Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

58 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 
von Tersztyanszky zu einer neuen Armeegruppe vereinigt, und zwar eine deutsche 
Brigade unter Oberst von Nostiz, die österreichisch-ungarische Jnfanteriebrigade unter 
Generalmajor von Felix, ferner das Kavalleriekorps Baron Hauer. 
Es gelang der deutschen Brigade am 3. Dezember 1914 den eingegrabenen Gegner bei 
Nowy-Swiet vor Belchatow zurückzuwerfen, und auch die Ungarn vermochten den Wider 
stand des überlegenen Gegners nach Erstürmung der Höhen von Mazury bei Grocholice 
zu überwinden; Belchatow und Grocholice konnten besetzt werden, doch mußte darnach die 
allgemeine Offensive gegen Petrokow aufgegeben und in südöstlicher Richtung fortgesetzt 
werden. Bis zum 7. Dezember tobten die Kämpfe Tag und Nacht zwischen den zwei 
Brigaden und den beiden russischen Divisionen in der Front Widawka—Pawlow—Bog- 
danow—Monkolice. Nach schweren Nachtkämpfen gelang es den Verbündeten am Mor 
gen des 8. Dezember die heiß umstrittene Ostlisiere des Dorfes Augustynow und dann die 
Höhen von Mazury abermals zu nehmen in Kämpfen, in denen etwa 1500 Husaren und 
Infanteristen der Verbündeten einer russischen Brigade von 8000 Mann gegenüberstan 
den. Nachdem am 8. Dezember infolge der russischen Uebermacht die Front der Ver 
bündeten neuerlich zurückgenommen worden war, gelang es mittags Augustynow aber 
mals zu stürmen. Erst am 15. Dezember, Wohl infolge der für die Verbündeten erfolg 
reichen Kämpfe bei Lodz und nach Ankunft schwerer österreichisch-ungarischer Haubitzen 
bei Monkolice zur Beschießung der russischen Artilleriestellungen am Borawa-Berg, 
begannen die Russen unter heftigem Widerstand ihrer Nachhuten die Front zu räumen. 
Noch am Abend wurde Petrokow gestürmt, die Bahnlinie Nowo-Radomsk—Petrokow 
erreicht und durch kühne Handstreiche die wichtigsten Piliza-Uebergänge genommen. Die 
Gefahr eines russischen Angriffs in die Flanke der deutschen Armee Mackensen war 
damit trotz der Uebermacht des Feindes erfolgreich abgewiesen. 
Die Folgen der langwierigen und erbitterten Kämpfe um den Besitz der Stadt Lodz 
schildert der Kriegsberichterstatter Wilhelm Konrad Gomoll in der „Kölnischen Zeitung": 
„Die Kämpfe haben im Norden um die kleine Stadt Zgierz getobt, da die Russen 
versuchten, nach Osorkow die deutschen Linien zu durchbrechen. Im Nordwesten und 
Westen wurden ganze Ortschaften durch die Beschießung in Trümmer gelegt. Sehr in 
Mitleidenschaft gezogen wurde das Weberstädtchen Konstantynow, in dem in der Haupt 
sache Weber deutscher Abstammung einem mit Fleiß betriebenen Hausgewerbe nach 
gingen. Zu Bergen türmen sich in Konstantynow die Trümmer auf. Hier und da steht 
wohl noch eine Mauer, ein Kamin mit der dazu gehörigen Herdstelle, vor dem jetzt oft 
genug weinende Menschen stehen, die aus den Stein- und Aschengeröllen heraussuchen, 
was von ihrer Habe noch brauchbar ist. Einen traurigen Eindruck machen die Kirchen 
der Stadt. Neben der protestantischen Kirche wurde auch die katholische Kirche vernichtet. 
Auf dem Turm der letzteren soll nach Aussage des Geistlichen von den Russen ein Be 
obachterstand errichtet gewesen sein, dem die deutsche Artillerie mit drei gut sitzenden 
Schüssen zu Leibe ging. 
Dieselben Bilder boten sich mir in Lutomiersk, Alexandrow und Zgierz dar. Ueberall 
liegen in den Orten die Gebäude in Trümmern. Ganze Straßenzüge sind so vernichtet, 
daß nichts mehr von ihren Häusern übrig geblieben ist. Was nicht zerschossen wurde, 
geriet in Brand, denn der Wind trug die feurige Lohe von Haus zu Haus, und in den 
fast gar nicht gesicherten Strohdächern fanden die überspringenden Flammen reiche 
Nahrung. Auch in Lutomiersk steht eine schöngiebelige Kirche am Weg. Granaten 
brachen in ihr Gemäuer und rissen es auf, so daß sie zum Teil in Trümmer ging. 
Zgierz, 10 Kilometer nordwärts von Lodz gelegen, zeigt nicht minder heftige 
Spuren des Kampfes, wenn es auch nicht in dem Maße zerstört worden ist wie die 
anderen genannten Städte. Der Kreis der Kämpfe um Lodz vollendet sich ostwärts der
	        
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