Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

270 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England 
Linienschiff „Formidable" durch Torpedoschuß zum Sinken gebracht. Das Boot 
wurde durch Zerstörer verfolgt, aber nicht beschädigt. 
Nach amtlichen englischen Meldungen sind von der 750 Mann starken Besatzung nur 
200 gerettet worden. 
Aus den Erzählungen von Geretteten des englischen Panzerschiffs „Formidable" ist 
folgendes hervorzuheben: Die Mannschaften hatten gerade mit Glocken und Zinnbechern 
das neue Jahr eingeläutet, als das Schiff getroffen wurde. Eine heftige Explosion fand 
statt. Das Wasser drang sofort in Strömen in das Schiff ein, das elektrische Licht er 
losch. Zum Glück erfolgte keine Explosion der Munitionskammer, sonst wäre niemand 
gerettet worden. Viele hatten sich schon in die Schlafräume begeben. Der Kapitän 
erteilte sofort Befehl, die Boote auszusetzen, doch war dies nur an der Steuerbordseite 
möglich, da das Schiff links überneigte. Als die Geretteten das Schiff verließen, sahen 
sie viele Mannschaften auf dem Hinterdeck stehen und ruhig ihre Pfeife oder Zigarette 
rauchen. Der Kapitän stand, eine Zigarette rauchend, auf der Kommandobrücke, sein 
Hündchen neben ihm, als das Schiff in den Wellen verschwand. 
20. Januar 1915. 
Vor Nieuport ist das französische Torpedoboot „219" untergegangen. Fünf 
Mann der Besatzung sind ertrunken, 35 wurden gerettet. 
25. Januar. 
Amtliche englische Meldung: Das Truppentransportschiff „Vicnor" ist mit seiner 
ganzen Besatzung untergegangen. Einige Leichen und Schiffstrümmer sind an der nordirischen 
Küste ans Land gespült worden. Das Schiff ist offenbar auf 'eine deutsche Miene gestoßen. 
3. Februar 1915. 
Amtliche englische Meldung: Der englische Hilfskreuzer „Clan Mac Naughter" 
ist gesunken. Auf dem Schiff befanden sich 20 Offiziere und 260 Mann, die vermutlich 
alle umgekommen sind. 
Deutscher Vorstoß an die englische Ostküste 
16. Dezember 1914. 
Amtliche deutsche Meldung: Teile unserer Hochseestreitkräfte haben einen Vorstoß nach 
der englischen Ostküste gemacht und in der Frühe die befestigten Küstenplätze Scar- 
borough, Hartlepool und Whitby beschossen. Bei ihrer Annäherung an die 
englische Küste wurden unsere Kreuzer bei unsichtigem Wetter durch vier englische Tor 
pedobootszerstörer erfolglos angegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer 
kam in schwer beschädigtem Zustande aus Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden 
zum Schweigen gebracht, die Gasbehälter vernichtet. Mehrere Detonationen und drei 
große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küsten 
wachtstation und das Wasserwerk von Scarborough, die Küstenwacht- und Signalstation 
von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien einige 
Treffer, die nur geringen Schaden verursachten. An anderer Stelle wurde noch ein 
weiterer englischer Torpedobootszerstörer zum Sinken gebracht. 
Amtliche englische Meldung: Bei der Beschießung von Hartlepool wurden 82 Per 
sonen getötet und 250 verwundet. Von den auf der Höhe von Hartlepool befindlichen 
englischen Schiffen, dem kleinen Kreuzer „Patrol" und dem Torpedobootszerstörer „Doon" 
sind fünf Matrosen getötet und 15 verwundet worden. 
Ein deutscher Matrose, der an dem Angriff aus die drei englischen Hafenstädte teil 
genommen hat, schreibt der „Frankfurter Zeitung": „Mit mehreren anderen Schiffen 
waren wir ausgelaufen und hatten den Kurs nach Englands Küste genommen. Jedes 
der an der Expedition beteiligten Schiffe erhielt eine besondere Aufgabe. Sie sollten zu
	        
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