I » bet Südsee
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ihr festgesetzten Preis abzukaufen. Im übrigen scheinen die deutschen wirtschaft
lichen Unternehmungen im Schutzgebiet, soweit die spärlich eingehenden Nachrichten
einen Rückschluß zulassen, ungestört ihren Gang zu gehen.
In Kaiser-Wilhelmsland ist zunächst Friedrich-Wilhelmshasen, der Sitz des
Bezirksamts, von australischen Streitkräften besetzt worden. Am 22. September fuhr
die „Berrima", eskortiert von den Kriegsschiffen „Australia", „Montealm" und „En
counter" nach Friedrich-Wilhelmshasen, kam dort am 24. September an und besetzte die
Station ohne Widerstand. Der Bezirksamtmann war gerade auf Reisen im Innern
abwesend. Die übrigen Beamten wurden gefangen genommen. Aus dem Südbezirk,
Morobe, liegen leider irgendwelche Nachrichten noch nicht vor. Ob diese Station
von den Engländern besetzt worden ist, ist nicht bekannt. Dagegen sind inzwischen amt
liche Berichte eingegangen, wonach auch Citap«, das bis zum Dezember von den Eng
ländern ganz unbehelligt geblieben war, vom Feinde besetzt worden ist. Dort landete
am 4. Dezember 1914 der australische Ortskommandant von Friedrich-Wilhelmshafen
auf dem Missionsdampfer „Gabriel" mit fünfzig Mann und besetzte den Platz, ohne
Widerstand zu finden. Die im Bezirk noch zurückgebliebenen Beamten hatten rechtzeitig
von der Besetzung Nachricht erhalten und sich zurückgezogen.
2. Jnselgebiet.
Wie schon mitgeteilt, haben die Japaner die Inseln Jap, Saipan (Marianen),
Korror und Angaur (Palauinseln), Ponape, Truk und Jaluit und die Eng
länder Nauru besetzt (vgl. II, S. 318 f.). Später besetzten die Engländer noch Bou-
gainville, die größte der Salomoninseln. Widerstand wurde angesichts der Uebermacht
nirgends geleistet. Die Japaner landeten überall Besatzungstruppen und hißten ihre
Flagge. Ihre Offiziere befleißigten sich eines korrekten Verhaltens, doch kamen verschie
dentlich Diebstähle durch Soldaten vor. Die deutschen Beamten wurden zunächst nach
Japan gebracht, von wo sie sich nach Unterzeichnung einer Neutralitätsverpflichtung nach
China oder Amerika begeben durften.
Obwohl die Japaner den deutschen Handelsgesellschaften anfangs die Zusicherung ge
geben hatten, an dem bisherigen Zustand solle nichts geändert werden, haben sie aus
Angaur die deutsche Südsee-Phosphat-A.-G. vertraglich verpflichten wollen, ihr Phosphat
gegen Lebensmittel an eine neugegründete japanische Gesellschaft einzutauschen und für
die ganze Dauer des Krieges Phosphat nach Japan auszuführen. Als sich die deutsche
Gesellschaft weigerte, ließen die Japaner die Insel einfach von sämtlichen Angestellten der
Gesellschaft in einer Frist von 24 Stunden räumen. Darauf übernahmen sie kurzerhand den
Grubenbetrieb selbst und eröffneten dem deutschen Direktor, vom Erlös würden die Ver-
waltungs- und Betriebskosten und eine später zu bestimmende Aussuhrabgabe an die
japanische Marine gedeckt werden; wenn ein Ueberschuß bleibe, werde er der Gesellschaft
nach dem Krieg überwiesen werden. Der Einwand, daß es ungesetzlich sei, einer Privat
gesellschaft eine Kriegskontribution aufzuerlegen, wurde nicht beachtet. Aehnlich mußten
auf der Insel Truk die deutschen Ansiedler japanischen Händlern weichen.
Ueber die Besetzung der deutschen Südseeinseln hatten sich die Japaner und Eng
länder (bzw. Australier) vorher nicht verständigt. Sie suchten sich offenbar nach
Möglichkeit den Rang abzulaufen, wobei die Japaner den Vorsprung gewannen. So
war z. B. vor der Insel Angaur Anfang August der englische Kreuzer „Sidney" er
schienen, hatte die Funkenstation zerstört und eine Proklamation anschlagen lassen, daß
Angaur „im Namen Seiner britischen Majestät" okkupiert sei. Als die Japaner später
von der Insel Besitz ergriffen, erklärten sie die englische Okkupation für ungültig, da sie
nicht durch Zurücklassung einer militärischen Macht effektiv geworden sei.