Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe im Zentrum der Schlachtfront 5 
Der erste Stoß wurde in den letzten Tagen des Monat März 1915 gegen das am Iser- 
Ipernkanal gelegene Dorf Drie Grachten gerichtet. Die Belgier, die den Ort besetzt 
und stark befestigt hatten, hielten trotz der mörderischen Beschießung tapfer aus und 
wehrten sich verzweifelt. Aber der Angriff gelang. Von hier aus wurde dann der 
Angriff auf die feindliche Hauptstellung verfügt, die sich in der Linie Bixschoote—Lange- 
marck—Poelcapelle befand: Der wichtigste Stoß wurde längs des Kanalufers in der 
Richtung auf Het Sas geführt. Auch dieser Angriff glückte und als der Abend des 
22. April hereinbrach, befanden sich Steenstraate, Het Sas und Langemarck in deutschem 
Besitz. Bei Steenstraate wurde der I serkanal überschritten und nach schwerem Kampf 
das aus dem linken Ufer liegende Dorf Lizerne erstürmt. Später, als die allgemeine 
Lage die weitere Ausnutzung dieses Durchbruchs nicht angebracht erscheinen ließ, ist zu 
nächst Lizerne wieder aufgegeben worden; später wurden dann auch die Truppen aus den 
Steinhaufen zurückgenommen, welche die Stellen bezeichnen, wo einst die Dörfer Het 
Sas und Steenstraate lagen. Unterdessen rückte die deutsche Ostgruppe über Zonne« 
beke vor und gewann Anschluß an die von Norden vorstoßenden deutschen Truppen. 
Auch im Süden waren deutsche Truppen gegen die Ipern-Stellung vorgegangen und 
hatten dem Gegner Hollebeke entrissen, sowie den Angriff aus Klein-Zillebeke vorgetragen. 
Da gleichzeitig ein neuer erfolgreicher deutscher Anlauf von Osten her bis Eksternest 
erfolgte, war damit die Verbindung zwischen der Ost- und Südgruppe hergestellt, der 
Kreis um Ipern bedeutend enger gezogen und ein Vorstoß des Gegners in dem sich 
kreuzenden Feuer unserer Batterien aussichtslos geworden. Hierzu kommen die schweren 
Verluste an Menschen und Kriegsmaterial sowie das moralische Moment. Die Ver 
bündeten, gedrückt durch das Bewußtsein, eine für uneinnehmbar geltende Stellung ver 
loren zu haben, unsere braven deutschen Truppen aber, gehoben in dem Bewußtsein des 
Sieges, in dem festen Vertrauen, daß alles, was ihnen entgegentritt, deutschem Helden 
mute und deutscher Tätigkeit weichen muß. 
„So lange solche Stimmung dauert," gestand die „Times", „bleibt Deutschland ein 
höchst gefährlicher Gegner." Das wurde durch den Ausgang der lang erwarteten 
Frühjahrsoffensive der Engländer und Franzosen, der „Schlacht von 
Arras", die in den ersten Tagen des Mai 1915 im Raume südwestlich Lille begann und 
im nächsten Abschnitt ausführlich dargestellt werden soll, aufs neue bewiesen. 
Die Kämpfe im Zentrum der Schlachtftont 
Chronologische Uebersicht nach den deutschen Generalstabsmeldungen 
mit dem französischen amtlichen Bericht über die Champagne-Schlacht 
16. Januar 1915. 
Das in letzter Zeit oft erwähnte Gehöft von La Boisselle, nordöstlich Albert, wurde 
gestern gänzlich zerstört und von den Franzosen gesäubert. 
18. Januar. 
Bei La Boisselle, nordöstlich Albert, warfen unsere Truppen im Bajonettangriff 
Franzosen, die sich im Kirchhof und im Gehöft südwestlich davon festgesetzt hatten, hinaus, 
und machten drei Offiziere und 100 Mann zu Gefangenen. 
21. Januar. 
Südwestlich Berry-au-Bac wurden den Franzosen zwei Schützengräben abgenommen, 
die trotz lebhafter Gegenangriffe von uns behauptet wurden. 
22. Januar. 
Einer von den südwestlich Berry-au-Bac vorgestern genommenen Schützengräben wurde, da er 
durch die einstürzenden Mauern einer Fabrik teilweis e vers chüttet war, ausgegeben und gesprengt.
	        
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