Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

34 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 
maßen verteilt: Das 8. und 9. Armeekorps — die 10. Armee — standen an der ost- 
preußischen Grenze zwischen Schirwindt und Bialla, schwächere Kräfte, das 3. und 
4. Armeekorps, mit einigen Kavalleriedivisionen rückten zwischen der ostpreußischen Süd 
grenze und der Weichsel gegen Mlawa und Thorn vor, südlich der Weichsel standen gegen 
Thorn beobachtend zwischen Wloclawec und Dombie das 2. und 3. Armeekorps; diese 
beiderseits der Weichsel vorgegangenen Kräfte gehörten zur 1. russischen Armee. An 
schließend an diese hatten die russischen Hauptkräfte, und zwar die 2., 4., 5. und 9. Armee 
— etwa 25 Armeekorps mit zahlreichen Kavalleriedivisionen — die Linie Uniewo— 
Zdonska—Wola—Nowo-Radomsk nördlich Krakau erreicht und begannen mit den nörd 
lichen beiden Armeen nach einem längeren Halt an der Warta diesen Abschnitt zu über 
schreiten. Südlich der Weichsel in Galizien gingen die übrigen russischen Armeen vor. 
Sämtliche im Innern noch verfügbaren Kräfte, vor allem die sibirischen und kaukasischen 
Korps, waren herangezogen, so daß die Gesamtstärke der zu der großen Offensive gegen 
Deutschland und Oesterreich-Schlesien bestimmten russischen Streitkräfte auf annähernd 
45 Armeekorps mit zahlreichen Reservedivisionen geschätzt werden kann. 
Mitte November begannen die Russen auf der ganzen Linie ihre großangelegte 
Offensive; Angriffe gegen die oft preußische Grenze, insbesondere bei Stallu- 
pönen, Eydtkuhnen und Soldau, wurden indes nach sehr heftigen Kämpfen abgewiesen. 
Der russischen Offensive in Polen kam der etwa gleichzeitig einsetzende Angriff der Deut 
schen zuvor. Am 13. und 14. November 1914 wurde ein russisches Armeekorps bei Wlo 
clawec geschlagen und ihm zahlreiche Gefangene abgenommen. Zwei weitere zu Hilfe 
eilende Korps erlitten am 15. November bei Kutno eine entscheidende Niederlage. 
28 000 Gefangene wurden gemacht und zahlreiche Geschütze und Maschinengewehre erbeutet. 
Während schwächere deutsche Kräfte unter General von Morgen die Verfolgung die 
ser in östlicher Richtung ausweichenden Kräfte übernahmen, schwenkte die Masse der Armee 
Mackensen nach Süden ein und ging beiderseits Leczhca über den Ner-Abschnitt vor, nach 
dem es zuvor gelungen war, ein bei Dombie stehendes russisches Korps zu schlagen. 
Infolge dieser Bedrohung ihrer rechten Flanke waren die Russen gezwungen, ihren rech 
ten Flügel (die 2. Armee) in die Linie Strhkow—Käsimierz—Zdonska-Wola, Front 
nach Nordwesten, zurückzuschwenken; in diese Linie wurde nach und nach auch 
noch die Masse der von Süden herangeholten 5. Armee gezogen, so daß nunmehr in der 
Mitte der russischen Linie eine erhebliche Lücke zwischen der 5. und 4. Armee entstand. 
Den über den Ner-Abschnitt in der allgemeinen Richtung Lodz unaufhaltsam vor 
dringenden Deutschen gelang es, schon am 17. November den wichtigen Straßenknoten 
punkt Zgierz zu nehmen; am 18. November wurde der feindliche rechte Flügel von 
Strhkow bis gegen die Straße Brzeziny—Lodz zurückgeworfen. Die um Lodz auf engem 
Raum vereinigte 2. und 5. russische Armee wurden in den nächsten Tagen von dem 
zunächst über Brzeziny in südlicher Richtung, dann über Tuszyn in südwestlicher Rich 
tung vordringenden linken deutschen Flügel zuerst von Osten, dann auch von Südosten 
eingeschlossen, während schwächere von Posen und Breslau herangezogene Teile und 
Kavallerie den Feind von Westen und Südwesten umfaßten. Fast schien es jetzt, als ob 
die Verbündeten das Ziel ihrer ursprünglich nur auf die Abwehr der feindlichen Offen 
sive gerichteten Operationen trotz der großen Überlegenheit des Gegners höher stecken 
könnten, als ob die Vernichtung des Feindes erreicht werden könne — da trat unerwartet 
ein Rückschlag ein; — es gelang den Russen, den umklammerten Armeen im letzten 
Augenblick von Osten und Süden Hilfe zuzuführen. Teile der an der ostpreußischen 
Grenze befindlichen russischen Kräfte sowie die nördlich der Weichsel zurückgehenden 
Korps der russischen 1. Armee waren teils durch Fußmarsch, teils durch Bahntransport 
über Warschau—Skierniewice in der Gegend westlich Skierniewice vereinigt. Diese
	        
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