Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

336 Die neutralen Nordstaaten und Amerika bis zur Versenkung der „Lusitania' 
man die Zahl der Arbeitslosen auf 350 000 Personen, was allerdings von den Zeitungen 
nach Möglichkeit in den Hintergrund zu drängen versucht wird. 
So kommt es, daß die Lage des amerikanischen Handels, wie dem deutsch-amerika 
nischen Wirtschaftsverband aus New Jork mitgeteilt wurde, von eingeweihten Kreisen für 
bedenklich erachtet wird, trotz des Ueberschusses der Ausfuhr über die Einfuhr, der 
in den ersten vier Monaten des Jahres 1915 600 Millionen Dollar betrug. „Denn die 
Einfuhr geht nicht deshalb zurück, weil Amerika in der Lage ist, sich von ausländischer Ein 
fuhr freizumachen, sondern weil infolge des Krieges ein gänzliches Verschwinden der Ein 
fuhr in vielen Geschäftszweigen zu verzeichnen ist. Das Anwachsen der Ausfuhr findet 
anderseits seine Erklärung nur in der zurzeit außerordentlichen Ausfuhr von Kriegs 
lieferungen und Lebensmitteln, was wiederum zu einer außerordentlichen Lebens 
mittel-Verteuerung in Amerika selbst führte. Eine Zeitlang hatte das Wieder 
aufleben der Baumwollsendungen nach Deutschland zu einer günstigeren Lage der Handels 
bilanz beigetragen, aber auch dies hatte bald wieder aufgehört. Aus den statistischen 
Berichten des Schatzamtes ist zu ersehen, daß seit Kriegsbeginn bis Ende Januar 1915 
gerade in einigen Standard-Erzeugnissen der Vereinigten Staaten ein großer Rück 
schlag der Ausfuhr eingetreten ist; insbesondere ist dies der Fall in bezug auf land 
wirtschaftliche Maschinen, bei denen die Ausfuhr um 13 Millionen Dollar zurückging, 
bei Kupfer, wo sich der Rückgang der Ausfuhr auf 33 Millionen Dollar beläuft, und 
bei Baumwolle (Rückgang 275 Millionen Dollar). Ebenso aber zeigt sich ein ganz außer 
gewöhnlicher Rückgang in der Maschinenindustrie sowie in der Stahlerzeugung, in der 
Ausfuhr von Hölzern, von Tabak, ferner von Schreibmaschinen, Rechenmaschinen, Pelzen 
und Rauchwaren und elektrischen Maschinen; kurzum wohin man blickt, ist ein ganz bedeuten 
der Ausfuhrrückgang der Ausfuhrindustrie gerade in denjenigen Geschäftszweigen zu ver 
zeichnen, die in vielen Beziehungen das Fundament des normalen Handels bilden." 
Dazu schreibt die „Kölnische Zeitung" Anfang Mai 1915: „Auf die Gefamtindustrie 
wirkt die gegenwärtige Lage so, daß eine verhältnismäßig beschränkte Zahl von Industrie 
zweigen durch den Krieg profitieren, während die große Menge mit Verlusten arbeitet, 
so daß man insgesamt davon wird sprechen können, daß die Kriegslage in den Ver 
einigten Staaten sich in äußerst unliebsamer Weise im Wirtschaftsleben bemerkbar macht. 
Die Hoffnung, die man bei Beginn des Krieges gehabt hat, daß Amerika in den Ländern 
des Dreiverbands an die Stelle Deutschlands treten würde, ist bisher nicht verwirklicht 
worden und dürfte auch voraussichtlich nicht verwirklicht werden. Der Käufer einer 
bedeutenden englische» Firma, der nach New Jork gekommen war, um zu erkunden, ob 
er seinen bisher von Deutschland bezogenen Bedarf in Zukunft von den Vereinigten 
Staaten haben könne, kehrte, wie Wm. E. Peck, der Seniorchef eines bedeutenden ameri 
kanischen Exporthauses mitteilt, nach vierwöchiger, angestrengter Arbeit in New Jork 
enttäuscht nach England zurück, denn es war ihm nicht gelungen, einen Ersatz zu finden; 
die amerikanischen Preise waren um 50 bis 200 °/ 0 höher als die deutschen. 
Mexiko und Südamerika 
Da die innerpolitischen Verhältnisse Mexikos und der Südamerikanischen Staaten den 
Verlauf der Kriegsereignisse in keiner Weise beeinflussen und die diplomatischen Be 
ziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Mexiko einem späteren 
Kapitel vorbehalten sind, soll auf alle übrigen Ereignisse in diesen Ländern erst am 
Schluß des Gesamtwerkes in einer zusammenfassenden Darstellung insoweit eingegangen 
werden, als dies zur Vervollständigung des allgemeinen politischen 
und wirtschaftlichen Weltbildes nötig erscheint.
	        
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