Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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Vorstoß durch Turkos und Zuaven auf dem östlichen Ufer längs des Kanals den Frontal 
angriff zu erleichtern. In den ersten Maitagen nahm die lebhafte Tätigkeit der fran 
zösischen Infanterie gegen unsere Kanalstellungen ab; der Gegner beschränkte sich hier 
in der Hauptsache auf Artilleriekämpfe, denn die Entwicklung der Lage in dem Sack 
östlich Ipern zog seine ganze Aufmerksamkeit dorthin. 
Die Schilderung der dortigen Kämpfe bis zum 2. Mai hat gezeigt, daß in ihnen im 
allgemeinen dem Gegner die Rolle des Angreifers überlassen wurde, und die vergeblichen, 
in ihrer Gesamtheit blutig abgewiesenen Angriffe mußten ihn schwächen und seinen 
inneren Halt erschüttern, wodurch die Fortsetzung des deutschen Angriffs günstig vor 
bereitet wurde. Der Entschluß hierzu wurde am 2. Mai gefaßt. Am Abend dieses 
Tages begann der Angriff auf der ganzen Nord- und Nordostfront; im Westen kam er 
in der Mitte, südlich Saint-Julien, in dem Abschnitt zwischen dem westlich des Dorfes 
gelegenen Wäldchen und der Straße Langemarck—Zonnebeke, vorwärts. Noch vor Ein 
bruch der Nacht war hier Gelände in einer Tiefe von bis 1 Kilometer gewonnen, und 
die Straße Mosselmart—Fortuin erreicht; der Häuserkampf in dem letztgenannten Orte 
endete mit dem deutschen Sieg. Zu beiden Seiten dieses Angriffsstreifens entwickelten 
sich ebenfalls hartnäckige Kämpfe, in denen unsere Truppen nur sehr langsam Boden 
gewannen. Trotz heftiger feindlicher Gegenangriffe schob sich aber unsere Linie am 
3. Mai weiter vor. In kühnem Sturm entrissen württembergische und sächsische Ba 
taillone den Engländern das als Stützpunkt stark ausgebaute Wäldchen nördlich s' Gra- 
venstafel, den Eckpfeiler im Schnittpunkt der feindlichen Nord- und Ostfront. Die die 
Gräben füllenden englischen Leichen bezeugten den tapferen Widerstand des Gegners. 
Der starke Druck des von der gesamten Artillerie gestützten deutschen Angriffs ver 
fehlte nicht seine Wirkung auf die Entschlüsse des Gegners. Wieder war der Sack, in 
dem er sich befand, enger geworden und mit dem weiteren Fortschreiten des deutschen 
Angriffs wuchs die Gefahr, daß die am weitesten nach Osten vorgeschobenen Teile nicht 
mehr rechtzeitig zurückgenommen werden konnten. Schon am Abend des 2. Mai hatten 
Flieger den Rückmarsch kleinerer Abteilungen in westlicher Richtung und die Fertig 
stellung des feindlichen Brückenkopfes dicht östlich Ipern gemeldet. Im Rücken der 
feindlichen Front war ausfallend wenig Bewegung festzustellen. 
In der Nacht vom 8. zum 4. Mai baute der Gegner ab. Seine ganze Nord-, Ost- 
und Südfront zwischen Fortuin, Broodseinde, Klein-Zillebeke gab er in einer Breite von 
15 Kilometern auf und überließ unseren überall sofort nachdrängenden Truppen Gelände 
in einer Tiefe von Vs bis 3 Kilometern. Es waren seit langem nicht mehr gesehene Bilder 
des Bewegungskrieges, als unsere Schützenlinien, von geschlossenen Abteilungen gefolgt, 
die flandrische Landschaft belebten, lange Artillerie- und Munitionskolonnen im Trabe 
nachgezogen wurden und Reserven in grünen Wiesen und verlassenen englischen Stel 
lungen lagen. Ueberall in dem vernichteten Landstrich waren die gewaltigen Wirkungen 
unserer Kampfmittel zu sehen. Im westlichen und mittleren Abschnitt ihrer Nordfront, 
wie in den westlichsten Teilen ihrer Südfront behaupteten die Verbündeten ihre Stellungen 
mit zähem Widerstand; um den Rückzug der übrigen Teile zu decken. Diese setzten sich 
erneut in der ungefähren Linie 700 Meter südwestlich Fortuin—Frezenberg—Eksternest 
— Ostrand des Waldes östlich Zillebeke — fest, und hiermit beginnt ein neuer Abschnitt 
der Kämpfe. 
Das vom Gegner behauptete Gebiet östlich des Kanals, das bis zum 22. April eine 
Frontbreite von 25 Kilometern und eine größte Tiefe von neun Kilometern hatte, ist 
auf 13 Kilometer Breite und fünf Kilometer Tiefe zusammengeschrumpft. Der Sack ist 
so bedeutend enger geworden und der konzentrischen Wirkung der deutschen Artillerie 
noch mehr als bisher ausgesetzt.
	        
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