Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

138 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
anlaßte. Auf ihren Kundschasterflügen haben die französischen Flieger öfters Gewehr 
salven zu bestehen, mehrere Apparate kamen mit durchschossenen Tragflächen zurück. Am 
31. Januar 1915 mußte ein französischer Flieger wegen eines Motordefekts die deutschen 
Stellungen in einer Höhe von 150 Metern überfliegen und zwar am Hartmannsweiler- 
köpf, aber trotz der heftigen Beschießung gelang es ihm, das Thurtal zu erreichen und 
hinter der französischen Linie niederzugehen." Hierzu bemerkte der Berner „Dsrnoerate", 
daß das Schloß Homburg nicht in Brand gesteckt worden sei, weil die Bomben der Bel- 
forter Flieger etwa 40 Meter vom Schlosse entfernt herabfielen. 
Je lichter die Tage desto lebhafter ward die Tätigkeit der feindlichen und deutschen 
Flieger im oberelsässtschen Operationsgebiet. Was sich z. B. am Morgen des 20. April in 
der Luft ereignete, schildert höchst anschaulich ein Basler in der „Neuen Zürcher Zeitung": 
Von meinem Standort an der baslerisch-elsässischen Grenze aus hatte ich — soweit die etwas 
dunstige, von Fabrikrauch durchsetzte Atmosphäre es zuließ — freien Ausblick über die neu 
trale Zone und die badische Rheingegend. Den blauen Himmel bedeckte stellenweise weißes 
Gewölk. Plötzlich krachte gegen Jstein zu ein Schuß und schon erschien auch oben am 
blauen Himmel das charakteristische weiße Wölklein eines platzenden Schrapnells; Schuß 
um Schuß folgte, immer weiter gegen den Rhein zu stiegen die Schrapnells, die Rich 
tung des verfolgten Flugzeugs markierend, empor, bis schließlich das äußerste Wölklein 
sich mit dem weißen Gewölk des Himmels vermischte. Der oder die Flieger selbst waren 
von der Grenze aus auch dem bewaffneten Auge nicht sichtbar. Allmählich erstarb das 
Feuer der Abwehrgeschütze in weiter Ferne. Etwa eine halbe Stunde verrann, da sich 
teten die schweizerischen Wachtposten in der Richtung Oetlingen einen Zweidecker; unter 
weißem Gewölk steuerte er in etwa 1500 Meter Höhe nach Westen. Kaum daß wir 
ihn erblickt hatten, setzte auch schon ein heftiges Schrapnellfeuer ein und dazwischen 
hörte man von Hüningen her rasendes Schnellgewehrseuer, das wie fernes Geklapper 
tönte. Der Flieger änderte seinen Kurs und entschwand bald in nordwestlicher Rich 
tung den Blicken. Wieder verging etwa eine halbe Stunde, da sah man von Weil 
jenseits des Rheins hoch oben im blauen Aether ein zweites Flugzeug Heranschweben, 
allem Anschein nach ein deutsches Flugzeug, wenigstens wurde von deutscher Seite nicht 
darauf geschossen. Zu gleicher Zeit vernahm man vom Oberelsaß her, also aus ent 
gegengesetzter Richtung, das näher und näher kommende Surren des Propellers eines 
weiteren Flugzeuges; Schrapnell um Schrapnell fuhr gegen Nordwesten in die Luft; 
deutlich war das unheimliche Pfeifen und Zischen der Geschosse zu hören. Bald kam 
auch das Flugzeug, ein riesiger Zweidecker, in Sicht. Er steuerte gegen den Rhein und 
stieg über Neudorf fast senkrecht in die Wolken empor, in denen inzwischen auch das 
vorgenannte Flugzeug verschwunden war. Etwa 20 Minuten bis eine halbe Stunde 
später erschien der Zweidecker wiederum in unserem Gesichtsfeld. Näher und näher kam 
der Riesenvogel; silbern schimmerten sein weißer Leib und die gewaltigen Tragflächen 
in der Sonne. Unter fortwährendem Schrapnellfeuer und dem Geklapper der Maschinen 
gewehre nahm er hart an der Schweizergrenze entlang Kurs nach Westen. Das ver 
folgende Feuer vermochte ihm nichts anzuhaben. Nach 10 Uhr flog noch ein weiteres 
Flugzeug von Westen her über den Sundgau dem Schwarzwald zu. Es war ein auf 
regendes Schauspiel, das sich da dem Beschauer innerhalb zweier Stunden bot." 
Besondere Aufmerksamkeit ist der Festung Belfort von den deutschen Fliegern 
geschenkt worden. Fortwährend zogen sie ihre Kreise über den ausgedehnten Festungs 
bereich, wie über Remiremont und Montböliard. So wurden am 20. Februar 1915 
der Bahnhof und das Fort Mszirö bei Novillard bombardiert und die Festungs 
werke am Karfreitag den 2. April 1915 von sechs deutschen Tauben überflogen, die 
erfolgreich eine größere Anzahl Bomben herabwarfen. Am 24. April nachts halb elf
	        
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