Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

32 Die Ereignisse auf den serbisch-montenegrinischen Kriegsschauplätzen 
Proklamation ist Serbien entschlossen, seine mazedonische Beute von der Bregalniza bis 
Monastir zu behalten. Wir mazedonischen Bulgaren wußten dies. Wir können aber auch 
die in der Proklamation enthaltene große Fälschung, daß die Mazedonier, heldenmütig 
und von Liebe für das serbische Vaterland beseelt, gegen Oesterreich-Ungarn kämpfen, 
nicht mit Stillschweigen übergehen. Zwar sind die unterjochten Mazedonier, die mit 
abscheulichen Gewaltmaßregeln gezwungen werden, an der Seite ihrer Unterdrücker zu 
kämpfen, jeder Möglichkeit beraubt, den Prinzen Alexander Lügen zu strafen, aber wir 
in das bulgarische Königreich Eingewanderten protestieren mit um so größerer Er 
bitterung gegen diese Ausnützung der unglücklichen Lage unserer vom Schicksal heim 
gesuchten Stammesgenossen." 
Ueber die Verhandlungen Serbiens mit Bulgarien, über seine Stellung zu 
Griechenland und Rumänien, sowie über die Einfälle der Albanesen 
soll später bei der Behandlung der betreffenden Länder in den Kapiteln über die Neu 
tralen und den türkischen Krieg zurückgekommen werden. 
Montenegros innere Lage 
Die Nachrichten über die innerpolitischen Verhältnisse Montenegros sind überaus 
spärlich und wenig zuverlässig; eine spätere Ergänzung wird daher nötig sein. 
10. November 1914. 
Eine S o n d e r m i s s i o n der montenegrinischen Regierung unter der Führung des 
Prinzen Mirko ist nach Bordeaux abgegangen, um von Frankreich militärische und 
finanzielle Unterstützung zu erbitten. 
13. November. 
Nach einer Meldung aus Nisch wird die Residenz Montenegros nach N ick s i c verlegt. 
8. Dezember. 
Aus Petersburg wird gemeldet: Der KönigvonMontenegro telegraphierte an 
die Börsenzeitung, daß nunmehr auch die dritte montenegrinische Armee auf dem 
Schlachtfeld geblieben sei. Trotzdem wollten die Montenegriner die Verteidigung des 
Landes fortsetzen und das Feindesland angreifen. Aber die Mittel seien erschöpft; daher 
wären die Montenegriner für Beistand mit Geld und Material äußerst dankbar. 
Mitglieder des britischen Hochadels erlassen nach der „Frankfurter Zeitung" einen 
Ausruf zugunsten der bedrängten Montenegriner, die dem Hungertod nahe seien. 
9. Februar 1915. 
Ein neues Gesetz ordnet die Mobilisierung aller Mannschaften vom 
18. bis zum 32. Jahre an, die noch nicht mobilisiert wurden. Die Muselmanen, 
die bislang keinen Dienst leisteten, werden von dem Gesetz ebenfalls betroffen. 
Ende Februar. 
Kronprinz Danilo, seit fünfzehn Jahren mit der mecklenburgischen Prinzessin: 
Jutta (Militza) in kinderloser Ehe verheiratet, liegt hoffnungslos krank danieder. 
* * * 
Im Januar 1915 befand sich Montenegro bereits in äußerst schwierigen Verhältnissen; 
nach dem „Berliner Lokalanzeiger" erzählten Gefangene, der Hunger und der harte 
Winter schwäche die Bevölkerung sehr, und der Haß gegen Serbien, das Montenegro- 
in diesen Krieg getrieben habe, nehme täglich zu. Der Abzug der französischen Be 
satzung vom Lovcen habe entmutigt; die erhöhte Wachsamkeit der österreichischen Flotte 
hindere die Zufuhr über Antivari, auch seien die Wege über die serbische Grenze fast 
ungangbar. Eine Besiegung Montenegros im eigenen Land durch die österreichischen 
Truppen wäre dem König, da sie einen ehrenvollen Frieden ermöglicht hätte, lieber: 
gewesen, als die jetzige Taktik der Oesterreicher, das Land abzuschließen.
	        
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