Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Schlacht in Polen 
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Von den Schlachtfeldern an der Bzura und Rawka 
Nach der Einnahme von Lodz und Lowicz drängten die deutschen Truppen den Feind 
immer weiter östlich zurück, so daß die Russen Ende Dezember 1914 bereits über die 
Bzura hinaus zurückgeworfen waren. Der Bzura-Abschnitt liegt noch etwa 
45 km von Warschau entfernt. Unmittelbar südlich der Weichsel wird das Zwischenland 
zwischen Bzura und Warschau durch gewaltige Sumpf- und Waldstrecken ausgefüllt, 
die für größere Heeresmassen kaum passierbar sind. Noch ungünstiger für eine neue Ver 
teidigungsstellung der Russen ist das Gelände zwischen der Rawka und Warschau, 
wenngleich hier zahlreiche kleine Flußläufe dem Feinde Stützpunkte geben können. Gleich 
zeitig mit dem Vordringen der verbündeten Truppen an der Bzura entwickelten sich auch 
Kämpfe am und östlich des Rawka-Abschnittes, in denen hauptsächlich durch kühne 
Nachtangriffe Erfolge errungen wurden. Der Kriegsberichterstatter Granville 
Fortescue hatte Gelegenheit, einem solchen nächtlichen Kampf an der Front der russischen 
Heere als Zuschauer beizuwohnen. Zunächst fährt er nach Blonje, wo ein russischer 
Hauptverbandplatz eingerichtet worden war, und dann weiter nach Sochatschew. Er 
erzählt nach der „Täglichen Rundschau": „Am Morgen hatte es geschneit, die trübe, 
braune, polnische Ebene ist in glitzerndes Weiß gekleidet. Zu unsern Häupten drückt 
ein schmutziger, silbriger Himmel nieder, der kaum höher zu sein scheint als eine graue 
Zimmerdecke. Im Norden strecken ein paar Bäume ihre nackten Zweige in die Oede 
hinein und malen einen schwarzen Fleck auf die Leinwand von Grau und Weiß. Das 
ist die Schlachtlandschaft. Hinter den Bäumen fließt die Bzura. Vor uns dehnt sich die 
Ebene,' flach und leer; hier und da schwarze Punkte, einzelne Gehöfte, während im 
Süden die Straße nach Kalisch läuft, von einer langen Linie lautloser Bäume eingefaßt. 
Im Westen liegt Sochatschew, ein dunkles Gewirr von Häusermassen nahe an dem Wege, 
der zum Flusse sich hinzieht. Durch diese Landschaft kriechen hier und da Gestalten. Es 
sind müde Reiter, deren kleine Pferdchen die Nase tief auf den Boden hängen lassen. 
Auch die Kanoniere an der Batterie zur Rechten sind müde und nur selten hört man die 
dumpf dröhnende Stimme ihrer Geschütze. Hinter dem Horizont im Norden rollt wie 
Donnerhallen der vielstimmige Chor von Kanonen; aus der Baumgruppe kommt ein 
anderes Geräusch. Pop, pop, Pop, popaaauuu — es ist der Ton des Gewehrfeuers. 
Das knattert schon den ganzen Morgen, aber ich kann mir die Augen aussehen, ohne 
einen Soldaten zu erblicken. Ihre Schützengräben sind mir gezeigt worden, aber das ist 
der Kniff der Russen, daß sie ihre Gräben fast unkenntlich anlegen, oft zwanzig hinter 
einander mit Stacheldrahthindernissen... 
Sochatschew ist eine Stadt der Toten. Seine schweigenden Straßen lassen den Knall 
unseres Motors unheimlich widerhallen, wie wenn ein anderes gespenstisches Automobil 
hinter uns käme. Hier und da lugt aus den Fenstern und Türen ein fahles Gesicht. 
Die angstvollen Augen sind fragend auf uns gerichtet. Fast jedes Dach ist durch die 
Beschießung zerstört, so daß nur noch einzelne Sparren wie Skelette herausragen. Wir 
halten auf dem Marktplatz, kommen zu der Kalischer Wegbrücke, und die Bzura fließt 
vor uns, ein flimmernder gelber Streif, der jetzt Weltruhm errungen hat. Kahle, braune 
Bäume recken sich am anderen Ufer empor. Kaum 400 Schritte sind wir von den deut 
schen Schützengräben entfernt. Eine Patrouille mongolischer Kavallerie reitet vorüber. 
Sie tragen schäbige schwarze Papas, die russische Bezeichnung für ihre hohen Hüte und 
lange purpurrote Mäntel, die der einzige Farbenton in dieser grauen Landschaft sind. 
Endlose Reihen von sibirischen Ponies bedecken alle Straßen und suchen mühsam ihren 
Weg. Große Schwierigkeiten bereitet das Ausheben der Schützengräben. Die Stiche 
der Spaten und die Schläge der Hacken kommen sehr leicht durch die Oberfläche des
	        
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