Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

102 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
28. April 1915. 
Gegen unsere Stellung auf dem Hartmannsweilerkops haben die Franzosen 
nach den mißglückten Vorstößen vom 26. April keine weiteren Angriffe versucht. Bei 
Altkirch schoß einer unserer Flieger ein französisches Flugzeug ab. 
29. April 1915. 
In den Vogesen ist die Lage unverändert. 
Die Entwicklung der Kämpfe im Oberelsaß 
Ein Rückblick 
Der Oberbefehlshaber der deutschen Rheinschutztruppen, General der Infanterie 
Gaede, hat Ende Juli 1915 den Kriegsberichterstattern einen Vortrag über die Ge 
schichte und den Stand der bisherigen Kämpfe im Oberelsaß und in den Südvogesen ge 
halten, dem die folgenden Ausführungen entnommen sind: Die südliche Vogesengrenze 
Deutschlands, die 1870 angenommen wurde, ist insofern für uns taktisch ungünstig, weil sie auf 
dem Gebirgskamm verläuft, ohne daß dafür gesorgt worden war, daß wir den Kamm be 
haupten konnten, und weil die „Trouö de Belfort" offen blieb und dahinter Belfort als 
äußerst stark ausgebaute Festung lag. Auch ein flüchtiger Blick auf die Karte zeigt, 
daß der Gegner eine stärkere Offensive nach Süddeutschland hinein unternehmen könnte, 
wenn das Schwergewicht des Krieges nach hier verschoben werden sollte. Wurde aber 
andererseits die Offensive durch Belgien nach Norden unternommen, dann konnte sich im 
Oberelsaß nur ein Nebenkriegsschauplatz entwickeln, bei dem dann der Rhein eine sehr 
starke Strombarrikade bilden, würde. 
Es ist ferner bekannt, daß wir nach unserem allgemeinen Kriegsplan bei der für einen 
Gesamtausgang völligen strategischen Bedeutungslosigkeit des Oberelsaß immer ent 
schlossen waren, den südlichen Teil des Elsaß, den Umständen entsprechend, ganz zu 
räumen und dann hinter die Rheinlinie zurückzugehen, zumal der Rhein für eine plan 
mäßige Verteidigung vollkommen vorbereitet war. 
So der Plan!... Und somit fiel beim Kriegsbeginn nur wenigen Landwehr-Jnfanterie- 
Brigaden, die erst am zehnten Mobilmachungstage marschbereit waren, die Aufgabe zu, 
die Rheinlinie zu halten. Diese verhältnismäßig nur sehr schwachen Kräfte verteilten 
sich zur Lösung ihres Auftrages — die Brückenköpfe und Beobachtungsposten zu be 
wachen — auf einer Strecke von 150 Kilometern. Inzwischen sammelten sich zwischen 
Vogesen und Rhein einige Korps unter General von Heeringen. Die Franzosen dagegen 
hatten sofort mit sehr bedeutenden Kräften die Grenze überschritten, unsere schwachen 
Vortruppen zurückgeworfen und damit begonnen, an geeigneten Punkten starke, Sperr 
forts ähnliche, Befestigungen anzulegen. So entschloß sich General v. Heeringen zum 
Angriff auf die französischen Stellungen, worauf es am 9. und 10. August 1914 zur 
ersten Schlacht bei Mülhausen i. E. kam (vgl. I, S. 113 u. s.). Der hier er 
rungene Sieg brachte leider nicht den erwünschten Erfolg, da die Franzosen weder in 
die Schweiz noch bis nach Belfort zurückgedrängt werden konnten, wenn auch Mülhausen 
wiedergenommen wurde. Im Gegenteil, die gewonnenen Vorteile mußten einige Tage 
später wieder aufgegeben werden, da die Armee Heeringen den Befehl erhielt, auf dem 
linken Flügel am Vorstoß der Armee des Kronprinzen von Bayern teilzunehmen. So 
kam es, daß das Elsaß aufs neue von deutschen Truppen entblößt war und die fran 
zösischen Heeresteile abermals die Pässe überschreiten und eindringen konnten. 
In diesem schwierigen Augenblicke erhielt General Gaede den Befehl, mit einigen 
gemischten Landwehr-Brigaden den Schutz der Rheinlinie zu übernehmen und unter allen 
Umständen ein Vordringen des Gegners über den Strom zu verhindern. Erhebliche
	        
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