D i e Kämpfe zwischen Maas und Mosel
89
gegen unsere vordersten Gräben vorspringt. Der mit diesem Erfolg eingeleitete Nah
kampf im westlichen Priesterwald dauerte die folgenden Tage und Nächte ohne Unter
brechung an. Er schreitet langsam, aber für uns günstig fort. In den Vormittags
stunden des 19. April gelang es hier unseren Truppen, zwei Blockhäuser und die an
schließenden Grabenstücke in die Luft zu sprengen, wodurch unsere Stellung weiter vor
geschoben werden konnte. Hierbei erlitten die Franzosen nicht unbeträchtliche Verluste,
während uns der gewonnene Erfolg keinen einzigen Mann kostete.
Am 15. April brachen zwei am Abend unternommene französische Angriffe im Ailly-
wald in unserem Feuer zusammen. Ebenso wurden zwei Vorstöße des Gegners nördlich
Flirey in der Nacht vom 16. zum 17. April abgewiesen. Wir konnten an diesem Tag
an verschiedenen Stellen, so an der Combreshöhe, bei Flirey und gegenüber dem Walde
Mortmare beobachten, daß die Franzosen Truppen in den vordersten Gräben bereit
stellten. Zu Angriffen kam es nicht. Der Artillerie fiel auf diesen Seiten in den Tagen
vom 14. bis 19. April die Hauptkampftätigkeit zu.
Von den Kämpfen um die Combreshöhe und die C5te-Lorraine um Ostern 1915
Wie der englische General Douglas Haig vor der Schlacht von Neuve-Chapelle (vgl.
S. 44), so hat auch der französische General Dubail, der Führer der ersten französischen
Armee auf dem Kampfgebiete zwischen Maas und Mosel es für nötig erachtet, den
Angriffsmut seiner Truppen durch eine Schilderung der seiner Anficht nach so günstigen
Aussichten der geplanten französischen Offensive zu stärken. Der am 5. April 1915 er
lassene Armeebefehl hat folgenden Wortlaut: „Seit drei Monaten haben die deutschen
Armeekorps zwischen Maas und Mosel ihrerseits durch so zahlreiche und energische An
griffe zu leiden gehabt, daß ihre Widerstandskraft nunmehr beträchtlich vermindert ist.
Mehrere Regimenter mußten in letzter Zeit abgelöst werden. Die einen wurden infolge
der ihnen von uns zugefügten Verluste zurückgezogen oder haben die Stellung gewechselt
(z. B. die bei Les Eparges dezimierten bayrischen Regimenter der 33. Division), die
anderen wurden auf andere Teile des Kriegsschauplatzes geschafft, um die fast schon
weichende Linie dort zu stützen. Ein Regiment des 5. Armeekorps wurde nach Belgien
gebracht. Zwei Regimenter des 5. Armeekorps sind zur russischen Front abgegangen.
Die vor drei Monaten so zahlreiche und reichlich mit Munition versehene schwere Artillerie
hat sich sowohl in der Zahl verringert wie weniger betätigt. Um unseren letzttägigen
Angriffen im Abschnitt Fey-en-Haye—Bois-de-Prstre die Stirn bieten zu können, sahen
sich die Deutschen gezwungen, an diesen Punkt ihre Reserven der benachbarten Abschnitte
heranzuziehen. Anscheinend haben sie nicht viel verfügbar. Am 30. März haben wir
im Priesterwald und vor Fey-en-Haye die deutschen Stellungen in einer Tiefe von 800
und in einer Ausdehnung von 1000 Metern eingenommen. Am 31. März wurde Fey-en-
Haye selbst genommen, am 3. April die Stellungen bei Rsgneville. Auf einer Front
von 40 Kilometern hat die verstärkte 1. Armee eine Sturmstellung auf Sturmentfernung
eingerichtet. Morgen werden wir die Zange, in die wir den Gegner zwischen Verdun
und Pont-ä-Mousson eingeschlossen haben, schließen, die feindlichen Truppen mit beträcht
lichen Kräften von vorn und im Rücken angreifen und zwischen Metz und Saint-Mihiel
vernichten. Jeder Mitkämpfer muß folgendes wissen: Die Kanonen, die er vor sich hört,
sind die französischen Geschütze, die in den Rücken des Gegners feuern. Zur Abwehr dieses
furchtbaren Angriffs scheinen die Deutschen gegenwärtig nur über örtliche Reserven zu
verfügen. Und selbst wenn sie andere herangezogen haben, könnte es stch nur um einige
Bataillone handeln."
Die deutsche Linie zieht sich, nach einer Darstellung der „Kölnischen Zeitung", von
der Maas im Bogen auf Etain zu um die Nord- und Ostfront von Verdun und läuft