Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe im Zentrum der Schlachtfront 29 
an den König von Sachsen, das lautet: „Eurer Majestät melde ich alleruntertänigst, daß 
in der Winterschlacht in der Champagne die König!. Sachs. Reseroe-Jnfanterie-Regi- 
menter 101, 104 und 107, Teile des Infanterie-Regiments 177 und die Haubitzen 
abteilung des 8. Reservekorps mit großer Auszeichnung, unermüdlicher Ausdauer und 
Todesverachtung gefochten haben. Die Schlacht bedeutet ein Ruhmesblatt der Geschichte 
dieser vortrefflichen Truppenteile. Sr. M. dem Kaiser und König habe ich die gleiche 
Meldung erstattet." 
Auch zwei bayrische Landwehr-Regimenter, deren Mannschaften zum großen 
Teil Münchener und Oberbayern sind, haben au schwer gefährdeten Teilen der Front 
unermüdlich ausgehalten. Und schließlich darf das 78. Reserve-Regiment, das haupt 
sächlich aus Braunschweigern besteht, nicht vergessen werden. Seine Verdienste um 
das Gelingen der Schlacht hat der Kaiser bei einem Besuch des Regiments in folgender 
Ansprache hervorgehoben: „Kameraden! Die 3. Armee hat in wochen-, ja monatelangen 
Kämpfen die Angriffe der Franzosen hier in der Champagne kräftig abgeschlagen. Dazu 
habt auch Ihr beigetragen, dafür danke ich Euch. Es sind mit die größten und schwersten 
Kämpfe dieses Krieges, die man die Winterschlacht in der Champagne nennt. Ich 
bin hierher gekommen, um das Regiment und die Pionier-Kompagnie zu begrüßen und 
Euch zu danken. In unerträglichem Artilleriefeuer habt Ihr Tag für Tag, ja auch in 
den Nächten die feindlichen Angriffe zurückgeschlagen. In der zähen Art der Nieder 
sachsen, zu deren Stämme Ihr fast alle gehört, habt Ihr gezeigt, was Tapferkeit und 
treues Aushalten vermag. Eure Hiebe werden die da drüben noch lange spüren! Ver 
drescht sie auch weiter so! Der liebe Gott hat Euch bisher geholfen. Ich wünsche, 
daß er Euch auch ferner behüten möge. Lebt wohl, Kameraden!" 
Die Menschen der Champagne-Schlacht 
Don Erwin Berghaus 
In den ersten Februartagen wurde dieser Krieg ein halbes Jahr alt. Noch ist das 
Ende des Feldzugs unabsehbar — auch für die, deren Urteil sich aus höherer Warte 
bildet und kundgibt als der Mehrzahl der Millionen, die auf den weiten Feldern vor 
Warschau, in den Schützengräben der Aisne und in der großen, den Krieg mitlebenden 
Heimat ihre Pflicht tun. Aber schon heute gehören die überragenden Ereignisse jenes 
ersten Kriegssommers und -herbstes, deren eherner Klang nachzittern wird durch Gene 
rationen, einer Weltgeschichte an, die keine Korrektur mehr duldet. In zwei durch ihre 
Wesensmerkmale deutlich getrennte Zeitspannen scheidet sich dieses erste Halbjahr des 
Krieges, in die siegberauschten, heißen Wochen nach dem furchtbaren Würfelfall, und zum 
zweiten den langwierigen Abschnitt des Stellungskampfes „unter der Erde", wie er 
namentlich in Flandern, an der Aisnefront und in der Champagne tobte. Die Geschichte 
aber, die dereinst die Drangsal und den Jubel, das Seelenleben der Menschen, die für 
das neue Deutschland nach 1914/15 stritten, schildern soll, wird gleichermaßen zwei 
Stufen in einer Entwicklung unterscheiden, die von den Menschen, die Belgiens Panzer 
festen stürmten, hinaufführt zu den Menschen der Champagneschlacht. 
Die damals die erste Mobilmachungsdekade an die Front beförderte, die trug eine 
Volksbegeisterung, wie sie seit den Tagen des Einheitskampses nicht aufrauschte. Dies 
war das Deutschland der britischen Kriegserklärung, das Land, das sich über Nacht von 
einer Welt von Feinden umstellt sah, das ob eigener, seit Menschenaltern ungehobener 
Schätze, und ob seiner frohlockenden Zuversicht staunte, sich dieser furchtbarsten aller 
Koalitionen siegreich zu erwehren. In diesem Geiste hub jenseits der deutschen Grenz 
pfähle das Stürmen an. Die Offiziere der Infanterie haben es oft erzählt: daß ihre 
Leute zeitweilig kaum noch zu halten waren und es dazu ernster Appelle an die Be
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.