274 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England
sind also wohlbehalten zurückgekehrt. Nur einer fehlte; seine Flugmaschine wurde zer
stört acht Meilen von Helgoland entfernt gesehen. Er selbst ist, wie man jetzt erfährt,
in Holland interniert worden.
Ein englischer Marineoffizier schreibt seinen Angehörigen über den Fliegerkampf: „Um
5 Uhr 30 Minuten setzten wir die Flugzeuge ins Wasser, die nach Cuxhaven zu flogen.
Zweien gelang der Abflug nicht. 16 Minuten, nachdem die Flugzeuge ins Wasser ge
lassen worden waren, erschienen ein Zeppelin und eine Taube, die lebhaft von uns mit
Ballonabwehrkanonen und Maximgeschützen beschossen wurden. Der Zeppelin verschwand
für eine Weile, aber die Taube kam heran und flog schließlich über uns. Die Gewehre
gingen knack — knack, und die Maschinengeschütze knatterten. Dazwischen mischte sich
von Zeit zu Zeit ein hellerer Knall der Geschütze. Die Taube flog jedoch außerordentlich
schnell und so hoch, daß wir sie nicht erreichen konnten. Sie warf eine Bombe, die
einige Meter entfernt von einem der uns begleitenden Kriegsschiffe niederfiel. In einem
Augenblick glaubten wir, daß wir den Apparat getroffen hätten. Die Taube kam aber
nicht herunter, sondern verschwand, so schnell sie konnte. Der Zeppelin kam wieder in
Sicht und sah gegen die Sonne, die hinter ihm stand, geradezu wunderbar aus, aber
er war einige Meilen entfernt. Um 8 Uhr hatte der erste Angriff stattgefunden; um
9 Uhr kam die Taube wieder, griff eines unserer Unterseebote an und warf sechs Bomben.
Bis zu 70 Fuß hoch spritzte das Wasser an den Aufschlagstellen in die Lüste. Auch
über unseren Schiffen erschien die Taube wieder, wir schossen nach ihr, verfehlten sie
aber. Als der Zeppelin schließlich noch etwa eine Meile von uns entfernt war, er
öffneten wir das Feuer aus unseren 15-Zentimetergeschützen. Ein anderer, uns be
gleitender Kreuzer tat dasselbe. Aber der Zeppelin war zu hoch, um getroffen zu werden.
In dieser Zeit kamen drei von unseren Wasserflugzeugen zurück. Wir fischten sie auf und
warteten auf die anderen bis zum Mittag. Sie kamen jedoch nicht zurück, und so
nahmen wir sie als verloren an und fuhren zurück. Der Zeppelin hielt sich immer einige
Meter hinter uns, bis er schließlich verschwand."
Das Seegefecht bei Helgoland
24. Januar.
Amtliche deutsche Meldung: Bei einem Vorstoß S. M. Panzerkreuzer „Seydlitz",
„Dersslinger", „Moltke" und „Blücher" in Begleitung von vier kleinen Kreuzern
und zwei Torpedobootsflottillen in die Nordsee, kam es vormittags zu einem Gefecht
mit englischen Streitkrästen in der Stärke von fünf Schlachtkreuzern, mehreren kleinen
Kreuzern und 26 Torpedobootszerstörern. Der Gegner brach nach drei Stunden 70 Seemeilen
West-Nordwest von Helgoland das Gefecht ab und zog sich zurück. Nach bisheriger Mel
dung ist auf englischer Seite ein Schlachtkreuzer, von unseren Schiffen der Panzerkreuzer
„Blücher" gesunken. Alle übrigen deutschen Streitkräfte sind in dieHäfen zurückgekehrt.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlichte folgenden halbamtlichen
Bericht: „Ueber das Seegefecht, das am 24. Januar in der Zeit von etwa 9 Uhr
vormittags bis gegen 12% Uhr mittags stattgefunden hat, sind inzwischen nähere Be
richte eingegangen, die die ersten amtlichen deutschen Meldungen nicht nur in vollem
Umfange bestätigen, sondern sie in gleicher Richtung ergänzen. Diese Tatsache möge
vorweg festgestellt sein, da von englischer Seite behauptet wird, daß kein englisches Schiff
verloren gegangen sei. Es verdient allerdings hervorgehoben zu werden, daß die „amt
liche" Meldung nicht von der britischen Admiralität herrührt, vielmehr unter der Flagge
des Reuterschen Bureaus in die Welt gesandt wird. Der englischen Ableugnung gegen
über ist daran festzuhalten, daß in dem Gefecht bei Helgoland tatsächlich ein britischer
Schlachtkreuzer gesunken ist. Das steht außer Zweifel. Sein Untergang wurde von