Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

224 Der Seekrieg bis zur Torpedierung der „Lusitania" 
Vorpostenboote herankamen. Das eine von ihnen schoß einen Torpedo auf „Columbia" 
ab, der das Fahrzeug binnen einer halben Minute zum Sinken brachte. Das englische 
Bewachungsfahrzeug ohne Namen und Nummer strich daraufhin sofort die Flagge und 
wurde daher von unseren Vorpostenbooten nicht angegriffen. 
Während das englische Bewachungssahrzeug „Barbados" von dem zweiten Vorposten 
boot unter Artillerieseuer genommen wurde, schritt das Boot, das die „Columbia" ver 
senkt hatte, zur Rettung der Besatzung dieses Fahrzeuges. Hierbei wurde es jedoch von 
dem englischen Bewachungsfahrzeug „Christi" beschossen und mußte das Rettungswerk 
einstellen. Nunmehr griff auch das Bewachungssahrzeug ohne Namen und Nummer, ob 
wohl es, wie erwähnt, die Flagge gestrichen hatte, in den Artilleriekampf ein, den unsere Vor 
postenboote abbrechen mußten, als eine Division englischer Torpedobootszerstörer erschien." 
Aus vorstehendem, einwandfrei beobachtetem Sachverhalt ergibt sich, daß das Rettungs 
werk unseres Vorpostenbootes durch die Engländer selbst verhindert wurde und daß sich 
ein englisches Kriegsfahrzeug entgegen den Grundsätzen des Völkerrechts am Kriege be 
teiligt hat, nachdem es bereits die Flagge gestrichen hatte. 
Ergänzende amtliche deutsche Meldung vom 26. Mai: Am 15. Mai wurde eine 
Schilderung des Gefechtes zweier dcktscher Vorpostenboote mit englischen Seestreitkräften 
am 1. Mai in der südlichen Nordsee veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß ein eng 
lisches Kriegsfahrzeug völkerrechtswidrig während einer Kriegshandlung keine Flagge 
führte, und daß die Engländer die Rettung der Besatzung eines der englischen Be- 
wachungsdampser selbst verhinderten. Das Reutersche Bureau hat hierauf unter dem 
19. Mai 1915 eine anscheinend von amtlicher Seite stammende Erwiderung gebracht, in 
der versucht wird, das völkerrechtswidrige Verhalten des ohne Flagge dampfenden eng 
lischen Betrachtungsfahrzeuges durch die Behauptung zu beschönigen, daß die deutschen 
Vorpostenboote während des Gefechtes ebenfalls keine Flagge geführt hätten. Demgegen 
über ist, wie wir von zuständiger Stelle erfahren, auf Grund einwandfreier Beobachtungen 
von Augenzeugen festgestellt, daß die deutschen Vorpostenboote vor, während und nach 
dem Gefecht bis zu ihrer Vernichtung die Flagge geführt haben. 
In seiner Erwiderung führt das Reutersche Bureau weiter aus, daß drei von einem unserer 
Vorpostenboote gefangen genommene Engländer unter Deck gebracht wurden und bei der 
späteren Vernichtung des Bootes umgekommen seien, weil ihnen keine Gelegenheit zur 
Rettung gegeben worden sei. Gegenüber dieser Verunglimpfung muß darauf hingewiesen 
werden, daß die Unterbringung Kriegsgefangener in Fällen, wie dem vorstehenden aus 
militärischen Gründen unter Deck zu erfolgen pflegt, und daß dieses Verfahren von den 
Engländern grundsätzlich angewandt wird. So wurden seinerzeit auch die Ueberlebenden 
des am 6. August 1914 untergegangenen Hilfsstreuminendampfers Königin Luise auf dem 
englischen Kreuzer „Amphion" unter Deck gebracht. Ein großer Teil verlor bei dem 
bald darauf durch eine Mine erfolgenden Untergang des Kreuzers das Leben. So wenig 
auf deutscher Seite damals in gerechter Würdigung der Lage der Verdacht entstehen 
konnte und der Vorwurf erhoben wurde, daß die Rettung der Leute absichtlich verhindert 
worden sei, so ungerechtfertigt ist die ungeheuerliche, aber kennzeichnende Verdächtigung, 
die das Reutersche Bureau unternommen hat, auszusprechen. 
8. Mai 1915. 
Amtliche deutsche Meldung: Am 7. Mai wurde vor Zeebrügge der englische Zer 
störer „Maori" durch das Feuer unserer Küstenbatterien zum Sinken gebracht. Der 
Zerstörer „Crusad er", der zur Unterstützung heranzukommen suchte, wurde ge 
zwungen, sich zurückzuziehen und seine ausgesetzten Rettungsboote im Stich zu lassen. Die 
ganze Besatzungdes„Maori",sowiedieBootsbemannungdes„Crusader" wurden von unseren 
Fahrzeugen gerettet und nach Zeebrügge gebracht, im ganzen sieben Offiziere, 88 Mann.
	        
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