Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

36 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 
scheidend beiLimanowa geschlagen wurden, dann im südlichen und nördlichen Polen, 
wo sie auf der ganzenFront in östlicher Richtung zurückgingen. Hinter dem D u n a j e c,der 
Nida, Rawka und Bzura leisteten sie indes von neuem zähen Widerstand." 
In Westgalizien wurde der erfolgreich durchgeführten Offensive der Oesterreicher 
durch das Eintreffen großer russischer Verstärkungen ein Ziel gesetzt. Die österreichisch 
ungarischen Truppen wurden zunächst aus der Linie Jaslo—Krosno zurückgedrängt und 
mußten später vor der fortgeführten russischen Offensive noch weiter bis an den Haupt 
kamm des Karpathengebirges zurückgenommen werden. 
Den Russen lag vor allem aber daran, durch einen Einbruch nach Ungarn von der 
Bukowina aus, die rechte Flanke der in den Karpathen kämpfenden österreichisch-ungari 
schen Armee zu umgehen. Am 29. November 1914 zogen die Russen in Czer- 
nowitz ein, die Oesterreicher hatten sich rasch ins Innere der Bukowina zurückziehen 
müssen. Eine aus österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen bestehende Armee 
wurde am Südrande der Karpathen gebildet und dort auf die zu den Hauptpässen führen 
den Täler angesetzt, zum Teil auch gegen die Grenze der Bukowina vorgeschoben. Seit Ende 
Januar 1915 befanden sich sämtliche Paßhöhen des tief verschneiten Gebirges auf der 
175 Kilometer langen Strecke vom Duklapaß bis zu den Whszkowpässen im Besitz der 
Verbündeten. Bis Mitte Februar gelang es sodann, die Bukowina bis zum Pruth 
mit der Hauptstadt Czernowitz von den Russen zu befreien. Eine andere starke 
Kolonne hatte inzwischen den Jablonicapaß überschritten, war im oberen Pruth- 
tale auf Nadomea und Kolomea vorgedrungen, hatte letzteren Ort nach heftigen 
Kämpfen am 16. Februar 1915 besetzt und sich zunächst in dieser am Nordrande der 
Karpathen gewonnenen Stellung gehalten. Auch die Festung Przemysl konnte sich' 
vorerst noch weiter heldenmütig gegen die Russen behaupten. 
Wahrend sich die geschilderten Ereignisse abspielten, hatten die Russen verschiedentlich 
versucht, auch gegen die Provinz Ostpreußen wieder vorzugehen; doch ohne Erfolg. 
Alle chre Angriffe scheiterten an den durch das Gelände außerordentlich begünstigten und 
immer stärker ausgebauten Stellungen, in die sich die deutschen Truppen vor der rus 
sischen Uebermacht hatten zurückziehen müssen. Jedoch die Russen warfen immer stärkere 
Truppenmassen gegen die Masurische Seenplatte vor, so daß schließlich elf Infanterie 
divisionen und mehrere Kavalleriedivisionen, zusammen ungefähr 200000 Mann den 
deutschen, verhältnismäßig unbedeutenden Kräften gegenüberstanden. Unterdessen gelang 
es Hindenburg, durch eine äußerst zweckmäßige Zusammensetzung der Verbände und 
höchst geschickte Gruppierung, den Aufmarsch der deutschen Armee so zu verschleiern, daß 
er in der neuntägigen Winterschlacht an den Masurischen Seen die ganze 
russische Nordarmee fast völlig einkreisen und vernichtend schlagen 
konnte. Der fluchtartige Rückzug der Trümmer dieser russischen Armee gab Veranlassung 
zu einem neuen Vorstoß der Russen über Pultusk am Narew nach Prasznhsz, der 
schließlich völlig ergebnislos verlief. Die deutschen Armeen drangen erfolgreich zwischen 
Weichsel und Mlawa vor. Am 17. Februar 1915 entschieden sich die Kämpfe 
westlich des Wkra-Abschnittes, der Ueber gang über die Wkra konnte erfolgen. 
Das Zentrum der Verbündeten südlich der Weichsel hielt den Feind fest. 
„Das ursprüngliche Ziel der Operationen," fährt der offiziöse deutsche Bericht fort^ 
„ist indessen schon heute (Ende Februar) erreicht: Die schon seit Monaten mit so hoch 
tönenden Worten angekündigte russische Offensive großen Stils, die das ganze östliche 
Deutschland überfluten sollte, kann als völlig niedergeworfen bezeichnet werden. Eine 
Kraftprobe ersten Ranges, an der vom obersten Führer bis zum jüngsten Kriegsfrei 
willigen die ganze in Ostpreußen, Polen und Galizien fechtende Heeresmacht der Ver 
bündeten ruhmreichen Anteil nahm, hat einen für die Verbündeten günstigen Ausgang
	        
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