Deutsch-Ostafrika
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12. Januar 1915.
Mitteilung des Reichskolonialamts: Die Engländer setzten sich unter Aufbietung von
zwei Kreuzern und zwei Hilfskreuzern sowie 350 Mann farbigen und indischen Truppen
in den Besitz der der Rufiji-Mündung gegenüberliegenden Insel Mafia. Sie landeten
an der Südwestspitze der Insel bei Ras Kistwani. Die kleine, aus Polizeimannschasten
und einigen Ansiedlern bestehende Besatzung trat unter Führung des Verwalters der
Bezirksnebenstelle Tschole, Gouvernementssekretär Leutnant der Reserve Schiller dem
Feind entgegen. Sie wurde aus den Ort Ngomeni zurückgedrängt und zog sich, nach
dem ihr Führer schwer verwundet in die Hände des Feindes gefallen war, unter Führung
eines Unteroffiziers nach Norden zurück, wo sie dann vor der Uebermacht die Waffen
strecken mußte. Die gefangen genommenen Deutschen, deren Anzahl der amtliche englische
Bericht auf sechs angibt, wurden zunächst nach Britisch-Ostafrika gebracht, und sollen
von dort nach Indien überführt worden sein. Die Engländer gaben ihren Verlust mit
drei verwundeten Offizieren, sowie einem Toten und acht verwundeten Askari an. Nach
der Besetzung übernahmen die Engländer die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit. Die
Insel soll wohl als Stützpunkt für ihre Unternehmungen gegen den im Rufijifluß liegen
den Kreuzer „Königsberg" benutzt werden.
15. Januar.
Amtliche englische Meldung: Am 18. Dezember 1914 rückten wir gegen das Umba-
tal vor, um den Feind, der diesen Teil in bedeutendem Umfange feit einigen Monaten
besetzt hielt, wieder über die Grenze zu treiben. Am Abend des 20. Dezember war dieser
Zweck erreicht; am 22. Dezember vervollständigten wir unseren Besitz, indem wir
Posten am Südufer des Umba besetzten und Jassini im deutschen Gebiet nahmen.
Kürzlich hat der Feind in dieser Gegend seine Tätigkeit wieder ausgenommen, aber seine
Anstrengungen waren ohne Erfolg, und wir hielten den Platz.
19. Januar.
Meldung des Gouverneurs Schnee: In zweitägigem Gefecht am 18. und 19. Januar 1915
wurde starker Gegner bei Jassini geschlagen. Er verlor 200 Tote; vier Kompagnien
wurden gefangen genommen; der Gesamtverlust wird etwa 700 Mann betragen. 350
Gewehre, ein Maschinengewehr, zwei Reittiere und 60000 Patronen wurden erbeutet.
Einzelheiten über das Gefecht sind bisher nur aus englischer Quelle bekannt geworden.
Der „East Asrican Standard" veröffentlicht folgenden Bericht: „Schwere Gefechte fanden
in der Nähe von Wanga an der Küste statt. Wie erinnerlich, trieben unsere Truppen im
Dezember 1914 die deutschen Truppen aus dem Umbatal und errichteten Posten am Flusse
entlang, sowie einen Vorposten in Jassini auf deutschem Gebiet. Kurz darauf griff der
Feind Jassini an, wurde jedoch ohne große Schwierigkeit wieder vertrieben. Am 18. Ja
nuar 1915 jedoch versammelte der Feind heimlich eine große Macht von beinahe 2000 Mann
mit sechs Kanonen und 14 bis 16 Maschinengewehren und griff Jassini von neuem an.
Er konnte eine starke Stellung erobern und schnitt unsern vorgeschobenen Posten von seinen
rückwärtigen Verbindungen ab. Unsere Garnison in Jassini war nur klein, die Umbatal-
Streitkräste unter General Tighe griffen den Feind zweimal an, aber seine Stellung
war so stark und seine Geschützüberlegenheit so hervorragend, daß beide Versuche, Jas
sini zu entsetzen, fehlschlugen, obgleich unsere Truppen tapfer kämpften. Die Besatzung
von Jassini verteidigte sich großartig, aber am Morgen des 19. war die Munition ver
braucht, so daß sich die Besatzung ergeben mußte. Der Feind erlitt schwere Verluste.
Unsere Stellung am Umba-Flusse ist unverändert."
3. Februar 1915.
Mitteilung des Reichskolonialamts: Am 8. Januar war es den Engländern gelungen,
sich in den Besitz der am Ostufer des Viktoriasees, wenig südlich der deutsch-englischen