Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

82 Die Ereignisse an der Westsront von Mitte Januar bis Mai 1915 
22. April ISIS. 
Zusammenfassender amtlicher Bericht über die Kämpfe im Walde von 
Ailly: „Die ganze Stellung ist zurzeit in unseren Händen. Sie war von den Deutschen 
aufs Beste hergerichtet. Die deutschen Schützengräben der Stellung, unterstützt von 
Vorgräben, umfaßten aufeinanderfolgende Linien und wurden von bayerischen Truppen 
teilen und durch Zuzug schwerer Artillerie aus Metz verteidigt. Unser Angriff setzte am 
5. April 1915 mit dem Feuer der 7,5-Zentimetergeschütze und der schweren Artillerie 
ein, das unter den Verteidigern Schrecken verbreitete. Gleichzeitig brachten wir fünf 
Minenkammern unter den Vorwerken zur Explosion und vernichteten deren Besatzung. 
Gegen Mittag ging die Infanterie mit dem Bajonett vor, warf Handgranaten und 
Bomben; trotz erbitterter Verteidigung waren wir beim Einbruch der Nacht Herren 
dreier Linien von Schützengräben. Die Verluste des Feindes waren beträchtlich. In 
einem Graben fanden wir die Leichen in drei Reihen übereinander, in einem andern 
Graben zählten wir dreihundert Leichen. Am 7. und 8. April griff der Feind sechsmal 
an, unterstützt durch die ganze Artillerie in der Gegend von Saint-Mihiel. Alle diese 
Gegenangriffe wurden trotz eines höllischen Geschützfeuers abgeschlagen. Der Wald von 
Ailly ist heute ein Feld der Verzweiflung, ausgeebnet durch die Granaten, ein Chaos 
von Steinen, Baumstücken, Bäumen, Leichen und zerbrochenen Waffen. In dieser Hölle 
halten sich unsere durch ihre Führer aufgemunterten Mannschaften mit Hilfe von Ge 
schützfeuer. An diesen beiden Tagen wurden noch sechs deutsche Kompagnien vernichtet. 
Am 9. April setzten wir die eroberten Gräben in Stand und wiesen einen neuen Gegen 
angriff zurück. Am 10. April brach endgültig ein letzter Bajonettangriff den Wider 
stand, und am 13. April herrschte auf der ganzen Linie Ruhe und besiegelte unseren 
Sieg. Wir haben in einer Tiefe von 50 bis 100 Metern und einer Breite von ungefähr 
400 Metern an Boden gewonnen. Erbeutet haben wir fünf Maschinengewehre, fünf 
Bombenwerfer, Handgranaten und eine Anzahl Waffen und Ausrüstungsgegenstände, 
Ventilatoren, Säcke mit Lebensmitteln und Atmungsmasken für Minenarbeiten. Am 
15. April zog eines der Regimenter, das an der Aktion teilgenommen hatte, mit 
klingendem Spiel in sein Quartier. Als der Oberst die Schwerverwundeten besuchte 
und sie tröstete, antworteten sie: „Wir bedauern nichts, denn wir haben sie tüchtig her 
genommen." 
Richtigstellung des deutschen Großen Hauptquartiers. 
Bereits am 10. April 1915, sofort nach der Bekanntgabe der Berichtes des fran 
zösischen Generalstabs über die Erfolge seiner Offensive erfolgte aus dem deutschen 
Großen Hauptquartier folgende Richtigstellung: Der französische Bericht (Eiffelturm) 
vom 9. April nachmittags (vgl. S. 76) zählt am Schluß in einer Zusammenfassung die 
angeblichen Erfolge der französischen Truppen in den Kämpfen zwischen Maas und 
Mosel auf. .Diese französische Darstellung verdient näher beleuchtet zu werden, denn die 
fliegende Phantasie der Verfasser dieser Berichte erreicht in ihr eine ungewöhnliche Höhe. 
Jede der vier Behauptungen der Zusammenfassung soll daher im einzelnen betrachtet werden. 
1) Die westlich der Orne gelegenen, diesen Fluß beherrschenden Höhen, ebenso wie die 
Dörfer Gussainville und Fromezey waren niemals in deutschem Besitz. Die aus diesem 
Geländestreifen gegen die deutschen Truppen angesetzten französischen Angriffe brachen 
aber ohne Ausnahme unter schweren Verlusten in unserem Feuer zusammen. Dieses 
mißlungene Vorbrechen aus der genannten, von uns nie besessenen Linie scheinen sich 
die Franzosen als Eroberung anzurechnen. 
2) Auf das Wort beinahe, mit dem der Bericht selbst die französische Eroberung der 
Höhenstellung bei Eparges einschränkt, ist der Schwerpunkt zu legen. In der Tat be
	        
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