Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der Seekrieg bis zur Tor 
pedierung der „Lusitania" 
Von Mitte Februar bis Mitte Mai 1915 
Fortsetzung von Band IV, Seite 267—292 
In der Nordsee 
Der Unterseeboots-Krieg und die Tätigkeit der deutschen Hochseeflotte 
„Seit der Niederzwingung Spaniens und Hollands hat England," wie in der „Kölni 
schen Zeitung" ausgeführt wird, „die See souverän beherrscht. Im Lause des letzten Jahr 
hunderts hat sich daraus seine führende Stellung nicht nur jenseits der Ozeane, sondern 
auch in Europa entwickelt. Englands Macht beruhte auf der Ueberlegenheit seiner Flotte. 
Nicht nur in der Zahl und Größe der Schiffe, sondern auch in der Verwendung der 
Errungenschaften der Technik, in der Bestückung, in der Fahrtgeschwindigkeit war es 
allen andern Mächten stets voraus. Durch die Aufstellung und Durchführung des Zwei- 
kiel-Grundsatzes aber glaubte England seine unerreichbare Ueberlegenheit für alle Zeiten 
festgelegt zu haben. So konnte denn ein englischer Staatsmann die Behauptung wagen, 
der Sieg müsse am Ende doch der Seemacht zufallen, denn sie sei beweglicher als die 
Landmacht. 
In der Zeit der Unterseeboote ist die Wahrheit dieses Satzes höchst zweifelhaft ge 
worden, jedenfalls bedarf er einer bedeutenden Einschränkung. Gewiß ist die Bewegungs 
freiheit der britischen Flotte aus hoher See, fern von den Küsten, noch vorhanden und 
damit auch dort ihr dominierender Einfluß auf den transozeanischen Verkehr. Aber 
die Möglichkeit des Eingreifens in die Entscheidung kontinentaler Kriege durch die Ver 
nichtung und Eroberung feindlicher Schiffe und Küstenbefestigungen ist durch das Vor 
handensein von Unterseebooten äußerst erschwert worden. Und in absehbarer Zeit werden 
auch die fernsten kleineren und größeren Länder über ein wirksames Mittel verfügen, 
sich die britischen Schiffskolosse vom Leibe zu halten und dadurch einen Einfluß zu 
brechen, der mehr oder weniger allen mit der Zeit unerträglich geworden ist. Die 
Technik, der England zum guten Teil seinen Generationen langen Vorsprung verdankte, 
erschüttert heute seine Macht. Wenigstens bis auf weiteres, bis es gelingt, ein Kampf 
mittel zu finden, das die jetzt nur äußerst schwer faßbaren U-Boote zu treffen vermag. 
Das U-Boot setzt natürlich den Kampfwert nicht nur der britischen, sondern aller 
Schlachtschiffe herab. Aber England wird ganz besonders davon betroffen, weil es die 
offensive Seemacht ohnegleichen ist, die alle anderen mehr oder weniger in Defensive 
gezwungen hat, darunter auch Deutschland. Da das U-Boot die Offensivkraft bricht, 
die Desensivkrast aber vermehrt, empfindet England die verhängnisvollen Nachteile der 
Neuerung, während den anderen, namentlich Deutschland, die ungeheuren Vorteile zu 
gute kommen. Das erklärt wohl auch die Zurückhaltung Englands dem U-Bootbau 
gegenüber, die auch auf andere Mächte nicht ohne Einfluß geblieben war." 
Die englische Wut und Ratlosigkeit gegenüber dem Unterseebootskrieg treten lebhaft 
in einem Artikel des „Daily Telegraph" zutage, in dem es heißt: „Gegen neue Kriegs 
gebräuche kann man sich schützen, und das tun wir. Gesetzlosigkeiten gegenüber aber 
sind wir machtlos. Es kann vorkommen, daß auf dem Lande ein Irrsinniger einzelne 
Menschen tötet, bevor er hinter Schloß und Riegel gesetzt werden kann. Auf einem Ge 
biete, größer als die Vereinigten Königreiche, sind vom Großadmiral von Tirpitz jedoch eine 
Unzahl von Mördern losgelassen worden. Heute tun sie ihr schändliches Werk an diesem.
	        
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