Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der große Vorftoß der Oesterreicher nach Serbien 15 
Zu gleicher Zeit, als die eine der beiden österreichisch-ungarischen Armeegruppen 
Krupanj und die Höhen der Valjevoerstraße besetzten, hatten andere ihrer Truppenteile 
auch nordöstlich von Lesnica wichtige Erfolge erzielt. Nach Besitznahme der Eisen 
bahnlinie Sabac—Lesnica nahmen sie auch den noch in serbischen Händen befindlichen 
südwestlichen Teil der parallel mit der Eisenbahn laufenden Sabac—Lesnicaer Chaussee 
und besetzten die längs der Chaussee liegenden Ortschaften P e t l o v a c a und R i b a r i. 
Damit wurde die Verbindungsstraße von Sabac bis Lesnica vor jeder Ueberraschung 
beschützt; der Lebensmitteltransport konnte auf ihr fortgeschafft, Prinjavor erreicht 
und die Vereinigung mit den südlich von Lesnica stehenden österreichisch-ungarischen 
Truppen durchgeführt werden. 
Infolge der zweiten Erstürmung von Sabac war die in der Macva kämpfende 
zweite serbische Armee nach Südosten abgedrängt worden. Sie blieb aber auf 
den Höhen südlich von Sabac in Stellung. Diese außerordentlich starken Verteidigungs 
linien der bei Lesnica beginnenden Gebirgskette Cer Planina waren fast festungs 
artig ausgebaut und seit langer Zeit sorgfältig vorbereitet, nicht bloß zur Verteidigung, 
sondern auch zum Aufenthalt während des härtesten Winters. Die erste Linie bestand 
aus zusammenhängenden, durch aufgeworfene Erde geschützten Deckungen. Aus diesen 
führten Laufgräben zur zweiten Linie aus betonierten Befestigungen mit entsprechenden 
Artilleriepositionen. Hier war die Reserve untergebracht, und von hier beschossen 
serbische Batterieen die österreichischen Stellungen. Nach dem „Esti Ujsag" waren der 
Gebirgslehne entlang Erdhütten eingebaut, in die sich ein Teil der kämpfenden Truppen 
für die Nachtzeit zurückziehen konnte. 
Als nun aber die Bahnlinie Sabac—Lesnica von den österreichisch-ungarischen 
Truppen genommen wurde und sich die dort stehende erste und dritte serbische Armee 
zurückziehen mußten, wurden die auf der Cer-Planina eingegrabenen Truppen stark 
exponiert; und da gleichzeitig die Höhen von Misar nach mehrtägigen Kämpfen erstürmt 
worden waren und der am Saveufer auf der Belgrader Kunststraße östlich vordringende 
Teil der österreichisch-ungarischen Wehrmacht O ch r i d besetzte und einen Flankenangriff 
auf die von der Planina sich bis zu diesem Ort hinziehenden feindlichen Stellungen 
richtete, sahen sich die Serben nach heftigen Sturmkämpfen gezwungen, ihre großartigen 
Betonwerke aufzugeben, um nicht abgeschnitten zu werden. Alle drei serbischen Heere 
mußten sich in ganzer Linie nach Süden zurückziehen, stark behindert vom Train, der in 
der Richtung nach Koceljevo flüchtete. Hier traf das flüchtende serbische Heer am 
14. November 1914 ein, um noch im Laufe der Nacht den eiligen Rückzug nach den 
befestigten Stellungen von V a l j e v o fortzusetzen. 
Ueber die am 15. November erfolgte Einnahme Valjevos berichtet die „Neue 
Freie Presse": „Die österreichisch-ungarische Armee war in fünf Kolonnen vorgerückt, 
von denen drei von Norden kommend bald auf Kanonentragweite vor Valjevo eintrafen, 
während die beiden Südkolonnen, die anfangs durch große Geländeschwierigkeiten auf 
gehalten worden waren, später die serbischen Stellungen von Südwesten her überrumpel 
ten. Der Angriff begann um 11 Uhr vormittags und stieß zunächst auf erbitterten Wider 
stand. Der Kampf war jedoch nur kurz. Die österreichisch-ungarischen Truppen umfaßten 
den serbischen linken Flügel und drückten ihn ein, während der rechte Flügel von der 
Kolubara her mit Umzingelung bedroht war. Gegen die Höhen von Brisanki und 
Jauting, auf denen die Serben noch Widerstand leisteten, richtete sich nun ein heftiges 
Feuer der österreichisch-ungarischen Artillerie. Dagegen gab es für die Serben keine 
Rettung mehr: sie mußten auf Arandjelowac zurückgehen. Um 5 Uhr nachmittags, 
also nach nur sechsstündigem Kampfe, war Valjevo, das die Serben seit Jahren zu einer 
förmlichen Festung ausgestaltet und für uneinnehmbar gehalten hatten, genommen.
	        
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