124 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915
(2,5 Kilometer talaufwärts von Münster). Trotz der Erschöpfung der Leute, die fast
die ganze Nacht durchmarschiert waren, wurde der Angriff weiter gegen die flankierende
Stellung der Franzosen, die sich als geschlossenes Werk um den ganzen Reichackerkopf
herumzog, vorgetragen, kam aber zunächst zum Stehen, nachdem die Vorstellung am
Hange genommen war. Im Laufe des Nachmittags arbeitete sich die Angriffstruppe
durch die „Klängle" genannte, in ihrem oberen Teil mit Wald bewachsene Mulde, die
sich von Tiefenbach gegen den Sattel hinaufzieht, auf 300 Meter an die feindlichen
Stellungen am Sattel heran, und bis am Abend gelang es ihren Spitzen, sich beidseitig
des Sattels auf 30 bis 40 Meter Entfernung vor der französischen Befestigungslinie fest
zusetzen und einzugraben.
Im Lause des.Spätnachmittags des 19. Februar wurde auch der Angriff auf den
Reichackerkopf aus der Kampfstellung bei Tiefenbach—Katzenköpfe! weiter vorgetragen,
und gegen 9 Uhr abends der Große Reichackerkopf im Sturm genommen. Sofort
richteten sich hier die Sturmtruppen mit einer Maschinengewehrgruppe zur Verteidigung
ein, um den Erfolg unter allen Umständen zu sichern.
Noch war aber die größte und blutigste Arbeit zu tun: der Mönchberg und der
ganze Abschnitt zwischen Münster und Stoßweier befand sich immer noch in den Hän
den der Franzosen, die sich wie ein Keil zwischen die beiden Angriffsflügel der Deut
schen hineinschoben. In der Nacht vom 19. zum 20. Februar wurde ein Teil der
Kräfte der Angriffskolonne links zur Unterstützung des Hauptangriffs nach rechts in
die Gegend von Münster verschoben. Diese Kolonne hatte im Laufe des Tages Mühl
bach und Metzeral genommen, die befohlenen Abwehrstellen besetzt und eingerichtet und
war mit Vortruppen bis auf die Terrassen am Südhange des Gaschneykopfes und des
Sattelkopfes vorgekommen. Alle verfügbaren Kräfte wurden nun mehr nach rechts ge
zogen, um bei dem Angriff auf den Mönchberg und den Kleinen Reichackerkopf, der
sich ebenfalls noch im Besitze der Franzosen befand, mitzuwirken. Dieser Angriff wurde
am 20. Februar vormittags von Süden und Westen aus gleichzeitig wieder aufge
nommen. Starke Hindernisse und flankierendes Maschinengewehrfeuer der Franzosen
hemmten zunächst den Fortschritt der Angriffsbewegung. Auch hier machten sich fran
zösische Baumschützen empfindlich bemerkbar. Namentlich wurde durch diese Kampfweise
auch die Erkundung erschwert. Die Angreifer gewannen daher nur langsam Boden.
Am Abend des 20. Februar hatten sie sich aus der ganzen Linie bis hart an die fran
zösischen Hindernisse und Befestigungen herangearbeitet. Das geschah in der Weise, daß
zunächst einzelne Patrouillen sich in Schützenlöchern hart vor den feindlichen Stellungen
in der Dunkelheit eingruben. Diese Schützenlöcher wurden durch Seitengräben ver
bunden und nach und nach zu einem Schützengraben für einen Zug, dann für eine
Kompagnie erweitert und ausgebaut.
Der 21. Februar war hauptsächlich der Artillerievorbereitung des allgemeinen An
griffs gewidmet. Den ganzen Tag wurden die französischen Infanterie- und Artillerie
stellungen am Mönchberg, Klein-Reichackerkopf und Sattel wirksam beschossen. Am
Nachmittag gelang es, mehrere Vorstellungen am Mönchberg, die mit allen raffinierten
Mitteln der französischen Verteidigungskunft eingerichtet waren und verteidigt wurden,
zu nehmen. Der französischen Tapferkeit zollen die Deutschen auch hier volle Achtung.
Für die weitere Durchführung des Angriffs wurden drei Gruppen gebildet: eine
Gruppe in der Mitte zum Angriff gegen den Abschnitt zwischen Reichackerkopf und Mönch
berg mit Front gegen Norden und Nordosten; eine zweite Angriffsgruppe links am
„Klängle", zwischen Reichackerkopf und Sattel; eine dritte Gruppe rechts zum Angriff
von Münster gegen Stoßweier im Kleintale. Am 21. Februar abends nach 9 Uhr
wurde von der Angriffsgruppe links vom „Klängle" aus der Kleine Reichackerkopf ge