Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 135 
Da — das kurze Kommando für die Sturmkolonne: Gewehre entladen, Seitengewehr 
pflanzt auf, das Bajonett fällt. Dann — Ruhe! Abgeschnitten war auf diesem Teil 
alles Feuer, nur gegen die französische Artillerie donnerte es immerfort weiter. Marsch 
Marsch — Hurra! Linie um Linie, Schar um Schar löste sich aus den Gräben her 
aus los gegen die feindlichen Stellungen. Einen Hagel von Schrapnells streute die 
französische Batterie auf die Stürmenden, rasend flog das Basale — ein furchtbares 
Schnellfeuer. Aber so viele niedersanken, so weite Lücken das Feuer riß, wie eine un 
haltbare Woge brauste der deutsche Sturm aus die Kuppe und darüber hin. Immer 
neue Stürmerreihen lösten sich aus der deutschen Randstellung, und nach atemberauben 
den Augenblicken begann an den französischen Stellungen ein rasches Gewoge und 
Kämpfen. Nur kurze Zeit dauerte das. Dann schallte das Hurra von neuem, und 
über die erste Linie stürmten die Sieger gegen die zweite. Von vorne und von den 
Seiten drangen die Stürmer ein, und in kurzer Zeit brauste das Kriegshurra aus 
Tausenden von Kehlen über die Kuppe. 
Der Hartmannsweilerkops war wieder in deutschen Händen bis zur Senke. In einem 
Stoß war der Sturm durchgerast. Trümmer der Verteidiger, Tote und Verwundete, 
das war, was von den Franzosen verblieb, Wehklagen, Stöhnen und Jammern. Viele, 
Freund und Feind, lagen stille und ruhig, sie hatten ausgestritten. Blutrot versank die 
Sonne, und goldene Purpurwölklein zogen am Himmel still als glänzende Lichtgebilde 
ihre Bahn. 
Während die Ambulanzen die Verwundeten bargen, gingen die bereit gehaltenen 
frischen Truppen in die neuen Linien vor. Starke Deckungstruppen hielten Wache und 
sicherten die Arbeit, Mannschaften und Pioniere bauten sich sofort fest ein. 
Als der neue Tag anbrach, war die deutsche Stellung stark armiert und sicher, und 
der französische Angriff war ohne Erfolg. Das war der zweite Sturm auf die Kuppe 
des Hartmannsweilerkopfes. 
Die Vogesenwacht der deutschen Schneeschuhtruppe 
Don Eugen Kalkschmidt 
Blendend weiß leuchtet die Schneehaube des kahlen Vogesenberges im Licht der auf 
gehenden Sonne. Große Schneeselder glänzen auf, wie wenn sie vergletschert wären. 
Dort, wo der Nadelwald beginnt, stehen die Bäume unter ihrer Schneelast in einem fast 
rosigen Licht. Ueber der weiten Rheinebene liegt ein dichter Nebelschleier. Die bewal 
deten Vorberge schwimmen, Halbinseln gleich, in diesem Nebelmeer, und jenseits steigt 
wuchtig breit die blaue Wand des Schwarzwaldes auf. Im Süden — in langer Kette 
— die Schweizer Alpen, zerklüftet, zackig zerrissen, unendlich menschenfern wie ein Traum 
land und auch unwirklich wie ein Traum, denn die Morgensonne taucht alles in ein 
zartes Licht, das alle Farben in sich trägt und keine einzige herrschen läßt. 
Der Wintermorgen, der allgemach in die Dämmerung der Täler niedersteigt, hat einen 
kalten Atem. Der französische Wachtposten aus der runden Kuppe des Schneeberges hüllt 
sich zusammenschauernd fester in seinen langen Mantel. Er tritt ungeduldig von einem 
Bein aufs andere, der kleine Soldat, er reibt die Hände, er schlägt die Arme zusammen, 
aber er friert doch, da ist nichts zu machen. Seufzend fetzt er sich in Trab, den aus 
getretenen Weg im Halbkreise herum und wieder zurück. Kommt denn die Ablösung 
nicht bald? Will man ihn aus diesem gottverdammten Berg jämmerlich erfrieren lassen? 
Ihn, den die jungen Mädchen von Arles den schönen Maurice nennen? Oh, wenn ihn 
seine reizende kleine Freundin hier sehen könnte, mit roter Nase, triefenden Augen, er 
frorenen Fingern und steifen Beinen! Ein Hundeleben ist dieser Krieg. Und an allem 
sind die Deutschen schuld, diese Barbaren da drüben — der schöne Moritz stockt plötzlich
	        
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