Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe im Zentrum der Schlachtsront 19 
von Craonne Mitteilung machen zu können und Dich wie Dein Volk zu solchen Leistungen 
beglückwünschen zu dürfen." Darauf hat auch der König von Sachsen den sächsischen 
Truppen herzlichen Gruß und warmen Dank übermitteln lassen. 
„Sie haben aber auch gekämpft wie die Löwen, davon habe ich mich persönlich über 
zeugt," schreibt ein Mitkämpfer in einem in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ver 
öffentlichten Feldpostbrief. „Der Sturm war auf den 25. Januar, 4 Uhr nachmittags 
angesetzt. Am Vormittag des 25. ging ich nochmals unsere ganze Stellung ab. Mit 
manchen Gruppen knüpfte ich ein Gespräch an und erkundigte mich nach dem Sturme. 
Die Vorbereitungen waren ihnen natürlich nicht entgangen, trotz strenger Geheimhaltung 
ahnten sie, was bevorstand. Sie schienen den Augenblick nicht erwarten zu können, 
eine freudige Erregung war in aller Mienen zu erkennen. Aus meine Frage: „Wann 
geht's los?", meinte ein Sachse gelassen: „Ei, so kurz nach dem Kaffee." Und wem's 
vergönnt war, zu sehen, wie die wackeren Truppen plötzlich gleichzeitig auf der ganzen 
Linie ihre vorzügliche Deckung preisgaben, die lange freie Strecke trotz feindlichen Ge 
schoßhagels zurücklegten und den Gegner aus seiner Stellung vertrieben, dem schlug 
das Herz höher; er mußte sich sagen: „Solche Truppen können nicht besiegt werden." 
Außer der sächsischen Infanterie dursten sich auch nicht unbeträchtliche Teile preußischer 
Infanterie und fast ausschließlich preußische Pioniere in großer Zahl milden Sachsen 
in die Lorbeeren teilen. Die preußischen Pioniere waren aus der ganzen Angriffsfront 
der Sachsen verteilt. Es erscheint nicht mehr als gerecht, wenn wir auch ihrer gedenken, 
denen wir das Gelingen des Sturmes zum guten Teile mit zu verdanken haben, die der 
Infanterie die Wege bahnten, ihr voranstürmten und dann, in feindlicher Stellung an 
gekommen, mit Handgranaten, Brandröhren, Kreuzhacken und Spaten ebenso geschickt 
umzugehen verstanden wie mit dem Gewehr. Schon Tage vorher begannen ihre Vorberei- 
lungen. Tag und Nacht waren sie tätig gewesen; und als der ersehnte Augenblick des 
Sturmes gekommen war, da waren sie es, die jeder Sturmkolonne voraneilten. Sie 
waren es, die nach monatelanger Defensive als die ersten die Deckung verlassen durften, 
um den hartnäckigen Feind davonzujagen. Und mit welcher Energie haben sie 
das besorgt! 
Es war ein schönes Bild, das glatte Zusammenarbeiten der beiden Truppengattungen, 
Infanterie und Pioniere, vor und während des Sturmes beobachten zu können, und 
nicht in letzter Linie ist diesem Zusammenarbeiten der Erfolg zu verdanken." 
Der deutsche Vorstoß bei Massiges vom 3. bis 12. Februar 1915 
Die Höhe 191 ist eine bedeutende, langgestreckte, kahle Erhebung, über und über zer 
rissen von deutschen und französischen Schützengräben, Laufgräben, Sappen und unter 
irdischen Minengängen. In langwierigem Sappenkrieg hatte sich die deutsche Infanterie 
etwa zu ein Drittel in den Besitz der Höhe gesetzt und ihre vordersten Gräben bis 
ganz nahe an den Feind getrieben. Und der Feind ihr entgegen. Dieser Zustand verlangte 
nach einer Entscheidung, die am 3. und 4. Februar 1915 herbeigeführt wurde. 
„Am Tage vorher," erzählt ein Artillerist in der „Frankfurter Zeitung", „hatte ich 
meinen Telephon- und Beobachtungstag aus der Höhe 191. Dadurch hatte ich Ge 
legenheit, die Vorbereitungen der Infanterie mitzuerleben. Es war sehr eindrucksvoll: 
die Beschaffung von 450 Sturmleitern (zum Verlassen der eigenen und Hinabsteigen in 
die feindlichen Gräben), die Aufstapelung der Jnfanterieschilde (als erste Deckung in 
neuen Stellungen), die Handbeile und Drahtscheren zum Zerstören der Drahtverhaue usw. 
Man hörte „halbamtlich" von geplanten Minensprengungen und sonstigen Vorbereitungen 
der Pioniere. In der Nacht zum 3. Februar trafen große Verstärkungen ein. Lautlos 
waren sie gekommen. Als ich frühmorgens noch im Dunkel meinen Posten verließ und zur
	        
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