Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

126 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
Kleinkopf wiederzunehmen. Der Vorstoß wurde durch ein heftiges Artilleriefeuer ein 
geleitet, das sich besonders gegen die Stellung am Reichackerkopf richtete. Während 
die Angriffe gegen die nördliche Höhenstellung und gegen Stoßweier blutig abgewiesen 
wurden, gelang es den Franzosen, in die Stellung am Reichackerkops eine Bresche zu 
schießen und einzudringen. Bei einer ihrem Artilleriefeuer besonders stark ausgesetzten 
Kompagnie fielen fast gleichzeitig zwei Offiziere, darunter der Kompagnieführer. Ueber- 
dies wurden zwei in einem Unterstand eingebaute deutsche Maschinengewehre, deren 
Bedienung bis zum letzten Augenblick im Feuer aushielt, durch den Volltreffer einer 
französischen Granate unbrauchbar gemacht. In die so entstandene Lücke drang die 
französische Infanterie ein. So ging der Reichackerkopf den Deutschen wieder ver 
loren und fiel neuerdings den Franzosen in die Hände, welche die wiedergewonnene 
Stellung alsbald stark besetzten und in ihre befestigte Stellung am Sattel einbezogen. 
Die im Münstertal zurückgebliebenen Truppen waren zwar sogleich alarmiert worden, 
hatten aber die Höhe nicht mehr rechtzeitig erreicht. 
Noch während des Gefechtes waren die aus dem Marsche nach der Unterkunft befind 
lichen Truppen von der neuen Lage durch den Draht benachrichtigt worden. Sogleich 
machten sie Kehrt und wurden noch am Nachmittag des 6. März ins Gefecht eingesetzt. 
Unter ihrer Mitwirkung wurde der Angriff auf den rechten Flügel und die Mitte der 
deutschen Stellung am Hohrodberg, bei Sulzern und Stoßweier abgeschlagen. 
Die Wiedereroberung des Reichackerkopfes dagegen erforderte einen beträchtlichen 
Kraft- und Zeitaufwand. Ein noch am Nachmittag und Abend des 6. März aus dem 
Fechttal unternommener Angriff vermochte den Franzosen die Stellung nicht zu entreißen. 
Die vor Wut brennenden Leute stürmten zwar mit Todesverachtung den Berghang 
hinaus, um die ihnen entrissene Stellung wieder zu nehmen, und gelangten am Sattel 
und Reichackerkopf bis auf 100 Meter an den Feind heran. Sie wollten durchaus 
stürmen. Es zeigte sich aber, daß die feindliche Stellung so stark besetzt war, daß die 
Erstürmung erst nach einem wohlvorbereiteten und planmäßig durchgeführten Angriff 
gelingen könne. So mußten die Leute hart an den feindlichen Linien, vor denen sich 
fast undurchdringliche Drahthindernisse und durch gefällte Bäume erstellte Verhaue hin 
zogen, liegen bleiben. Weiter eintreffende Kräfte wurden als Flügelstaffel am Mönch 
berg eingesetzt, mit dem Auftrag, diesen Teil der Stellung unter allen Umständen zu 
halten und zu verhindern, daß die deutsche Stellung in der Richtung Stoßweier weiter 
ausgerollt werde. 
In stockdunkler Nacht und auf unbekanntem Wege marschierte eine größere Abteilung 
in den Mönchberger Wald und stand beim Tagesgrauen des 7. März dicht vor den 
stärkeren Kräften der Franzosen. Sie grub sich ein und hielt diese Abwehrstellung. 
Am frühen Morgen des 7. März wurde nochmals versucht, den Reichackerkopf von 
Süden und Südwesten her zu nehmen. Die Franzosen hatten ihn aber zu einer ge 
schlossenen Bastion ausgebaut und so stark besetzt, daß der Sturm auch diesmal nicht 
zum Ziele führte. Vergeblich suchten die Deutschen die Verbindung zwischen Reich 
ackerkopf und Sattel zu durchbrechen und so die Zufuhr der Lebensmittel und der 
Munition zu hindern. 
Beinahe zwei Wochen lang, vom 7. bis 19. März, dauerte nun die Vorbereitung zu 
dem entscheidenden Angriff der Deutschen. Langsam arbeitete sich in dieser Zeit die 
Sturmtruppe bei Nacht an die französische Stellung heran. Mann für Mann schob 
seinen Schutzschild kriechend vor sich her, um einige Schritte an Boden zu gewinnen 
und sich in Schützenlöchern einzugraben, die nach und nach zu einem Schützengraben 
ausgebaut wurden. Mit Handgranaten und Minenwersern trieben die Pioniere Sturm 
gassen in die Draht-, Baum- und Astverhaue. Immer wieder tauchten neue Baumschützen
	        
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