Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der Waldkrieg in den Argonnen 
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Als König Wilhelm von Württemberg von den Heldentaten der 27. Division 
erfuhr, ließ er dem Divisionskommandeur Generalleutnant Gras v. Pfeil folgendes Tele 
gramm zugehen: Hocherfreut durch die gute Nachricht spreche ich Ihnen meinen wärm 
sten Glückwunsch aus und bitte Sie, der tapferen 27. Division meine volle Anerkennung 
und meinen Dank für ihre erneute glänzende Wafsentat auszusprechen, die sich würdig den 
vielen bisherigen Erfolgen anreiht. 
Ein dem „Ulmer Tagblatt" übersandter Feldpostbrief schildert den Erfolg, den die 
schwäbischen Truppen am 29. Januar 1915 in den Argonnen erzielten, noch etwas eingehen 
der: „Alles war innerhalb der Abschnitte aufs sorgsamste vorbereitet und morgens um 
7 Uhr 30 Min. brachen die Sturmtruppen der Infanterie und Pioniere unter einem Schleier 
von Patrouillen aus den Sappen und Gräben heraus und dahinter allerlei kleinere Ko 
lonnen mit besonderen Aufträgen. Die Ueberraschung gelang, drei Vorstellungen wurden 
hinter einander genommen. Dort, wo die Ueberraschung weniger glückte und die Franzosen 
in gewaltigen Sätzen Gelände nach rückwärts gewannen, wurden zwar nur wenige Ge 
fangene gemacht, aber dafür um so mehr Gefallene gezählt. Die Artillerie hat uns 
die Ausgabe wesentlich erleichtert, indem sie das feindliche Artilleriefeuer dämpfte.... 
Da und dort wurde nachher noch einige Zeit mit Erbitterung gekämpft, vereinzelte Gegen 
angriffe wurden abgewiesen, aber gegen Mittag konnte teilweise schon mit Eingraben 
begonnen werden, nachdem wir im Durchschnitt einen Kilometer Gelände gewonnen hatten. 
Auch die Verbindung nach rückwärts konnte nach und nach, teilweise unter starkem feind 
lichem Feuer hergestellt werden. An ein weiteres Vordringen gegen die letzte Höhe nördlich 
des Tales von Vienne-le-ChLteau war nicht zu denken, angesichts der dort sestungs- 
artig aufgeworfenen und eingerichteten feindlichen Stellung .... Die gefangenen Fran 
zosen machten keinen schlechten Eindruck, aber nur wenige konnten das Gefühl der Be 
friedigung verbergen, daß ihre Schützengrabenqual ein Ende hatte, namentlich wenn der 
erste Schreck verraucht war und sie merkten, daß ihre Vorgesetzten Unrecht hatten, ihnen 
zu sagen, die Deutschen brächten die Gefangenen um. Unvergleichlich sind dagegen un 
sere Braven! Das sind Männer, sind Helden vom Scheitel bis zur Sohle, und wenn 
auch gar viele noch Neulinge im Kriegshandwerk sind, eines haben sie alle sicher: Das 
Herz auf dem rechten Fleck! Dabei sind sie anspruchslos, wetterhart, voll köstlichen 
Humors und als echte Schwabensöhne furchtlos und treu. Erfüllte uns gestern auch 
der Anblick der Gefallenen mit Trauer, schauten wir mit Schmerz und Ingrimm den 
Bahren nach, auf denen die Verwundeten still und bleich wie Wachs weggetragen 
wurden, ein Gefühl verläßt uns nicht: Ein Deutschland, das ein Heer solcher Helden 
besitzt, kann nicht untergehen, es muß siegen gegen eine Welt von Feinden." 
Alle Vorstöße, die in den folgenden*Wochen von den Franzosen zur Wiedergewinnung 
der verlorenen Stellungen bei Vauquois und Boureuilles unternommen wurden, sind erfolg 
reich abgewiesen worden, wie der kommandierende General in einem Tagesbefehl 
an die gegen die französische Uebermacht kämpfenden württembergischen Truppenteile 
anerkennend hervorhebt. Der Tagesbefehl lautet: „Ich habe Euch einen schweren 
und wichtigen Abschnitt anvertraut. Heiße Kampftage, in denen so mancher Brave, 
getreu seinem Allerhöchsten Kriegsherrn und seinem Vaterland, sein Letztes gab, liegen 
hinter Euch und können morgen oder übermorgen von neuem Euren unerschütterlichen 
Mut auf die Probe stellen. Ich weiß, was es heißt, stundenlang in schwerstem 
Artilleriefeuer seinen Posten zu halten, ich wußte aber auch, wem ich Vauquois anver 
traute. Eurer Kameraden Blut ist auf seinem granatendurchwühlten Boden nicht um 
sonst geflossen. Im Ringen vom 28. Januar bis heute, 6. März, hat Euer zäher 
Widerstand und Gegenstoß, unterstützt von der treuen, wirkungsvollen Hilfe der 
Artillerie, sieben feindliche Jnfanterieregimenter zusammengeriffen, ihre Kraft derart ge
	        
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