Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

Zwischen der Ostsee und der oberen Weichsel 
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Bataillonsadjutanten gefunden wurden. In einem der Befehle an das Detachement 
Memel Nr. 2 vom 7./20. März 1915 heißt es nach dem »Berliner Tageblatt": »In 
Anbetracht dessen, daß die Landung des feindlichen Landungskorps nicht gelungen und 
unmöglich geworden ist, hat unser Detachement den Befehl erhalten, von neuem die Stadt 
Memel zu besetzen und für die vom Feinde bewiesene Hinterlist und Treulosigkeit die 
ganze männliche Bevölkerung aus Memel auszutreiben. Auf den Vormarschstraßen 
unserer Truppen ist ihr ganzes Hab und Gut zu konfiszieren. Auf Befehl des Höchst 
kommandierenden sind unverzüglich aus Memel und den dortigen Werkstätten und 
Fabriken wegzuführen: Preßmaschinen mit Pumpen und Treibriemen, und zwar zur Er 
weiterung des Betriebes unserer Militärfabriken." 
Von der deutschen Heeresleitung wurden gegen diese grobe Verletzung des Völkerrechts, 
wie in der Meldung vom 18. März 1915 (vgl. S. 15) angekündigt, sofort strenge Gegen 
maßregeln ergriffen. Der schwer geschädigten Stadt aber sandte der Kaiser durch seinen 
jüngsten Sohn, den Prinzen Joachim, seine herzlichsten Grüße; und auch den tapferen 
Befreiern unter Generalleutnant von Pappritz ließ er durch seinen Sohn nachstehenden 
Gruß entbieten: „Grüße mir die tapferen, Unrecht und Mord vergeltenden Landstürmer 
und Landwehrleute, die meinen ganz besonderen Dank verdienen für ihre Bravour bei 
der Befreiung unserer Ostmark." 
Der verhinderte Russeneinfall nach Tilsit Ende März 1915 
Ueber den geplanten Russeneinfall in Tilsit und über die Kämpfe, die im dortigen 
Grenzgebiet vom 18. bis 29. März 1915 stattfanden, ist am 4. April 1915 aus dem 
Großen Hauptquartier das Folgende geschrieben worden: 
Als die Russen gegen Mitte Februar die von ihnen besetzt gewesenen Teile Ost 
preußens schleunigst verlassen mußten und dann nach der Winterschlacht die Reste ihrer 
10. Armee hinter den Njemen und Bobr retteten, mußte es sowohl in Petersburg als 
bei den Verbündeten peinlich berühren, daß das russische Heer nun überall vom Feindes 
boden vertrieben war. Da es der neuen 10. Armee nicht gelingen wollte, gegen Ost 
preußen Raum zu gewinnen, auch alle gegen die Südgrenze dieser deutschen Grenzprovinz 
unternommenen Angriffe scheiterten, so verfiel man auf den Plan, sich in Besitz des 
äußersten Nordzipfels Ostpreußens zu setzen, um wenigstens durch diese „Eroberung" 
deutschen Gebietes die gedrückte öffentliche Meinung in Rußland neu zu beleben. Zu 
diesem Zweck wurde die sogenannte Riga-Szawle-Gruppe gebildet, die aus dem größeren 
Teil der 68. Reservedivision, Reichswehren und Grenzschutztruppen zusammengesetzt und 
dem Befehl des Generals Apuchtin unterstellt wurde, der Mitte März seine Truppen 
gleichzeitig aus Memel und Tilsit in Bewegung setzte. Die Ereignisse von Memel sind 
bekannt. Während die Russen dort den Hunnen gleich hausten, waren am 18. März vor 
Tauroggen, das nur von vierzehn deutschen Landsturmkompagnien besetzt war, die 
Hauptstreitkräfte des Generals Apuchtin erschienen. Gegen die acht russischen Bataillone 
der durch Reichswehr verstärkten Jnfanterieregimenter 269 und 270 und rund 20 Ge 
schütze hatte der deutsche Landsturm einen schweren Stand. Als seine beiden Flanken 
umfaßt waren, mußte er, um der Gefahr des Abgeschnittenwerdens zu entgehen, sich auf 
Laugszargen durchschlagen. Aus dem linken Flügel war dabei die Landsturmkompagnie 
des Grafen Hagen in eine verzweifelte Lage geraten. Obwohl von allen Seiten von den 
Russen umstellt, durchbrach sie den Ring und nahm dabei noch 50 Russen gefangen. 
Am 23. März stand der Landsturm mit dem rechten Flügel an den Jurasiuß angelehnt 
bei Ablenken und in der Gegend nordwestlich davon, die Straße nach Tilsit deckend. 
An diesem Tage gelang es dem Feinde, sich in den Besitz von Ablenken zu setzen. Die 
Gefahr, daß der deutsche rechte Flügel völlig eingedrückt und der Landsturm von der
	        
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