartung: 
Eine russische Gardedivision greift Jedwabno an. Wird die Brigade die Stellung 
halten können? 
Es wird 11 Uhr nachts. In dichten Massen stürmt der Feind gegen die Kirchhofs 
höhe und den Ort vor. Die Riesengestalten der russischen Garde tauchen aus dem nächt 
lichen Dunkel hervor. Das Unwetter wird immer toller. Das Regiment auf der Kirch 
hofshöhe hält seine Stellung. Sein linker Flügel und sein Rücken wird bedroht durch 
neue russische Kräfte, die sich aus östlicher Richtung gegen Konopki vorschieben. Aber 
das Regiment hält die Kirchhofshöhe. 
In Orlikowo häufen sich die Meldungen: „Unser linker Flügel ist umfaßt." — „Unser 
Rücken wird von Konopki her bedroht." — „Eine Kavalleriebrigade mit Artillerie um 
geht unsere linke Flanke." 
Ein eiserner Ausdruck tritt in die Züge des Brigadekommandeurs. Dann springt er 
empor, schlägt mit der Faust auf den Tisch und gibt den Befehl: „Die Brigade hält 
ihre Stellung und läßt sich totschlagen!" 
Tiefe Stille in dem kleinen, halbdunklen Raum. 
Die. Krisis erreicht um Mitternacht den Höhepunkt: In der Front angegriffen von 
erheblicher Uebermacht; Flanke und Rücken gefährdet. Die letzte verfügbare Kompagnie 
ist in der Richtung gegen Konopki eingesetzt. Erst am nächsten Vormittag kann eine 
heranmarschierende Brigade eingreifen. Da tritt der Verpflegungsoffizier des Regiments
	        
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