Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

296 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Mitte Februar 1915 
der Besatzungen der Dampfer „Feldmarschall" und „König". Der übrigen Besatzung 
war es geglückt, vorher an Land zu flüchten. Die dritte Pinasse hatte, als sie beschossen 
wurde. Kehrt gemacht. Dem Schlepper „Hellmuth" gelang der Durchbruch um 1 Uhr 
30 Minuten nachmittags mit zwei Rettungsbooten von den D.O.A.L.-Dampfern im 
Schlepp. Die dritte Pinasse brach um 4 Uhr 30 Minuten nachmittags durch, ließ aber 
vor der Einfahrt zwei unserer Leichter und ein Boot im Stich. Die Beschießung dauerte 
bis 5 Uhr nachmittags, worauf die Schiffe die Reede verließen und außer Sicht kamen. 
Das Schlachtschiff „Goliath" (14000 t) schoß aus 30,5- und 15 om-Geschützen. Abge 
geben wurden etwa 200 Schuß. Soweit bekannt, sind keine Verluste an Menschenleben 
entstanden. Der an den Maschinen der Schiffe durch die Sprengungen entstandene 
Schaden wird beim Dampfer „Feldmarschall" auf 100000, beim „König" aus 150000 Mark 
geschätzt. Unserseits wurden auf dem „Feldmarschall" drei englische Offiziere und acht 
Mann gefangen genommen. 
Am 29. November 1914 früh erschienen die gleichen Schiffe wieder vor Daressalam. 
Seitens des Kreuzers „Fox" wurde ein Signal zum Senden eines Bootes gegeben und dann 
die weiße Flagge gehißt. Das Signal blieb unserseits mit Rücksicht aus den schweren Ver 
tragsbruch der Engländer am Tage vorher unbeantwortet. Um 12 Uhr näherte sich 
„Kadett" mit weißer Flagge und dem Signal, ein Boot zu senden, fuhr aber nach ver 
geblichem Warten wieder zurück. „Fox" wiederholte die weiße Flagge, und beide Kriegs 
schiffe näherten sich. Um 2 Uhr 10 Minuten nachmittags begann die erneute Beschießung, 
die bis 4 Uhr 40 Minuten nachmittags dauerte. Es wurden Salven gefeuert und 
300 bis 400 Schuß abgegeben, wodurch mehrere Gebäude schwer beschädigt worden sind. 
Außer einigen Askariweibern sind keine Verluste an Menschenleben entstanden. Um 
5 Uhr 20 Minuten nachmittags näherte sich wieder ein Schlepper unter weißer Flagge. 
Unserseits wurde keine Antwort gegeben. 
10. Dezember 1914. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Die Engländer unternahmen mit einem Wasser 
flugzeug einen Angriff auf die im Rufiji-Delta liegende „Königsberg" (vgl. II, 
S. 263). Das Flugzeug wurde aus irgend einem Grunde gezwungen, niederzugehen 
und trieb nördlich des Delta, in der Nähe des dort errichteten Offizierpostens an Land, 
wo die beiden Fliegeroffiziere gefangen genommen wurden. Ein mit Unterstützung zweier 
Hilfskreuzer, die den Posten unter Feuer nahmen, herankommender Dampfer wurde von 
dem Posten durch Geschützfeuer vertrieben. Während dieses Gefechtes gelang es den 
Engländern, das gänzlich zerstörte Flugzeug durch ein armiertes Motorboot abzuschleppen, 
von dessen Besatzung drei Mann fielen. Deutscherseits entstanden keine Verluste. 
23. Dezember 1914. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Die Engländer versuchten einen neuen Angriff 
auf die „Königsberg". Sie erschienen mit „Fox", dem Hilfskreuzer „Kinfauns Castle" 
und dem stark besetzten und bewaffneten Hilfsdampfern „Duplex" und „Adjutant" vor 
der Rufiji-Mündung. Die beiden letztgenannten Schiffe versuchten die Einfahrt in 
die Simba—Ulanga-Mündung zu erzwingen, gerieten in ein heftiges Gefecht mit der 
Landstellung und mußten sich zurückziehen. Später beschossen sie erfolglos die weiter 
südlich an der Kiomboni-Mündung gelegene Stellung und kehrten dann zu den draußen 
liegenden Kreuzern zurück. Die Haltung unserer Truppe, die keine Verluste erlitt, war 
sehr gut. Vielleicht aus Aerger über den am Morgen davongetragenen Mißerfolg 
wandte sich „Kinfauns Castle" am Nachmittage des gleichen Tages gegen Kilwa- 
Kiwindje und beschoß diese unverteidigte und offene Stadt ohne Veranlassung und 
ohne vorherige Anmeldung. Es wurden 112 Schuß abgegeben, wodurch Gebäude be 
schädigt wurden. Menschen sind nicht verletzt worden.
	        
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