Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 139 
Uhr warf der zur deutschen Armee übergetretene ehemalige französische Flieger Warnier, 
der von früher her die Verhältnisse in Belfort kennt, nach schweizerischen Meldungen, 
aus das Arsenal in Belfort vier Bomben, die beträchtlichen Schaden anrichteten. Auch 
am Morgen des 20. April 1915 überflogen nach einer Meldung aus Pruntrut sieben 
oder acht deutsche Flugapparate die Festung Belfort und warfen, von den Festungsbatterien 
lebhaft beschossen, eine Anzahl Bomben und Brandgranaten ab. 
Episoden 
Kameradschaft 
An einem Wintermorgen erhielt eine Patrouille von fünf Mann den Auftrag, die 
französische Stellung in der Nähe eines Vogesendorfes zu erkunden. Der dichte Nebel 
verhinderte jede Aussicht, so daß sich die fünf Mann, als eine bessere Beobachtung 
möglich wurde, in unmittelbarer Nähe eines vom Feinde besetzten Schützengrabens be 
fanden. Der Befehl war ausgeführt, aber die Patrouille in einer äußerst gefährlichen 
Lage, da das Gelände nur geringe Deckung bot. Unter heftigem Feuer ging es zurück, 
der Führer als letzter eine Strecke hinter seinen Leuten. Er brach sehr bald durch 
einen Schuß in den Unterleib schwer verwundet zusammen und wäre unrettbar verloren 
gewesen, wenn ihm nicht sein Kamerad, Sebastian Schöll, aus Winden bei Gaden (Bayern), 
zu Hilfe gekommen wäre. Der lies im dichtesten Kugelregen zurück und versuchte, den 
Verwundeten kriechend hinter sich her zu schleifen, bis er schließlich ganz erschöpft Halt 
machen mußte. Beide schienen verloren. Diesen Vorgang bemerkte der an der Patrouille 
unbeteiligte Unteroffizier Johann Reingruber aus Roth bei Nürnberg; ohne Zögern 
verließ er seine Deckung, lief im feindlichen Schützenfeuer über eine kahle Wiese und 
erreichte die beiden. Mit vereinten Kräften gelang es, obwohl fortgesetzt beschossen, den 
Verwundeten in Sicherheit zu bringen. Diese schöne Tat kameradschaftlicher Treue 
ist durch Verleihung der Militärverdienstmedaille anerkannt worden, wie die „Kölnische 
Zeitung" berichtet. 
Schritt für Schritt 
Wie in den Vogesen um jeden Fußbreit Boden gerungen wird, zeigt eine Schilderung 
des Kampfes um einen Stein irgendwo in einem Vogesental in der „Vossischen Zeitung": 
„Die Franzosen hatten sicherlich gemerkt, wie wertvoll uns der Besitz des Steines war. 
Der tollkühn seitwärts des Steines vorkriechende Gefreite Schnellbäcker sah plötzlich in 
geringer Entfernung vor sich eifrig an einem Laufgraben arbeitende Franzosen. Der 
Graben hatte ebenfalls die Richtung auf den Stein. Dem Feinde waren offenbar die 
schwierigen Bodenverhältnisse auf unserer Seite bekannt, während er durch dichteres 
Unterholz und lockeren Boden begünstigt war. Nun begann ein wahres Wettgraben. 
Denn wer den Stein zuerst in sicherem Besitz hatte, war Herr der Höhe. Da mit 
Gewehrschüssen den Arbeitenden nicht beizukommen war, wurden Handgranaten bereit 
gelegt; aber die Franzosen kamen zuvor. Glücklicherweise explodierte von den drei 
schlecht gezielten Granaten nur eine, ohne Schaden zu tun. Unsere Antwort ließ nicht 
auf sich warten und wirkte besser. Die Granaten hatten gesessen; denn die Alpenjäger 
rannten unter Geschrei ins Gebüsch zurück, wobei sie noch kräftig beschossen wurden. 
Bis aus neun Meter war unser Graben an den Stein herangediehen, als der Feind wieder 
mit Handgranaten zu operieren begann. Um diese ins Ziel zu bringen, warfen die 
Franzosen zunächst gleich schwere Steine herüber. Um einen dieser Steine war eine 
Nummer des „Matin" gewickelt, die natürlich von deutschen Niederlagen strotzte. 
Aber die Franzosen hatten wieder mit ihren Granaten kein Glück; diese krepierten 
zum geringsten Teil, und diejenigen, bei denen es soweit kam, platzten, ohne irgend 
welchen Schaden anzurichten. Dagegen wirkten unsere mit großem Schneid und großer
	        
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