Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die gemeinsame Offensive 
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genommen. Der von ihnen errungene Erfolg ist ein Ergebnis des starken Vertrauens, 
das sie zu zielbewußtem gemeinsamen Wirken zusammengeschweißt hat. Die Geschichte 
der Koalitionskriege ist nicht reich an Beispielen wirklich hingebender Bundestreue; Hier 
in diesem gewaltigen Ringen aber sehen wir ein besonders glänzendes Beispiel solcher 
Art vor Augen. Die Anlage und Durchführung der geschilderten Operationen stellte 
besonders hohe Ansprüche an die Führung. Diese konnte ihre Entschlüsse um so zuver 
sichtlicher fassen, als sie eine Truppe hinter sich wußte, von der sie das Höchste fordern 
durfte, und die freudig und willig alles leistete, die im Geiste des Vertrauens zu einer 
solchen Führung ihr Bestes, ja ihr Herzblut hergab. Ihre Tapferkeit, ihre Ausdauer und 
Hingebung bedürfen keines Wortes lobender Anerkennung. Seit über sechs Monaten im 
Kampfe mit einem an Zahl überlegenen Feind bald in Ostpreußen, bald in Polen 
stehend, haben die deutschen Truppen kaum einen Tag der Ruhe gesunden. Sie haben un 
unterbrochen marschiert und gekämpft, und zwar in den letzten Monaten aus einem 
Kriegsschauplatz, der, an sich schon arm und verwahrlost, jetzt völlig ausgesogen ist. Dazu 
kamen die bei der Ungunst der Witterung fast grundlosen Wege, auf denen jeder Marsch 
die doppelte Kraftanstrengung für die Truppen, namentlich auch für die nachfolgenden 
Kolonnen, bedeutete. Aber trotz all dieser fast übermenschlichen Anstrengungen, trotz 
aller Not und Entbehrungen, trotz des jetzt schon seit Wochen ununterbrochenen anhalten 
den Ringens ist die Angriffskraft dieser herrlichen Truppe ungebrochen, ihr Wille zum 
Sieg unerschüttert. Wahrlich! Das dankbare Vaterland kann mit Stolz und Vertrauen 
auf seine tapferen Söhne im Osten blicken, die wie Helden zu kämpfen, zu leiden, zu 
sterben und trotz der überwältigenden Ueberlegenheit des Feindes zu siegen verstehen." 
Das Zusammenarbeiten der Verbündeten 
Noch in keinem Kriege, den jemals zwei verbündete Mächte gegen einen gemeinsamen 
Gegner geführt haben, ist eine derartige Harmonie der Operationen, ein 
derartiges Aufgehen der beiden Heere ineinander zu beobachten gewesen, wie es im Feld 
zuge 1914/15 bei den deutschen und österreichisch-ungarischen Heeren der Fall war. Ohne 
Rücksicht auf die Nationalität werden deutsche und österreichisch-ungarische Truppen 
durcheinandergeworfen, wie es die jeweilige militärische Lage erfordert und als einziges 
Leitmotiv dieser Operationen dient nur das eine große Ziel, die Niederwerfung 
des gemeinsamen Gegners. Diese absolute Einigkeit in allen militärischen 
Maßnahmen erstreckt sich jedoch nicht nur auf die Gemeinsamkeit der Operationen, 
sondern sie gelangt auch in der Art zum Ausdruck, wie die Befehlsverhältnisse 
auf dem östlichen Kriegsschauplatz sich entwickelt haben, und die Tatsache, daß bald 
deutsche Truppen unter österreichisch-ungarischem Kommando, bald österreichisch 
ungarische Truppen unter deutschem Befehl treu und opfermutig ihre Pflicht taten, bietet 
wohl eines der schönsten Momente in dem schweren Kampfe, den gegenwärtig Oester 
reich-Ungarn und Deutschland durchzufechten haben. 
Das innige Ineinandergreifen aller Operationen der Verbündeten 
schildert eine Wiener Zuschrift an die „Kölnische Zeitung": „Die Auffassung der Opera 
tionen der Verbündeten an der langen russischen Front als einer geschlossenen Einheit 
hat die österreichisch-ungarische Heeresleitung zu Entschlüssen befähigt, die von einer 
hohen Entsagungsfähigkeit zeugen und deshalb den warmen Dank ganz Deutschlands 
verdienen. Zu Beginn des Krieges mußte es Deutschlands erstes Ziel sein, den durch 
seine größere Beweglichkeit und durch seine heftigere Stoßkraft gefährlicheren Feind, die 
Franzosen, von der westlichen Grenze und den dahinterliegenden reichsten Industrie 
gebieten fernzuhalten und auf seinem eigenen Gebiet zu überrumpeln. In diesem Teil 
des Krieges war es Oesterreich-Ungarn, das unverzüglich die schwere und opservolle
	        
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