270 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England
Linienschiff „Formidable" durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht. Das Boot
wurde durch Zerstörer verfolgt, aber nicht beschädigt.
Nach amtlichen englischen Meldungen sind von der 750 Mann starken Besatzung nur
200 gerettet worden.
Aus den Erzählungen von Geretteten des englischen Panzerschiffs „Formidable" ist
folgendes hervorzuheben: Die Mannschaften hatten gerade mit Glocken und Zinnbechern
das neue Jahr eingeläutet, als das Schiff getroffen wurde. Eine heftige Explosion fand
statt. Das Wasser drang sofort in Strömen in das Schiff ein, das elektrische Licht er
losch. Zum Glück erfolgte keine Explosion der Munitionskammer, sonst wäre niemand
gerettet worden. Viele hatten sich schon in die Schlafräume begeben. Der Kapitän
erteilte sofort Befehl, die Boote auszusetzen, doch war dies nur an der Steuerbordseite
möglich, da das Schiff links überneigte. Als die Geretteten das Schiff verließen, sahen
sie viele Mannschaften auf dem Hinterdeck stehen und ruhig ihre Pfeife oder Zigarette
rauchen. Der Kapitän stand, eine Zigarette rauchend, auf der Kommandobrücke, sein
Hündchen neben ihm, als das Schiff in den Wellen verschwand.
20. Januar 1915.
Vor Nieuport ist das französische Torpedoboot „219" untergegangen. Fünf
Mann der Besatzung sind ertrunken, 35 wurden gerettet.
25. Januar.
Amtliche englische Meldung: Das Truppentransportschiff „Vicnor" ist mit seiner
ganzen Besatzung untergegangen. Einige Leichen und Schiffstrümmer sind an der nordirischen
Küste ans Land gespült worden. Das Schiff ist offenbar auf 'eine deutsche Miene gestoßen.
3. Februar 1915.
Amtliche englische Meldung: Der englische Hilfskreuzer „Clan Mac Naughter"
ist gesunken. Auf dem Schiff befanden sich 20 Offiziere und 260 Mann, die vermutlich
alle umgekommen sind.
Deutscher Vorstoß an die englische Ostküste
16. Dezember 1914.
Amtliche deutsche Meldung: Teile unserer Hochseestreitkräfte haben einen Vorstoß nach
der englischen Ostküste gemacht und in der Frühe die befestigten Küstenplätze Scar-
borough, Hartlepool und Whitby beschossen. Bei ihrer Annäherung an die
englische Küste wurden unsere Kreuzer bei unsichtigem Wetter durch vier englische Tor
pedobootszerstörer erfolglos angegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer
kam in schwer beschädigtem Zustande aus Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden
zum Schweigen gebracht, die Gasbehälter vernichtet. Mehrere Detonationen und drei
große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küsten
wachtstation und das Wasserwerk von Scarborough, die Küstenwacht- und Signalstation
von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien einige
Treffer, die nur geringen Schaden verursachten. An anderer Stelle wurde noch ein
weiterer englischer Torpedobootszerstörer zum Sinken gebracht.
Amtliche englische Meldung: Bei der Beschießung von Hartlepool wurden 82 Per
sonen getötet und 250 verwundet. Von den auf der Höhe von Hartlepool befindlichen
englischen Schiffen, dem kleinen Kreuzer „Patrol" und dem Torpedobootszerstörer „Doon"
sind fünf Matrosen getötet und 15 verwundet worden.
Ein deutscher Matrose, der an dem Angriff aus die drei englischen Hafenstädte teil
genommen hat, schreibt der „Frankfurter Zeitung": „Mit mehreren anderen Schiffen
waren wir ausgelaufen und hatten den Kurs nach Englands Küste genommen. Jedes
der an der Expedition beteiligten Schiffe erhielt eine besondere Aufgabe. Sie sollten zu